Prozess um Schutzgelderpressung: Jugendbande fantasierte von Attentat auf Polizei

++ HANDOUT ++ WIEN: JUGENDLICHE MOLOTOWCOCKTAIL-BANDE GRÖSSER ALS BEKANNT
Die Burschen warfen offenbar Molotow-Cocktails in einen Handyshop, um den Besitzer zu erpressen. Die Benzinbombe verfehlte nur knapp eine Frau.

Drei Brandanschläge, Erpressung, versuchte schwere Körperverletzung, Sachbeschädigung, schwerer Raub mit Messern und Macheten sowie kriminelle Vereinigung. Die Liste an Delikten, die einer zehnköpfigen Jugendbande aus Meidling vorgeworfen wird, ist lang. 

Die Burschen im Alter von 14 bis 20 Jahren hatten es vergangenen September auf einen Handyshop-Betreiber in der Steinbauergasse im zwölften Bezirk abgesehen. Zuerst terrorisierten sie den Mann, dann sollen sie versucht haben, Schutzgeld zu erpressen. Videos belegen, dass dazu sogar ein Molotowcocktail in das Geschäft geworfen wurde und den Inhaber und seine Frau nur knapp verfehlte.

Am Freitag mussten sich die Burschen – sie stammen überwiegend aus Tschetschenien, zwei sind österreichische, einer syrischer und einer somalischer Staatsbürger – für die ihnen vorgeworfenen Taten im Wiener Landesgericht verantworten.

Gerhard Winkler, Leiter des Ermittlungsdienstes des Landeskriminalamts, betonte bereits nach der Festnahme im Vorjahr das „junge Alter und die hohe kriminelle Energie“ der Bande. Der Prozess ist aber nicht nur deshalb brisant. Ein Teil der Teenie-Gang zeigte sich nämlich auch nach der Inhaftierung alles andere als geläutert.

Prozess um Schutzgelderpressung: Jugendbande fantasierte von Attentat auf Polizei

Eine der Brandattacken

Drohgebärden in Haft

Demnach soll ein 15-jähriges Mitglied der Gruppierung – offenbar der einzige der Burschen, der sich bei seinen Einvernahmen kooperativ zeigte – in der Justizanstalt Josefstadt massiv eingeschüchtert worden sein. Das ging so weit, dass der Jugendliche, bei ihm soll es sich um einen untergeordneten Mitläufer handeln, plötzlich die gesamte Schuld auf sich nehmen wollte. Der 15-Jährige wurde mittlerweile verlegt. Dementsprechend mit viel Spannung wurden die Aussagen der Angeklagten am Freitag erwartet.

Die jungen Männer gaben sich allerdings von Anfang an nicht sehr gesprächig. „Reden Sie laut und deutlich, Sie sind bei den Vorfällen wohl auch nicht wie Piepsmäuse aufgetreten“, mahnte deshalb der Richter bereits bei der Aufnahme der Personalien.

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Drohgebärde: Vor dem Handygeschäft wurde eine Patrone hinterlassen

Schon diese zeichneten ein Bild der Lebenswelt der Burschen. Es handelt sich mehrheitlich um Schulabbrecher, die vor der Haft keiner Arbeit nachgingen. Optisch könnten die jungen Männer, von denen einer nicht zur Verhandlung erschien, nicht unterschiedlicher sein.

Aus Angst gehandelt

Vom schmächtigen Bürschchen bis zum bärtigen Kampfsportler ist bei den Angeklagten alles dabei. Der Staatsanwalt machte auch von Anfang klar, dass zwischen den Haupttätern und den untergeordneten Bandenmitgliedern zu unterscheiden sei. „Die Motive sind andere. Was sie gemeinsam haben, ist  eine Affinität zur Gewalt und Waffen.“ Die Bande soll u. a. bereits im Besitz zweier Sturmgewehre und einer Maschinenpistole gewesen sein.

Für die Strippenzieher sei es darum gegangen, reich zu werden, sie himmelten berüchtigte Kriminelle an und fantasierten von Anschlägen auf die Polizei. Ebenfalls soll es sich bei dem 17- und dem 19-Jährigen um Anhänger der radikal-islamistischen Terrormiliz IS handeln. Die von Chats und Videoaufnahmen massiv belasteten jungen Männer sind geständig. 

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Ein zweifelhaftes Friedensangebot

Die untergeordneten Mitglieder hingegen wurden im Park angeworben, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Sie hätten aus „falscher Loyalität“ aber auch „panischer Angst“ gehandelt.   Einer der Bandenbosse soll im Gefängnis einem Mithäftling ausgerichtet haben, dass er mit ihm „noch nicht fertig sei“. Die Mitangeklagten bekannten sich teilweise schuldig. Der Prozess ist auf acht Verhandlungstage anberaumt. Urteile soll es im Juni geben.

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