16-Jährige in Wiener Bahnstation vergewaltigt

16-Jährige in Wiener Bahnstation vergewaltigt
"Das hat sie erfunden", behauptet der 17-jährige Angeklagte. Zwei Jahre teilbedingte Haft; nicht rechtskräftig.

Was ein 17-Jähriger unter einer "Beziehung" versteht, ist durchaus ungewöhnlich. Der Bursche, ein Österreicher mit türkischen Wurzeln, soll ein 16-jähriges Mädchen, ebenfalls mit türkischem Migrationshintergrund am Hauptbahnhof vergewaltigt haben. "Das hat sie erfunden", behauptet er. Denn eigentlich war man in einer Beziehung.

Kennen gelernt hatten sich die beiden im vergangenen Mai auf Instagram. Rasch tauschte man Telefonnummern aus und begann, sich gegenseitig Nachrichten zu schreiben. Doch als das Mädchen den Kontakt wieder einstellen wollte, soll er gedroht haben, der 16-Jährigen und ihrem jüngeren Bruder etwas anzutun - wenn sie ihm nicht Nacktfotos schickt. Was das Mädchen schließlich auch tat.

"Sie hat mich geliebt"

Zwei Tage später folgte das erste Treffen - auf der Donauinsel. Laut Staatsanwalt, weil er sie damit erpresst hatte, die Bilder ins Internet zu stellen. Das schildert der Jugendliche anders: "Wir haben eine Stunde lang geredet." Es habe keinen Körperkontakt gegeben - dennoch sei man ab diesem Zeitpunkt ein Paar gewesen. "Sie hat mich geliebt und ich sie."

Die Richterin wird stutzig: "Sie haben nicht einmal Händchen gehalten und dann schickt sie Ihnen Nackfotos?" Das sei heute ganz normal, sagt der 17-Jährige. Und: "Sie hat mir das einfach so geschickt. Ich wollte das gar nicht."

Die Bilder wurden via Snapchat versendet - eigentlich löschen sie sich nach wenigen Sekunden automatisch wieder. Doch ein Freund des Angeklagte fotografierte sie mit seinem Handy ab und schickte sie dem Burschen. Und damit soll er das Mädchen dann erneut erpresst haben. Auch das bestreitet er. Doch die Richterin liest eine Nachricht vor, die er verschickt hatte: "Ich werde die Bilder hochladen".

Nacktfotos am Handy

Es kam zu einem weiteren Treffen am Hauptbahnhof. Dort, so die Anklage, lockte der Bursche die 16-Jährige in einen abgelegenen Bereich und soll sie vergewaltigt haben. "Nein!", erklärt der Angeklagte. Er habe vor ihren Augen die Fotos gelöscht. Dann habe sie ihn stürmisch geküsst. Mehr nicht. Und außerdem: Er habe die "Beziehung" nach zwei bis drei Wochen beendet. Das habe sie nicht verkraftet. Dennoch wollte er ihr Handy kontrollieren. Er hatte die Vermutung, sie schreibe auch mit anderen.

Warum das Mädchen die Geschichte erfinden sollte? "Das hat mit der türkischen Kultur zu tun", erklärt der Angeklagte. "Damit sie vor ihrer Familie besser da steht." Auch das findet die Richterin bemerkenswert: "Aber bis dahin wusste ihre Familie doch noch gar nichts von den Nacktfotos."

Das Mädchen jedenfalls ging zur Polizei. Es hatte Schürfwunden am Hals und an der Brust. "Durch Schmusen entstehen die wohl nicht", sagt der Staatsanwalt.

Urteil: Zwei Jahre teilbedingte Haft; nicht rechtskräftig. Acht Monate wurden unbedingt ausgesprochen, den Rest bekam der bisher Unbescholtene unter Setzung einer dreijährigen Probezeit bedingt nachgesehen.

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