Der Kurpark Oberlaa und die umliegenden Straßen in Favoriten gelten als Naherholungsgebiet. Doch Reifenquietschen, aufheulende Motoren und das Dauerhupen von Benzinjunkies bereiten den Anrainern seit Jahren schlaflose Nächte.
Das Haus von Herbert G. befindet sich direkt vor einem Parkplatz – einem Hotspot für Geschwindigkeitsduelle, die auch als Drifts bekannt sind. Mit einer Baskenmütze vor der Kälte geschützt, steht er am Busparkplatz und diskutiert mit einem Busfahrer. „Zwischen den Parkbuchten wird dann im Rallyetempo gefahren“, schildert der Pensionist, nickend bestätigt ihn der ältere Buslenker.
Der Pensionist hat knapp 300 Unterschriften für rasche Maßnahmen gesammelt und ist von der lokalen Politik enttäuscht: „Die bislang gepflogene Praxis, den Ball ohne Ergebnis für die massiv malträtierten Menschen hin und her zu spielen, muss ein Ende haben“.
Gemeinsam mit Herbert G. hat Hubert Johannes Bauer die „Bürgerinitiative Favoriten“ ins Leben gerufen. „Die aufheulenden Motoren tyrannisieren die Menschen“, sagt der international tätige Projektleiter. Er zeigt auf die aufgestellten Betonblöcke, die das Driften erschweren sollen. Die grauen Blöcke helfen aber kaum. Am Asphalt sind unter der dünnen Schneedecke schwarze Reifenspuren sichtbar. Sogar auf Google Maps sieht man die „olympischen Driftringe“, wie sie von den Anrainern bezeichnet werden.
Lockdown-Partys
Am Nachmittag kommen die ersten Luxusautos und umgebauten Fahrzeuge zur Tankstelle in der Nähe. Laute Balkan-Musik ertönt aus den getunten Sportautos. Statt in Nachtklubs zu feiern, werden Tankstellen wie diese für ausufernde Lockdown-Partys besetzt. In ihren glänzend polierten Schlitten treffen sich die sogenannten Roadrunner, um illegale Straßenrennen abzuhalten.
Die etablierte Raserszene ist für die Wiener Polizei kein neues Phänomen. „Die Hotspots verschieben sich, da die Treffen sehr kurzfristig vereinbart und durchgeführt werden“, erklärt Sprecherin Michaela Rossmann. Die Raser seien professionell vernetzt, stehen sogar mit Funkgeräten in Kontakt. Bis die Beamten vor Ort eintreffen, sind die Roadrunner längst wieder weg.
Im vergangenen Halbjahr wurden im Bereich der Laaer-Berg-Straße beim Kurpark rund 43.000 Fahrzeuge Verkehrskontrollen unterzogen. Dabei wurden 1.650 Geschwindigkeitsübertretungen festgestellt und 60 Verfahren zum Führerscheinentzug eingeleitet.
Die Anrainer sind nicht die einzigen, die Lösungen einfordern. Die ÖVP Favoriten forderte schon im vergangenen Frühjahr eine Verengung der Straße durch Schrägparkplätze, einen Gehsteig oder Radweg.
Der Bezirksvorstehung wurden auch Sozialarbeiter vorgeschlagen, die dort mit den Menschen sprechen sollten. Ein Sprecher des Bezirksvorstehers Markus Franz (SPÖ) erklärte dem KURIER, dass dieses Thema mit den Stimmen aller Parteien dem Verkehrsausschuss zugewiesen wurde: „Es braucht jetzt eine gesamtheitliche Lösung, um Raser in die Schranken zu weisen“. Diese Lösung ist jedoch noch lange nicht in Sicht.
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