Sacher und Widersacher: Das Geheimnis der berühmten Torte

Sacher und Widersacher: Das Geheimnis der berühmten Torte
Immer wieder glauben Forscher, die originale Rezeptur der Sacher-Torte gefunden zu haben.

Autor und Anekdotenlieferant Friedrich Torberg war ein Kenner der Sachertorte (oder doch Sacher-Torte? Ja, das macht einen Unterschied). Eigentlich würde man ihn eher als Experte in Sachen Krautfleckerl vermuten. Wusste er doch von Tante Jolesch das beste Rezept, nämlich nie genug davon zu kochen. Aber das ist bekannt.

Weniger bekannt ist: Torberg musste 1961 wegen einer Kuchenschlacht vor Gericht aussagen. Es ging um jene essenzielle Frage: „War zu Anna Sachers Lebzeiten die Sachertorte durchgeschnitten und mit Marmelade gefüllt?“ Das Stück aus dem Sacher ist es, jenes vom Demel nicht. Und die Institutionen wollten ausfechten, wer sich das Original auf die Fahnen heften konnte.

"Niemals aufgeschnitten"

Torberg war Stammgast in beiden Häusern, schrieb in der „Tante Jolesch“ über „Sacher und Widersacher“ und gab dem Demel den Vortritt. Zu Anna Sachers Lebzeiten sei sie niemals aufgeschnitten und in der Mitte „aprikotiert“ worden. Übrigens: geschmeckt hat ihm keine der beiden.Gewonnen hat trotzdem das Sacher. Zwei Jahre später einigte man sich außergerichtlich.

Sacher und Widersacher: Das Geheimnis der berühmten Torte

Die "Original Sacher-Torte" aus dem Hause Sacher.

„Es gibt nur eine ‚Original Sacher-Torte‘ (genau so geschrieben, Anm.). Diese Bezeichnung ist auch ein wichtiger Bestandteil geschützter Marken des Hauses Sacher“, sagt der Direktor des Hotel Sacher, Reiner Heilmann.

Gleiche Zutaten

Einem berühmten Original wird nachgeeifert, gerade wenn die Rezeptur ein Geheimnis ist. Immer wieder glauben Historiker, es aufgedeckt zu haben. Die Papiere haben gemeinsam: Die Herkunft liest sich durchaus original-wahrscheinlich. Die Zutaten sind die gleichen (Mehl, Butter oder Butterfett, Eier, Zucker, Marillenkonfitüre und Schokolade). Die Mengenangaben stimmen so gut wie nie überein.

Sacher und Widersacher: Das Geheimnis der berühmten Torte

In der Tortenwerkstatt

Und welche Variante dem Originalen am nächsten kommt, kommentiert Heilmann nicht. „Es gibt viele, die sagen, das ,Original’-Rezept zu haben. Aber das liegt sicher im Safe im Hotel Sacher.“

"Nur ein Originalrezept"

Selbst wenn also Forscher die Geheimrezeptur gefunden hätten, würde dies wohl nie von offizieller Seite bestätigt werden. „Es gibt nur ein Originalrezept – nämlich jenes, das auf Franz Sacher zurückgeht. Dieser hat die Original Sacher-Torte 1832 – mit erst 16 Jahren – erfunden, als er als Lehrling bei Fürst Metternich ein Dessert kreieren sollte.“ Das Ergebnis sei dann die Original Sacher-Torte gewesen.

Sacher und Widersacher: Das Geheimnis der berühmten Torte

Das Portal zum Hotel Sacher

Und diese „vertrieb später auch Franz Sachers Sohn Eduard, ein angesehener Gastronom und Delikatessenhändler, der viel durch Österreich, Europa und auch die Vereinigten Staaten reiste“. Mitunter habe er den kaiserlichen Hof beliefert. „Sogar die figurbewusste Sisi konnte angeblich oft nicht widerstehen.“ Die Süßigkeit war also in vieler Munde – dementsprechend viele Rezepte kursierten.

Mit Eduard Sacher begann übrigens auch der Tortenstreit. Der spätere Ehemann Anna Sachers arbeitete als Lehrling beim Demel und vollendete dort den Kuchen. 1876 eröffnete er das Hotel Sacher und offerierte dort die Süßigkeit. Sohn Eduard Junior wechselte zum Demel und übertrug das Alleinverkaufsrecht.

Im Sacher-Kochbuch ist nur eine "Variante"

Doch zurück zum Rezept: Es gibt auch noch die Sacher-Kochbücher, in denen ein Rezept zu finden ist. Aber hier wird von vornherein ausgeschlossen, dass man sich einer Illusion hingibt. „Es ist eine „Sachertorten“-Variante. Darauf wird auch explizit hingewiesen.“

So eindeutig wie dieser Hinweis fällt auch die Antwort des Direktors auf die Frage „Mit oder ohne Obers?“ aus: „Immer mit. Das ist ganz wichtig, aber bitte mit ungesüßtem Schlagobers.“

360.000 Torten pro Jahr verkauft das Sacher. Davon ein Drittel zum Mitnehmen (In den  Hotels und Cafés in Wien und Salzburg,  den Cafés in  Graz, Innsbruck und Parndorf, Innsbruck, über die Gebr. Heinemann auf den Airports Wien, Sbg. und Frankfurt und im Partnershop in Bozen.) Ein Drittel verkauft das Sacher stückweise in den Cafés und Restaurants, ein Drittel wird versendet.

Die Sachertorte ist auch im Ausland beliebt: Der größte ausländische  Markt ist Deutschland, gefolgt  von den USA

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