Für die einen ist die Pleite eine „Katastrophe“ (siehe Video). Ganz direkt drückt es auch Max Steger aus, der in einem Geschäft in der Nähe arbeitet: „Ich find‘s deppert. Wir haben gehofft, dass uns das Kaufhaus mehr Kundenfrequenz beringen wird. Das meiste Geschäft spielt sich nämlich weiter oben ab.“
Passantin Augustine Rischka sagt, sie habe sich auf das Lamarr gefreut und hoffe, dass die Pläne doch noch realisiert werden. Zur Pleite meint sie: „Dem Benko die alleinige Schuld zu geben, finde ich nicht richtig. Die Investoren tragen genauso Mitschuld. Sie haben alle nur das Geld und den Luxus gesehen.“
Einen Nachfolger zu finden, schätzt sie angesichts der Schulden und der Wirtschaftslage als schwer ein.
Dachpark als Auflage
Bei der „IG Kaufleute am Neubau“ gibt man sich optimistischer. Dass kein Interessent für das Objekt gefunden wird, kann sich Obmann Kurt Wilhelm nicht vorstellen. „Das Kaufhaus war für uns auch nie ein rotes Tuch. Der stationäre Handel hat durch den Online-Handel zu kämpfen und braucht Attraktionen, die wie ein Magnet wirken und Leute anzieht.“
Wer auch immer die Baustelle übernehmen wird: Fix ist laut Stadt und Bezirk, dass der Dachgarten errichtet werden muss. Dieser ist im Rahmen der Baugenehmigung vertraglich verankert. Bedeutet: Für den fertigen Bau gibt es seitens der Baupolizei nur einen positiven Bescheid, wenn das aktuell geplante Projekt samt öffentlichem Dachgarten umgesetzt wird.
„Daran ändert auch der Insolvenzantrag nichts. Alle Rechte und Pflichten gehen an allfällige neue Eigentümer über“, betont Bezirkschef Markus Reiter (Grüne).
Weil alle Bautätigkeiten stillstehen und das wohl auch in der nächsten Zeit so bleiben wird, plädiert Reiter dafür, die Baucontainer in der Karl-Schweighofer-Gasse vorläufig zu entfernen.
Erlaubnis läuft bald aus
Die Gebrauchserlaubnis läuft laut MA 46 (Verkehrsorganisation) Ende Februar aus. Eine Verlängerung werde nur dann erteilt, „wenn die Notwendigkeit und damit auch ein einhergehender Baufortschritt nachgewiesen werden kann.“
Der Masseverwalter müsse einen Bauablaufplan vorlegen, aus dem hervorgeht, welche Arbeitsschritte wann erfolgen. „Sollte eine zeitnahe Wiederaufnahme der Arbeiten nicht zu erwarten sein oder nicht um Verlängerung der Bewilligung angesucht werden, sind die Container abzubauen.“
Die Baustelle gegen die Witterung abzusichern, fällt in die Verantwortung des Masseverwalters. Laut Baupolizei (MA 37) wurden gestern letzte Absicherungsarbeiten durgeführt. Bisher war auch ein Wachdienst tätig, um sicherzustellen, dass sich niemand unbefugt Zutritt verschafft. Ob dieser weitergeführt wird, ist unklar.
Was Bezirk und Stadt betonen: Das Insolvenzverfahren müsse abgewartet werden. Das Büro von Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) erklärt: „Der Konkurs ist bedauerlich, war aber absehbar. Für uns ist wichtig, dass das Projekt zu einem positiven Abschluss geführt wird.“
Man sei zuversichtlich, dass eine baldige Lösung gefunden werde. Überlegungen, dass die Stadt Wien selbst in das Projekt einsteigt, sind aktuell kein Thema.
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