Ein sicherer Ort für queere Jugendliche in Wien: Q:wir wurde eröffnet

Ein sicherer Ort für queere Jugendliche in Wien: Q:wir wurde eröffnet
In Wien steht queeren Jugendlichen ab 27. Juni das erste queere Jugendzentrum offen - ein Ort, den es als Entfaltungs- und leider auch als Schutzraum dringend braucht.

Draußen auf der Fröbelgasse in Wien-Ottakring ist es ruhig und beschaulich, drinnen, bei Hausnummer 22 tobt das Leben. Gefeiert wird die Eröffnung von Q:wir, Wiens erstem queeren Jugendzentrum. Der krönende Abschluss der Feierlichkeiten - und der Grund, warum die Anwesenden vor Begeisterung johlen und klatschen - ist die mitreißende Voguing-Performance des erst 15-jährigen Schülers Ilirian.

Queere Jugendliche brauchen einen Safe Space, da sie häufig von Diskriminierung betroffen sind, sagt Luca Flunger, Geschäftsführung bei Q:wir. Den sollen Jugendliche und junge Erwachsene von 12 bis 27 Jahren jetzt in den hellen Räumen der Fröbelgasse finden.

Safe Space

Wie wichtig das das ist, wird im Gespräch mit Ilirian deutlich: "Vor einem Monat hat mich ein Mitschüler geschlagen, dabei wurde meine Nase gebrochen und auch Zähne. Für drei Wochen wurde er suspendiert, jetzt ist er wieder zurück. Die Schule ist für mich kein sicherer Ort." Zu Q:wir könnten queere Jugendliche aber kommen und sich so geben und ausdrücken, wie sie wollen, sagt der Jugendliche. 

Auch Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) zeigt sich bei der Eröffnung von Q:wir begeistert. "Ich finde, das ist ziemlich, ziemlich cool geworden. In Wien braucht es, als Ergänzung zur bestehenden Jugendarbeit, einen Raum für queere Jugendliche, einerseits als Entfaltungsraum - aber auch als Schutzraum. Und für viele Jugendliche wird das hier auch ein Raum der Erinnerung werden."

Der perfekte Ort

Bei der Planung der Location wurden die Jugendlichen selbst stark einbezogen. In Peergruppen wurde von ihnen definiert, was gesucht wird: Einen Ort, der öffentlich gut erreichbar ist, Schutz nach innen und Sichtbarkeit nach außen bietet - mit Freiflächen, die das Gleiche erfüllen. "Dieser Ort hier hat fast uns gefunden", sagt Luca Flunger lächelnd. Tatsächlich, mit seinen zwei kleinen Lichthöfen, in denen Sitzgruppen zum Verweilen einladen, und seinem offenen Raumkonzept, scheint die Location die Anforderungen perfekt zu erfüllen.

In der Mitte des großen Raums steht ein Billardtisch, im Bücherregal finden sich Cluedo neben Lesbos-Reiseführer und queeren Ratgebern. Die Wand hinter der Kochecke ist in Regenbogenfarben gekachelt, die Toiletten sind genderneutral. 

"Wir bieten hier ein freizeitpädagogisches Angebot, anonym, freiwillig, konsumfrei, niederschwellig, die Jugendlichen können ohne Anmeldung einfach vorbeikommen", erzählt Flunger. Einzige Einschränkung: das Angebot ist nach Altersgruppen gestaffelt. "Wir sind keine Beratungsstelle, wir sind ein Jugendzentrum - aber wenn die Jugendlichen Ansprechpersonen brauchen, ist unser Team für sie da." Und zwar nicht nur für queere Jugendliche, wie Flunger betont - auch deren Freunde und Allies seien herzlich willkommen.

Das oberste Ziel sei aber, so Luca Flunger, dass es Orte wie Q:wir irgendwann einmal nicht mehr braucht.

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