Stadtentwicklung: Mehr Mut und mehr Grün für die Muthgasse

Einst fuhr hier die U6, seit 1996 liegt die ehemalige U-Bahn-Trasse aber brach. Hier stünden rund 8.000 Quadratmeter zum Flanieren und Begrünen bereit.
Heiligenstadt soll ein Zentrum für Pharma- und Biotechnologieunternehmen werden. Auch die Umgestaltung der alten U6-Trasse in einen Park ist im Gespräch.

Einst war Heiligenstadt ein ruhiger Vorort Wiens, in dem etwa Ludwig van Beethoven ein paar Jahre wohnte, dominant war der Weinbau.

Heutzutage drängt sich der Charme des Viertels, vorsichtig formuliert, nicht auf den ersten Blick auf: Die Muthgasse ist eine Durchzugsstraße, die entlang von Bürogebäuden und Baustellen führt. Doch hier wird nun kräftig investiert: 3.300 neue Arbeitsplätze sollen entstehen – und sogar von einem Freizeitpark auf der brachliegenden U6-Trasse ist die Rede. Am Dienstag wurden die Pläne unter dem Motto „der Mut kehrt in die Muthgasse ein“ präsentiert.

Mehr Arbeitsplätze, mehr Bewohner sowie mehr Grünraum sollen das Grätzel in Zukunft aufwerten und lebenswerter machen. Dazu könnte die ehemalige Trasse der U6 begrünt werden. Seit 1996 liegt der Abschnitt zwischen Spittelau und der Heiligenstädter Straße nämlich brach: „Hier braucht es dringend eine Revitalisierung“, sagte der Döblinger Bezirksvorsteher Daniel Resch.

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Unternehmen: Bisher dominieren im Stadtquartier Muthgasse die Branchen Handel (21 Prozent), Information und Kommunikation
(16 Prozent) und wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (14 Prozent).

1,1 Milliarden Euro an jährlicher Wertschöpfung erzielen die derzeit hier angesiedelten 300 Unternehmen.

300 Millionen Euro wurden bisher  in das Quartier investiert, 27 von der Stadt, 277 von der Privatwirtschaft.

New York als Vorbild

Daher könnte hier ein Hochpark entstehen – nach Vorbild des High Line Parks in New York: Eine ehemalige Güterzugtrasse in Manhattan wurde zu einem Park umgestaltet, der mittlerweile acht Millionen Besucher pro Jahr anzieht.

Über 800 Meter und auf 41 Stadtbahnbögen erstreckt sich das potenzielle Areal in Wien. Das wären 8.000 Quadratmeter zum Flanieren im Grünen: „Wir könnten hier Foodtrucks aufstellen oder einen Weihnachtsmarkt errichten, den wir Döblinger uns so sehr wünschen“, sagte Resch. Auch den Donaukanal und die Weinberge wolle man anbinden. „Dann wären wir aus keinem Reiseführer mehr wegzudenken.“

Noch Zukunftsmusik

Freilich, noch ist das Zukunftsmusik: Konkrete Schritte müsse man nun im Landtag beschließen. Aber auch Walter Ruck, Präsident der Wiener Wirtschaftskammer, ist ein Fürsprecher der Nutzung der Stadtbahnbögen als Freizeitareal: „Arbeit, Wohnen und Freizeit sollen in Wien kleinräumig möglich sein“, betonte er.

Technologie der Zukunft

Was Arbeitsplätze betrifft, so wolle man sich zu einem „starken Pharmastandort und Biotechnologie-Hotspot entwickeln“, erklärte Alexander Biach, Direktor-Stellvertreter der Wiener Wirtschaftskammer.

Aktuell haben bereits 300 Unternehmen ihren Standort im Stadtquartier Muthgasse, sie beschäftigen 6.760 Mitarbeiter. Die Universität für Bodenkultur, die bereits hier angesiedelt ist, könne etwa „wie ein Magnet“ wirken und noch mehr Unternehmen aus dem Forschungsbereich anziehen. Unter anderem seien auch 265 neue serviced Apartments geplant, etwa für Forscher, die vorübergehend hier arbeiten.

"Musterbeispiel für Stadtentwicklung"

„Bisher wurden rund 300 Millionen Euro in der Muthgasse investiert, weitere 445 Millionen sind in Planung“, erklärte Biach. Bei einer Entwicklung zu einem Technologie-Cluster könne man mit einer jährlichen Wertschöpfung von 420 Millionen Euro rechnen. „Das Stadtquartier könnte jedenfalls ein Musterbeispiel für Stadtentwicklung werden“, betonte Biach.

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