Spitzenreiter in Österreich: Trotz Krise 9.000 Neugründungen in Wien

Gründer-Service WKO OÖ
Ein Viertel der Gründer gibt innerhalb von drei Jahren auf, Service soll ausgebaut werden. Kritik an Rot-Weiß-Rot-Karte: „Rohrkrepierer“.

In der Gründerszene in Wien herrscht Aufbruchstimmung. Das zeigen aktuelle Zahlen der Wirtschaftskammer Wien. Demnach wurden 2021 etwas mehr als 9.000 Unternehmen gegründet, das bedeutet ein Plus von 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit gibt es auch mehr Neugründungen als im Vor-Pandemie-Jahr 2019.

Das zeige nicht nur den Optimismus in der Unternehmerschaft, sagt Wiens Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck, sondern auch „dass der Wirtschaftsstandort Wien auch in schwierigen Zeiten mehr als konkurrenzfähig ist“. Besonders der Vergleich mit dem Rest Österreich sei „höchst erfreulich“. Im ganzen Land haben die Gründungen um 4,4 Prozent zugelegt. „Das ist auch schon beeindruckend, aber Wien ist noch mal besser“, so Ruck.

Durch die Neugründungen wurden 16.200 direkte Arbeitsplätze geschaffen und eine Wertschöpfung von 3,9 Milliarden Euro generiert. Zur Einordnung. Der gesamte Standort Wien generiert jährlich eine Wertschöpfung von 100 Milliarden Euro.

Spitzenreiter in Österreich: Trotz Krise 9.000 Neugründungen in Wien

Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien zieht Bilanz über das erfolgreiche Jahr der Gründerszene.

Im Schnitt 36 Jahre alt

Wiens Gründer sind zudem im Schnitt die jüngsten Gründer in Österreich. Der Altersdurchschnitt liegt in Wien bei 36 Jahren, österreichweit bei 38 Jahren. Das sorge für „Innovationsgeist und Mut, neue Impulse zu setzen“, sagt Barbara Havel, Vorsitzende der Jungen Wirtschaft Wien.

Mehr als ein Drittel der Neugründungen sind im Gewerbe und Handwerk angesiedelt, immerhin 6,8 Prozent haben in den krisengebeutelten Branchen Tourismus und Gastro gegründet.

Doch nicht alles ist eitel Wonne bei den Gründern. Wenn man sich ansieht, wie viele Unternehmen nach drei Jahren noch existieren, hinkt man dem Österreichschnitt hinterher. Bundesweit existieren dann noch 78 Prozent, in Wien nur 74,1 Prozent.

Das liege unter anderem daran, dass in Wien „kapitalärmer gegründet werde“, sagt Ruck. In anderen Bundesländern brauche man von Beginn an mehr Kapital, um Investitionen in große Maschinen oder Ähnliches tätigen zu können. Wenig Kapital wird im dritten Jahr deswegen oft zum Problem, weil dann höhere Sozialversicherungsbeiträge fällig sind.

Beratungen ausbauen

Darum will man die Beratung in den ersten drei Jahren noch weiter ausbauen, sagt Ruck, und die neuen Unternehmer am Anfang „noch näher begleiten“. Auch die Förderung von Start-ups soll ausgebaut werden. Seit 2021 gibt es beim Gründerservice darum ein eigenes Team von vier Personen, das sich speziell um Start-ups kümmert.

Heuer startet zusätzlich die „Born Global Academy“ für exportorientierte Start-ups. Dabei erarbeiten die Teilnehmer unter anderem konkrete Expansionsmaßnahmen für definierte Zielregionen.

Gerade bei Start-ups brauche es allerdings oft auch hoch qualifiziertes Personal aus dem Ausland. Dies sei allerdings oft schwierig, so Ruck. Das dafür vorgesehene Prozedere mit der Rot-Weiß-Rot-Karte sei zu bürokratisch und zu langwierig. „Die Karte ist einfach ein Rohrkrepierer“, so Ruck. „Das zeigt sich allein bei den Zahlen.“ Ob sich das künftig bessert, wird sich zeigen. Schließlich wurde nun in der Austria Business Agency (ABA) eine eigene Servicestelle eingerichtet, die Firmen bei der Beantragung von Rot-Weiß-Rot-Karten helfen soll

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