Man erwartet sie fast: Die Spendensammler auf den Friedhöfen zu Allerheiligen. Mit Spendendosen bewaffnet, sammeln sie Geld für das „Österreichische Schwarze Kreuz“ (ÖSK). Ein Verein, der die Gräber von gefallenen Soldaten und Kriegsopfern pflegt.
Die Kriegsgrabpflege aber koste einiges – und die Spendenbereitschaft werde nicht größer. Im Gegenteil. „Vor allem die Jüngeren haben keine Begräbnis- und Friedhofskultur mehr“, sagt Claus Heitz, Landesgeschäftsführer Wien des ÖSK. Unter der älteren Generation und am Land sei das noch etwas besser. Dort wisse jeder, wer spendet und wer nicht. „In der Stadt dagegen verstecken sich die Menschen hinter der Anonymität.“
Freiwillige fehlen
In Wien sei es deshalb auch besonders schwierig, Freiwillige zu finden, die für den Verein Spenden sammeln gehen. „Wir haben hier wenige Angriffspunkte. Keine freiwillige Feuerwehr und auch bei den Pfadfindern gab es bisher keine Antwort“, sagt Heitz.
Dabei werden in Wien die Spenden besonders dringend gebraucht: Von den 1 bis 1,3 Millionen Euro, die das ÖSK österreichweit jährlich an Spenden einnimmt, werden allein rund 100.000 Euro für die Gräber in Wien verwendet.
Und künftig könnten die Kosten noch steigen: Ende des Jahres wird das größte Deutsche Kriegsgrab auf österreichischem Boden – konkret auf dem Zentralfriedhof – an Österreich zurückgegeben. Bisher wurde die Anlage mit rund 7.500 Toten vom „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ gepflegt.
Neben einer Person, die eigens dafür zuständig war, kamen einmal jährlich Soldaten aus Deutschland nach Wien, erzählt Heitz. Künftig wird das Österreich übernehmen müssen. Das ÖSK könne die Kosten – geschätzte 300.000 Euro jährlich – aber nicht stemmen, wird erklärt. Stattdessen werde wohl das Innenministerium (BMI) einspringen müssen.
Im Boden versunken
Auf das BMI könnte in naher Zukunft aber auch noch eine weitere größere Baustelle zukommen. Die Kriegsgräberanlage für die Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg am Zentralfriedhof, an der über 20.000 Tote begraben sind, müsste saniert werden. „Die Grabplatten versinken im Boden“, so Heitz. 110 Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges, im Jahr 2028, könnte es so weit sein. Genaue Pläne gebe es aber noch nicht.
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