Bankangestellter verzockt fast 500.000 Euro seiner Kunden
Innerhalb von nur fünf Monaten hat der Angestellte einer Bankfiliale in Wien fast 500.000 Euro von den Konten seiner Kunden auf sein eigenes Konto transferiert. Gehabt hat er von dem Geld aber nur wenig - er verzockte alles auf diversen Onlineplattformen. Vor allem Sportwetten haben es dem 31-jährigen Österreicher angetan.
Damit den Kunden die Überweisungen nicht auffielen, stellte der Angeklagte im System ein, dass die Kunden ihre Kontoauszüge erst am Jahresende erhalten.
"So etwas erlebt man nur selten", sagt sein Anwalt Nikolaus Rast beim Prozess am Mittwoch am Wiener Landesgericht für Strafsachen. Sein wegen Untreue angeklagter Mandant sei zu ihm in die Kanzlei gekommen und habe die Tat von sich aus gestanden. Rast riet ihm, eine Selbstanzeige zu erstatten. Das tat er dann auch.
Ihm sei damals einfach alles zu viel geworden, er wusste, dass alles auffliegen werde. Drei Tage sei er nicht nach Hause gekommen, weswegen seine Frau sogar eine Vermisstenanzeige erstattete.
Auch vor Gericht bekannte sich G. schuldig: "Ich bin seit Jahren spielsüchtig. Um meine Sucht zu befriedigen, habe ich das Geld von vier Kunden auf mein Konto transferiert", sagt der 31-Jährige aus. 494.000 Euro seien das zwischen Mai und Oktober 2020 gewesen. "Gewonnen habe ich selten und wenn, dann habe ich es gleich wieder verspielt", schildert der Vater eines zwei Jahre alten Kindes.
Mildernde Umstände
Bei der Bank arbeitet der Angeklagte mittlerweile nicht mehr - er hat aber wieder zwei Jobs. Einen Geringfügigen am Wochenende und eine Vollzeitanstellung unter der Woche. "Mit Geld hat er dort bewusst nichts mehr zu tun", sagt Rast. Er brauche die Jobs auch, um die Schulden an die Bank zurückzuzahlen.
Deswegen plädierte der Anwalt für eine milde Bestrafung: "Er ist geständig, nicht vorbestraft und befindet sich bereits in Therapie". Selbst sein ehemaliger Arbeitgeber, die Bank, habe erkannt, dass G. kein klassischer Krimineller, sondern ein kranker Mensch sei, so Rast.
Auch die Staatsanwältin erkannte die mildernden Umstände: "Er hat die Ermittler selbst auf seine Spur gebracht". Aber der Schaden sei sehr hoch und man müsse auch den Vertrauensbruch gegenüber den Bankkunden berücksichtigen, merkt die Vertreterin der Anklagebehörde an: "Die Menschen sind gegenüber Banken sowieso schon misstrauisch". Bis zu zehn Jahre Haft drohen bei Untreue gemäß §153 des Strafgesetzbuches.
Therapie statt Strafe
Das Schöffengericht wollte dem Mann aber eine Chance geben: Er wurde zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Die Therapie gegen seine Spielsucht muss der 31-jährige fortsetzen und dies dem Gericht vierteljährlich nachweisen, das Geld muss er in Raten zurückzahlen. "Der Schaden ist extrem hoch, er hat aber rechtzeitig die Kurve gekratzt", erklärt die Richterin. "Das war ein Geschenk, nutzen Sie es", ruft sie dem Angeklagten hinterher.
"Das ist wie Ostern und Weihnachten an einem Tag", zeigte sich auch Anwalt Nikolaus Rast mit dem bereits rechtskräftigen Urteil zufrieden.
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