Schnäppchenjagd bei Zielpunkt: Niemand will orange Zuckerln und grüne Oliven

Leere Regale bei Zielpunkt am Nussdorfer Platz.
Am Samstag sperren 112 Zielpunkt-Filialen zu. Hohe Rabatte sollen die Regale endgültig leeren.

Gurkerln, Friedhofskerzen und eine Basismischung für Gulasch. Glücklich ist Hermine Gruber nicht mit ihrer Ausbeute in der Zielpunkt-Filiale am Nussdorfer Platz in Heiligenstadt – aber immerhin gab es alles für minus 50 Prozent. "Für meinen wöchentlichen Einkauf muss ich mir jetzt ein anderes Geschäft suchen", sagt die Pensionistin, die ganz in der Nähe wohnt.

In den Regalen herrscht gähnende Leere, die Stille in den Gängen ist so bedrückend, dass das Quietschen der Räder des Einkaufswagens einer Kundin wie ein Klagelied anmutet. "Geh, wo is’ denn mein Käse?", sagt sie und blickt suchend umher.

Schnäppchenjagd bei Zielpunkt: Niemand will orange Zuckerln und grüne Oliven
Zielpunkt Nussdorf
Der Käse ist aus, wie fast alle gängigen Alltagsprodukte bei Zielpunkt. Frische Ware wurde schon seit Montag nicht mehr geliefert.

Schnäppchenjagd

Bis Samstag können sich Schnäppchenjäger noch an augenscheinlich unbeliebter Restware wie orangen Zuckerln, grünen Oliven, Floh-Halsbändern und No-Name-Energy Drinks gütlich tun, denn schließt die Filiale am Nussdorfer Platz endgültig.

Sie ist eine von 112 Filialen, die nicht von neuen Eigentümern übernommen wird. Betroffen sind 1250 Mitarbeiter – die meisten in Wien, aber auch in Niederösterreich, im Burgenland und in der Steiermark.

"Ich habe schon einige Bewerbungen geschrieben und hoffe, dass ich mit meiner Berufserfahrung schnell etwas Neues finde", sagt die Filialleiterin am Nussdorfer Platz. Trotz bemühter Zuversichtlichkeit an einem ihrer letzten Arbeitstage möchte sie beim KURIER-Lokalaugenschein ihren Namen nicht nennen. 15 Jahre lang hat sie für Zielpunkt gearbeitet, das Aus war für sie wie ein Schlag ins Gesicht. "Ich habe immer gerne hier gearbeitet. Es wird ein komisches Gefühl sein, wenn ich am Samstag die Tür zusperre", sagt sie, und ihre Augen werden glasig.

Morgen, am 31. Dezember, ist bis 15 Uhr geöffnet, dann noch am Samstag, den 2. Jänner. Fragt sich nur: Wozu? Die Feinkostabteilung wurde bereits vom Dienst freigestellt, für alle anderen Mitarbeiter gibt es nicht mehr viel zu tun. "Meine Lebensgefährtin hat sich Urlaub genommen, für sie ist das Ende zu deprimierend", sagt der Freund einer Angestellten. Ihre persönlichen Sachen habe er gerade abgeholt, einkaufen wolle er hier nichts mehr. Nie wieder.

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