Stadt versteigert alte Fahrzeuge: Brauchen Sie ein Müllauto?
Karl Buhl ist am Montag früh aufgestanden. Um 7.30 Uhr hat sich der Chef eines Baumaschinenverleihs aus der kleinen Ortschaft Eisenbergeramt im Bezirk Krems mit seinem Bruder auf den Weg nach Wien gemacht. Genauer, nach Simmering.
Sein Ziel: Ein Rasenmäher der Marke Toro. Den sucht Buhl allerdings nicht in einem Baumarkt, sondern bei der MA48. Auf dem Gelände des Abschlepp-Platzes bei der Autobahnabfahrt Simmeringer Haide versteigert die Stadt nämlich regelmäßig ausgemusterte Geräte und Fahrzeuge. Wer also schon immer den Schnee vor der Einfahrt mit seinem privaten Schneepflug wegräumen wollte, den Mist im eigenen Müllsammelfahrzeug abtransportieren möchte oder schlicht eine Kehrmaschine für den Vorgarten sucht, kann noch heute, Dienstag, dort die entsprechenden Geräte besichtigen.
Buhl aber sucht nur den Mäher. Warum? „Ich hab mir da schon einmal einen gekauft, aber da fehlen so viele Teile im Hintergrund“, erzählt er. Also sucht er eigentlich Ersatzteile. Denn die ausgemusterten Fahrzeuge sind vielfach reparaturbedürftig und nicht amtlich überprüft – worauf auch die Stadt selbst hinweist. Wer ein Fahrzeug oder Gerät erwerben will, muss ein schriftliches Gebot abgeben, das bis spätestens 7. September, 13 Uhr, im Büro der MA48 in Margareten einlangen muss.
Ferrari unterm Hammer
450 Fahrzeuge und Geräte gibt die MA 48, Magistratsabteilung für Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark, im Schnitt pro Jahr weiter
300 bis 400 Angebote für etwa 40 bis 50 Fahrzeuge trudeln bei der MA 48 pro Versteigerungsevent ein. Bis zu zehn solche finden im Jahr statt
Müllfahrzeuge sind vor allem für Firmen interessant. Oft werden die ausgemusterten Fahrzeuge dann im Ausland eingesetzt. Oder sie werden repariert und
weiterverkauft
Es ist kurz nach neun Uhr, als sich Buhl beim Portier eine Einfahrtsgenehmigung für das Gelände an der Autobahnabfahrt holt und routiniert den richtigen Parkplatz ansteuert. Der Niederösterreicher kennt sich aus. Drei bis vier Mal pro Jahr ist er bei derartigen Versteigerungsterminen.
„Ich habe hier auch schon einen Traktor gekauft“, erzählt der Niederösterreicher, während er sich umschaut. An diesem Montag stehen neben vier Müllautos gleich 28 Rasenmäher des Stadtgartenamts zum Verkauf. Auch Klein-Lkw und ein Ferrari warten auf Interessenten. Gemeint ist natürlich ein Aufsitzmäher der Marke Gianni Ferrari und kein Sportwagen.
Seit mehr als 20 Jahren mustert die Stadt ihre in die Jahre gekommenen Gerätschaften aus. Es ist auch ein Beitrag zur Abfallvermeidung, heißt es bei der MA48.
Vor Ort ist noch recht wenig los, der Dienstag sei traditionell stärker besucht, erzählt der Mitarbeiter.
Vereinzelt spazieren Männer über das Areal zwischen den Reigen von Autos und Autoteilen und begutachten diese. An vielen Fahrzeugen hängen Schilder mit der Aufschrift „nicht zu verkaufen“. Diese Lkw müssen erst ausgeschieden werden und kommen in naher Zukunft unter den Hammer.
Begehrte Waren
Denn derartige Versteigerungen finden bis zu zehn Mal pro Jahr statt. Pro Event trudeln zwischen 300 und 400 Angebote herein, 40 bis 50 Fahrzeuge und Geräte wechseln den Besitzer. Im Schnitt werden pro Jahr 450 Stück weitergegeben, erklärt eine MA48-Sprecherin. Das Interesse sei breit gefächert.
Montagvormittag sind die Müllautos aber noch Ladenhüter. Wer braucht auch tatsächlich ein derartiges Fahrzeug? Vor allem Firmen, erfährt der KURIER vor Ort. Ausländische, die die Lkw gleich selbst reparieren und einsetzen, oder inländische, die Fahrzeuge restaurieren und dann weiterverkaufen. Fünfstellige Beträge muss man für so ein Gefährt schon auf den Tisch legen. Kleintransporter, Kleintraktoren und die aktuell so zahlreich angebotenen Rasenmäher sind wiederum für Landwirte interessant.
Oder Unternehmer wie Karl Buhl. Der wird diesmal aber leider nicht fündig. Die Mäher sind ihm alle zu klein. Er findet keinen passenden der Marke Toro für seine Ersatzteile. „Dann fahren wir halt wieder.“ Er kommt bestimmt bald wieder.
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