Hunderttausende bei der Pride und Pfefferspray am Stephansplatz
Die 26. Ausgabe der Wiener Regenbogenparade ist Samstagnachmittag in vollem Gang gewesen. Gegen 13.00 Uhr setzte sich der Demonstrationszug samt Fahrzeugen in Bewegung, um vom Rathausplatz ausgehend die gewohnte Route entgegen der Fahrtrichtung zu nehmen und dabei für die Rechte von Schwulen, Lesben und Transgender-Personen zu demonstrieren. Über 250.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden von den Veranstaltern erwartet.
Am Stephansplatz kam es zu einem Vorfall, der mit der ursprünglichen Parade allerdings nicht wirklich etwas zu tun hatte. Dabei wurde eine Polizistin am Kopf verletzt.
Schon von Weitem hörte man am Samstagnachmittag die Musik dröhnen. Lastwägen und Partybusse fuhren begleitet von Tausenden Menschen auf der Straße. Die Stimmung war ausgelassen – immerhin fand das Event nach coronabedingten Einschränkungen wieder in voller Größe statt.
Chrisi ist mit ihren Freundinnen Geli und Karin (Bild rechts) zur Parade gekommen, um zu tanzen und Spaß zu haben, und „weil wir etwas Großartiges feiern – die Pride für Menschen, die einer Randgruppe angehören. Die gehören in den Mittelpunkt gestellt.“ Geli ergänzt: „Jeder darf so sein, wie er will."
Währenddessen tanzt Dorothea in einem Einhorn-Schwimmring auf der Straße. Sie geht seit 2017, als sie nach Wien gezogen ist, zur Parade: „Pride sollte man eigentlich an 365 Tagen im Jahr feiern und nicht nur an einem.“
Nach der Ringumrundung finden sich die Teilnehmer dann um 18.00 Uhr zu einer Abschlusskundgebung am Rathausplatz ein. Dort erwarten sie neben einer Videobotschaft von Bundespräsident Alexander Van der Bellen unter anderem Reden der Abgeordneten Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne) und Mario Lindner (SPÖ) sowie eine Ansprache von NEOS-Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr.
Vermehrt Übergriffe
Ernst-Dziedzic meldete sich bereits am Nachmittag via Aussendung zu Wort und erinnerte daran, dass überall in Europa die Gewalt gegen Mitglieder und Einrichtungen der LGBTIQ-Community zugenommen habe. Diese Entwicklung mache auch vor Österreich nicht halt, so die grüne Menschenrechtssprecherin. Seit Wochen gebe es vermehrt Übergriffe von Einzelpersonen, aber auch organisiert von ultrarechten Gruppen. „Das muss endlich ernst genommen werden.“
Ein wichtiges Zeichen für Zusammenhalt und Solidarität in ganz Österreich sieht SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner in der Regenbogenparade. „Die Regenbogenparade zeigt die ganze Vielfalt unserer Gesellschaft“, so Rendi-Wagner, die an der Parade teilnahm. Und auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) erinnerte via Twitter daran, dass „queere Menschen von Gewalt und Diskriminierung betroffen - weltweit, aber auch in Österreich“. Wien setze daher jährlich „klare Zeichen für Solidarität, Akzeptanz und Sichtbarkeit“.
"Pride against hate"
Neben der Parade gab es ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Führungen im Kunsthistorischen Museum oder der Albertina, ein Special Screening im Filmmuseum, Beach Days oder auch medizinischen Vorträge werden an diesem Ausnahmetag der Vienna Pride ebenfalls geboten. Im Mittelpunkt steht heuer der russische Angriffskrieg bzw. die Solidarität der LGBTIQ-Community mit der Ukraine, sie trägt das Motto „Pride against hate - make love, not war!“. Laut der Landespolizeidirektion Wien standen rund 630 Beamte im Einsatz, um die Vienna Pride abzusichern und zu ermöglichen.
Laut ÖAMTC müssen Verkehrsteilnehmer mit stundenlanger Ringsperre und entsprechenden Verzögerungen rechnen, auch der Franz-Josefs-Kai wird zeitweise nicht befahrbar sein.
Vorfall zwischen Polizei und Demonstrationszug
Am Stephansplatz kam es zu einem Vorfall zwischen Polizei und Demonstranten, die spontan den angemeldeten Demonstrationszug „Marsch für die Familie“ von Pride-Gegnern zu blockieren versuchten, hieß es von der Polizei.
Um zu verhindern, dass die beiden Gruppierungen aufeinander treffen, hätte man die Teilnehmer der spontanen Kundgebung dazu aufgerufen, sich hinter eine Absperrung zu begeben. Kurzzeitig sei es dabei jedoch zum Widerstand gekommen, hieß es von der Pressestelle der Wiener Landespolizeidirektion. Kurzzeitig sei deshalb sogar Pfefferspray zum Einsatz gekommen.
Plötzlich sei aus der Menge eine Glasflasche auf die Polizisten geworfen worden. Diese traf eine Beamtin am Kopf. Sie erlitt eine Platzwunde, so der Pressesprecher. Die Situation hätte sich dann aber schnell wieder beruhigt, der "Marsch für die Familie" sei schließlich Richtung Ballhausplatz weitergewandert. Mittlerweile sei er bereits aufgelöst.
Bei der eigentlichen Parade kam es vorerst zu keinen Zwischenfällen.
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