„Die Stimmung unter uns Eltern ist katastrophal“, sagt eine der Mütter zum KURIER. „Ein Schiff ohne Kapitän kann schließlich nicht segeln.“ Die Bildungsdirektion beruhigt: „Alle Kinder hatten heute Unterricht und jede Klasse hat einen Lehrer, der die Klasse unterrichtet, leitet und sich um alle administrativen Dinge, die in den ersten Schultagen anfallen, kümmert.“
Studierende helfen aus
Ihren ersten Tag hatten gestern nicht nur 20.000 Taferlklassler. Auch 1.500 neue Pädagoginnen und Pädagogen starten in ihr erstes Schuljahr. Unter ihnen sind rund 100 Quereinsteiger, Lehramtsstudierende und auch auf Pensionisten wurde zurückgegriffen.
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Am Freitag fehlten den Volksschulen noch 31 klassenführende Lehrer. Wie viele es zum gestrigen Stichtag waren, konnte man bei der Bildungsdirektion auf KURIER-Anfrage nicht konkret sagen. „In manchen Fällen war es notwendig – auch kurzfristige – Lösungen zu finden. Es werden auch in den nächsten Wochen weiterhin Pädagoginnen und Pädagogen angestellt“, erklärt man.
Interessierte Lehrkräfte für den Pflichtschulbereich können sich ab kommenden Montag wieder online bewerben.
Wie die Grünen kritisieren, habe die Bildungsdirektion sowie die Stadtregierung den Mangel selbst zu verschulden: Ein Rundruf an Schulen habe ergeben, dass einige neue Lehrkräfte noch immer auf ihre Anstellung und Zuteilung warten.
Lehrer warten auf Anstellung
Schon im Herbst 2022 hätten einige Lehrer trotz mündlicher Zusage nicht unterrichten können, da die Bildungsdirektion es verabsäumt habe, sie rechtzeitig anzustellen und einer Schule zuzuweisen. Wie eine Anfragebeantwortung der Grünen ergab, haben im vergangenen Jahr über 200 Wiener Schulen erst verspätet Pädagogen bekommen. Bei rund 250 Personen erfolgte die Neuanstellung erst nach dem Schulstart.
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Dass Lehrpersonen fehlen, sei tragisch, sagte der für die Bildungsagenden zuständige Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) bereits zuvor im KURIER-Interview, weil die individuelle Förderung der Kinder leide. „Dieser Mangel ist hausgemacht, weil man jungen Menschen lange geraten hat, bloß nicht Lehrerin oder Lehrer zu werden. Mit der Pensionierungswelle und den vielen Teilzeitkräften gibt es jetzt einen Mangel in ganz Österreich. Das ist vom Bildungsministerium selbst verschuldet.“
Auf Bundesebene hingegen versicherte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Montag einmal mehr, man werde „alle Unterrichtsstunden halten können.“ Eine Zahl, wie viele Lehrkräfte österreichweit fehlen, wollte er bei der Pressekonferenz auf Nachfrage nicht nennen.
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Was die Lehrkräfte nicht leisten könnten, müsste von Lehramtsstudierenden aufgefangen werden, so Polaschek, der auch auf die 600 neu angestellten Quereinsteiger verwies. Insgesamt seien nun rund zehn Prozent der Lehrenden Personen, die nicht über ein einschlägiges Studium ausgebildet worden seien.
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