"Raus aus Gas": Wien definiert mögliches Ausstiegsszenario

"Raus aus Gas": Wien definiert mögliches Ausstiegsszenario
Bis 2040 soll in Wien ausschließlich "klimaneutral" geheizt werden. Der "Wiener Wärmeplan 2040" zeigt, wie das aussehen könnte.

Derzeit sind in Wien etwa 600.000 Gasheizungen verbaut. Bis 2040 sollen sie aber der Geschichte angehören. „Für Wohnungen wird es kein Gas geben. Auch kein grünes Gas. Da müssen wir andere Lösungen finden“, sagt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). 

Bleibt die Frage: Was ist die Alternative?

Eine Orientierungshilfe, wie diese „anderen Lösungen“ aussehen könnten, bietet der am Montag präsentierte  „Wiener Wärmeplan 2040“. Darin wird aufgezeigt, wie die Wärmeversorgung von Gebäuden ohne fossile Energieträger aussehen könnte. 

Bei der Erstellung des Plans wurde der gesamte Gebäudebestand des Stadtgebiets festgehalten. Die einzelnen Stadtgebiete  wurden dann auf Basis ihres bestehenden und erwartbaren Wärmebedarfs definiert. Lokale bzw. infrastrukturelle Gegebenheiten habe man dabei berücksichtigt, heißt es von der Stadt.

Eine Milliarde Euro für die Fernwärme 

Ablesen lässt sich aus dem daraus entstandenen Plan, in welchen Gebieten ein Ausbau der Fernwärme (siehe Grafik) in Frage kommt – die bis 2040 gänzlich klimaneutral erzeugt werden soll. Rund 1,4 Milliarden Euro wurden in den vergangenen 15 Jahren in die Fernwärme investiert. Eine weitere Milliarde soll allein in den kommenden fünf Jahren  dazukommen, sagt Wirtschafts- und Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Dabei soll das Fernwärmenetz von 1.300 Kilometern auf 1.700 wachsen.

"Raus aus Gas": Wien definiert mögliches Ausstiegsszenario

Zu sehen sind im Wiener Wärmeplan aber auch jene Gegenden, in denen die Fernwärme keine Option ist. Also die Gebiete, in denen andere, individuellere Lösungen notwendig werden. Diese Gegenden werden wiederum unterteilt: Einerseits in Gebiete mit guter Eignung für lokale Wärmenetze. Also Gegenden in den äußeren Bezirken, die dennoch dicht verbaut sind. Gemeinschaftliche Wärmeversorgung über lokale Netze eignet sich hier besonders gut, wie es heißt. Genutzt werden sollen dafür Energiequellen wie etwa Wärmepumpen. 

Andererseits gibt es aber auch Gebiete die sich weder für Fernwärme, noch für gemeinschaftliche Wärmeversorgung eignen. Diese Gegenden sind weniger dicht bebaut, was eine individuelle Wärmeversorgung mit vor Ort verfügbaren Energiequellen nötig macht. 

Keine gesetzliche Verpflichtung

Zu schaffen sei der Umstieg aber nur, wenn alle Wienerinnen und Wiener „mit an Bord“ sind, sagt Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ). Gesetzt wird also auf die Eigeninitiative der Hausbesitzerinnen und -besitzer. Eine gesetzliche Verpflichtung, den Bestand umzurüsten, gibt es nämlich nicht. Das vom Bund beschlossene Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWR) untersagt zwar den Einbau von Heizungen auf Basis fossiler Brennstoffe, für den Gebäudebestand wurden allerdings keine Regelungen getroffen. Anreize für „jene, die man nicht verpflichten könne“ will die Stadt deshalb durch die Bauordnungsnovelle und die zahlreichen Förderungen setzen, sagt Gaál. Als weiterer Anreiz soll auch ein einziger Tarif für die Fernwärme dienen. Statt mehreren Tarifen soll bis Ende des Jahres ein klarer feststehen, heißt es.

Orientierungshilfe, welche Wärmeversorgung in welchem Gebiet geeignet ist und welche Förderungen greifen, gibt es bei der Wien Energie, der Klima- und Innovationsagentur der Stadt Wien und bei Hauskunft.

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