Hotel Sacher an Fernkälte angeschlossen: Kaltes Wasser in historischen Mauern

Hotel Sacher an Fernkälte angeschlossen: Kaltes Wasser in historischen Mauern
Durch den Anschluss an das Fernkältenetz spart das Wiener Traditionshotel künftig 70 Tonnen CO2 pro Jahr.

Im Roten Salon des Hotel Sacher ist es angenehm kühl und duftet leicht nach Schokolade. Beides hat mit dem Thema des Pressegesprächs zu tun, zu dem am Mittwoch geladen wurde: Das Hotel Sacher wurde erfolgreich an die Fernkälte angeschlossen.

Vereinfacht erklärt: Eine Leitung bringt von der Fernkältezentrale am Stubenring rund fünf Grad kaltes Wasser, das dann wie bei einer Fußbodenheizung durch die Rohre fließt und so das Gebäude kühlt. Ein solches Rohr, von den Sacher-Patissiers aus Schokolade gefertigt, zieht nun im Roten Salon die Blicke auf sich.

Mit der Anbindung an die Fernkälte spare das Hotel 70 Tonnen CO2 ein und wird gleichzeitig mit 1,4 Megawatt Kälteleistung versorgt.  Das entspricht der Leistung von 400 Klimageräten, um die Zimmer und Suiten des Hotel Sacher im Sommer zu kühlen. Das wäre nicht nur eine Verschandelung des Stadtbildes und eine Lärmbelästigung, sondern auch alles andere als energieeffizient, sagt Michael Strebl, der Vorsitzende der Wien Energie-Geschäftsführung

Kalte Zukunft

(Luxus-)Hotellerie und Nachhaltigkeit passten nicht zusammen, heißt es oft - doch das sei nicht mehr der Fall, sagt Matthias Winkler, Generaldirektor des Hotel Sacher. Nicht zuletzt deshalb wurde vor einigen Jahren das Projekt "Sacher mit Verantwortung" ins Leben gerufen, dessen Ziel es ist, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren - natürlich ohne den Komfort der Hotelgäste zu beeinträchtigen. Der Fernkälteanschluss ist nun ein weiterer wichtiger Baustein und eine große Investition. "Aber man muss das eben langfristig denken", erklärt Winkler.

"Im innerstädtischen Bereich haben wir noch weitaus größeres vor", sagt Peter Hanke, Stadtrat für Wirtschaft, Finanzen und Wiener Stadtwerke, bei der Präsentation. Wien nehme bei der Fernkälte eine Vorreiterrolle in Europa ein. Derzeit sind in Wien rund 200 Gebäude über 30 Kilometer Fernkälteleitungen an das Netz angeschlossen - bis 2030 soll die Kapazität von rund 200 Megawatt auf 370 Megawatt Kühlleistung fast verdoppelt werden. Damit könnte dann eine Fläche von 7,3 Quadratkilometern - größer als der Prater - gekühlt werden. 90 Millionen Euro sollen dafür bis 2027 in die umweltfreundliche Kühltechnologie investiert werden, so Strebl. 

Schon heute werden unter anderem die Universität Wien, das AKH, Parlament und Rathaus, die Nationalbank und die Wiener Staatsoper mit Fernkälte gekühlt. Dazu kommen mehrere hundert Neubauwohnungen, etwa im Nordbahnviertel. 

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