Arzt und Frau in Döblinger Villa überfallen: Mehrjährige Haftstrafen

Die Angeklagten mit Anwalt Rudolf Mayer
Räuber drangen in Villa ein, schlugen die Bewohner nieder und räumten den Safe aus. 5,5 Jahre Haft bzw. vier Jahre Zusatzstrafe für Angeklagte.

Dass (Haft-)Strafen kaum abschreckend wirken, schon gar nicht bei Berufsverbrechern, haben Kriminalsoziologen durch Studien längst belegt. Der brutale Überfall auf einen Arzt und dessen Ehefrau in Wien-Döbling ist ein Paradebeispiel dafür.

Drei Tage vor der Tat, am 13. Februar dieses Jahres, wurde einer der fünf Räuber wegen Einbruchs zu 20 Monaten Freiheitsentzug verurteilt. Hätte man den gebürtigen Serben Radomir S. gleich vorsorglich eingezogen, wäre es am 16. Februar nicht zu dem Raubüberfall gekommen. Denn der 31-Jährige spielte dabei eine entscheidende Rolle. Er heuerte seinen – gebrochen deutsch sprechenden – Cousin Marko M. als Dolmetscher an, zu fünft überfielen sie den Leiter der Gefäßchirurgie des AKH, Ihor Huk, und dessen Ehefrau in deren Villa in Döbling. Die ausgegebene Devise lautete: "So bald jemand öffnet, wird zugeschlagen." Beide Opfer erlitten Schädelprellungen.

"Home Invasion" heißt die immer häufiger praktizierte kriminelle Methode, bei der eingebrochen wird, wenn die Besitzer zu Hause sind. Sie sollen für die Gangster das Versteck des Wandtresors verraten und ihn öffnen, wie auch in diesem Fall.

Arzt und Frau in Döblinger Villa überfallen: Mehrjährige Haftstrafen
ABD0026_20160913 - WIEN - ÖSTERREICH: Am Wiener Straflandesgericht müssen sich am Dienstag, 13. September 2016, zwei Männer (Bild) wegen eines brutalen Überfalls auf einen Wiener Arzt und seine Ehefrau verantworten. Die Angeklagten gehörten einer Bande an, die im Februar in das Haus in Döbling eindrangen, die Opfer fesselten und Bargeld und Schmuck erbeuteten. Die Täter gingen bei der "Home Invasion" - der ersten in diesem Jahr in Wien - äußerst brutal vor. - FOTO: APA/HERBERT-PFARRHOFER - Special Instructions
Die 70-jährige Frau öffnete die Haustür, weil sie dachte, es seien Patienten ihres Mannes. Sie wurde zu Boden geschlagen, gefesselt, man verklebte ihr den Mund und sperrte sie ins WC. Als ihr Mann kurz darauf nach Hause kam, erging es ihm ähnlich. Auch er wurde mit einem Faustschlag niedergestreckt, zeigte den Räubern den Safe und bat sie, seine Hände nicht zu verletzen, da er Chirurg sei.

Alles gut

"Ich habe mit ihm ordentlich und höflich kommuniziert", sagt der Angeklagte Marko M. am Dienstag beim Prozess im Wiener Landesgericht: "Ich habe ihm gesagt, dass es seiner Frau und seinem Hund (das Ehepaar besitzt einen Königspudel, Anm.) gut geht und dass das mein erstes Mal ist. Er hat geantwortet, er verstehe, warum ich das mache, weil ich ja kein Geld habe."

Auch auf die Frau will der Angeklagte beruhigend eingesprochen haben: Sie solle still sein, es sei alles gut und in Ordnung.

Arzt und Frau in Döblinger Villa überfallen: Mehrjährige Haftstrafen
ABD0025_20160913 - WIEN - ÖSTERREICH: Am Wiener Straflandesgericht müssen sich am Dienstag, 13. September 2016, zwei Männer (Bild) wegen eines brutalen Überfalls auf einen Wiener Arzt und seine Ehefrau verantworten. Die Angeklagten gehörten einer Bande an, die im Februar in das Haus in Döbling eindrangen, die Opfer fesselten und Bargeld und Schmuck erbeuteten. Die Täter gingen bei der "Home Invasion" - der ersten in diesem Jahr in Wien - äußerst brutal vor. - FOTO: APA/HERBERT-PFARRHOFER - Special Instructions
Richterin Gerda Krausam fährt aufgebracht dazwischen: "Können Sie sich vorstellen, was das für die Opfer bedeutet? Die waren gefesselt, die Frau war im WC eingesperrt. Was soll daran gut sein?" – "Es war der größte Blödsinn in meinem Leben, den man nur anstellen kann", sagt der 29-Jährige.

Und wie kamen die Täter ausgerechnet auf Dr. Huk als Opfer? Sie hatten den Arzt schon Tage zuvor zu seinem Haus verfolgt, er war ihnen aufgefallen, weil er einen Porsche fuhr. Man erkundigte sich und hörte, dass sich in der Villa ein Safe befinde, in dem auch Gold gelagert werde.

Arzt und Frau in Döblinger Villa überfallen: Mehrjährige Haftstrafen
Dr. Ihor Huk Raubüberfall Döbling
Tatsächlich erbeuteten die Räuber Geld, Gold und Schmuck im Wert von 98.000 Euro. Der Schmuck wurde bei einem Hehler versetzt. Bevor sie aus der Villa abzogen, klebten sie auch dem Arzt den Mund, zu, dabei geriet die DNA eines Räubers auf das Klebeband, so flog die Bande auf. Radomir S. und der 29-jährige Marko M. (Verteidigung Christian Werner, Rudolf Mayer) sind geständig, nach den Komplizen wird noch gefahndet.

Mehrjährige Haftstrafen

Der Prozess ist am Nachmittag mit mehrjährigen Haftstrafen zu Ende gegangen. Die Männer fassten 5,5 Jahre bzw. eine vierjährige Zusatzstrafe aus, weil der Verurteilte bereits eine 20-monatige Strafhaft in Niederösterreich wegen Einbruchsdiebstahls absitzt. Der 31-Jährige hatte den Einbruch nur drei Tage vor dem Überfall begangen. Beide Urteile sind nicht rechtskräftig. Weder die Staatsanwältin, noch die Verteidiger - Rudolf Mayer und Christian Werner - gaben eine Erklärung ab.

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