Mehr als 20 Jahre – von 1981 bis 2003 – habe er für geschichtliche Recherche, Planung und Herstellung der Keramikmalereien gebraucht, erzählt Hafnermeister Helmuth Weihs, dem besagtes Haus gehörte, bis er es 2014 verkaufen musste.
Die informative Fassade sei in der Folge zu einer kleinen Attraktion geworden. „Aus ganz Wien sind Schulklassen gekommen, um die Tafeln zu sehen. Überhaupt früher, als die Endstation der Linie 92 noch vor der Tür war.“ Aber auch in Aspern selbst sei man stolz auf das örtliche Kulturdenkmal, erklären besorgte Bürger. Die Nachricht, dass das Gebäude demnächst abgerissen wird, erschütterte sie bis ins Mark.
Aspern verliere nach und nach seine Identität, meint etwa Carl Reiter vom Museum Aspern-Essling 1809. „Ein Bauernhaus nach dem anderen wird weggerissen, Gasthäuser und Geschäfte verschwinden. Vieles wandert in die Seestadt – zuletzt zum Beispiel die Bücherei (der KURIER berichtete, Anm.). Die örtliche Struktur geht verloren“, sagt der Asperner. Darum reagiere man nun, da ein weiteres Stückchen Geschichte zu verschwinden drohe, so sensibel.
In dieselbe Kerbe schlägt die Donaustädter ÖVP. „Die Keramiktafeln sind Teil der Identität des Grätzels“, betont Bezirksparteiobfrau Gudrun Kugler. „An geeigneter Stelle soll weiterhin die Möglichkeit bestehen, sie zu bestaunen.“
Mittels Unterschriftenlisten wolle man nun Aufmerksamkeit erregen, erklärt die 82-jährige Helga Tippel, die sich ebenfalls gegen die Vernichtung der Keramiken engagiert. Groß ist ihre Zuversicht allerdings nicht. „Wir sind chancenlos“, glaubt sie.
Am vernünftigsten wäre, die Keramiken samt Mauer zu erhalten, meint Hafner Weihs – weil sie sonst zerbrechen könnten.
Doch das wird Wunschdenken bleiben, so viel ist sicher. Wie der nunmehrige Hausbesitzer, Hersh Hochhauser, bestätigt, wird das marode Gebäude Anfang Oktober abgerissen. Der Standort werde durch die Errichtung eines neuen Wohnhauses „mit komplett veränderter Optik“ aufgewertet.
Die Sorge um die Keramiktafeln sei bis dato nicht an ihn herangetragen worden, sagt Hochhauser. „Ich habe aber kein Problem damit, wenn die Herrschaften die Tafeln vor dem Abriss herunternehmen.“
Dafür setzte sich zuletzt auch der Donaustädter Bezirkschef, Ernst Nevrivy (SPÖ), ein. „Wir haben mit der Baufirma Kontakt aufgenommen und die Zusage erhalten, dass die Keramiken vor dem Abriss abgenommen werden können. Die Platten bleiben also erhalten. Wir werden nur einen neuen Standort für sie finden müssen.“
Über einen solchen denken die Asperner bereits nach. Unterstützung bei der Suche erhoffen sie sich von der Pfarre.
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