"Wie ein Raubtier, das Beute will"

Die Täter klingelten an der Tür der Villa.
Ihor Huk, der Leiter der Gefäßchirurgie am AKH, erzählt über den Raubüberfall in seinem Haus.

Vergangene Woche wurden der renommierte AKH-Chirurg Ihor Huk und seine Frau in ihrer Villa in Döbling von drei Kriminellen überfallen. Beide wurden brutal zusammengeschlagen, die Ehefrau für über eine Stunde gefesselt in einer Toilette eingesperrt. Trotz dieser Erlebnisse, stand der Mediziner schon am nächsten Tag wieder im OP. Der KURIER hat Ihor Huk getroffen und mit ihm über den Überfall und die Folgen gesprochen.

KURIER: Abgesehen von den körperlichen Verletzungen, wie schnell heilen die seelischen Wunden nach so einem Überfall?

Ihor Huk: Für meine Frau ist das schwieriger als für mich, auch weil sie schlimme Verletzungen im Gesicht erlitten hat. Dadurch wird sie bei jedem Blick in den Spiegel zurück erinnert. Wir versuchen jetzt, aktiv etwas zu tun und uns bestmöglich abzusichern. Wir rüsten das Haus mit Sicherheitselektronik aus. Das gibt uns ein gutes Gefühl. Ich empfehle das jedem.

Glauben Sie, dass diese Sicherheitsmaßnahmen Sie vor dem Überfall geschützt hätten?

Das ist schwer einzuschätzen, aber auf jeden Fall ist es wichtig, darüber zu sprechen was passiert ist. Hätten ich und meine Frau im Vorfeld von solchen Überfällen gehört, hätte sie mit ziemlicher Sicherheit anders reagiert. Man sollte in der Nachbarschaft vernetzt sein. Wenn Auffälligkeiten wie fremde Autos oder dergleichen bemerkt werden, muss man darauf hinweisen und sich besprechen.

Durch ihr besonnenes Verhalten konnten Sie die maskierten Täter besänftigen. Wie haben Sie es geschafft, so ruhig zu bleiben?

Als Chirurg bin ich öfter in Extremsituationen, als man sie in anderen Berufen erlebt. Ich habe in dem Moment gespürt, dass es wichtig ist, das Vertrauen der Täter zu gewinnen. Ich habe mitbekommen, dass einer von ihnen Albaner ist und immer wieder gesagt, dass in Albanien gute Menschen leben. Das hat sein Gewissen berührt. Er erklärte mir, dass er keine Arbeit hat und das machen muss. Sein Chef würde ihn umbringen, wenn er ohne Beute zurückkehrt.

Sie haben den Tätern dann gesagt, wo im Haus Geld zu finden ist. Warum?

Je länger diese Kriminellen ohne Erfolg nach Wertsachen suchen, desto aggressiver werden sie. Wie ein Raubtier, das Beute will. Ich rate jedem, immer etwas Geld zu Hause zu haben. Ich kann nicht ausschließen, dass sie uns sonst vielleicht umgebracht hätten.

Die Täter sind noch frei. Macht Ihnen das Angst?

Nein. Natürlich wünsche ich mir, dass sie zur Rechenschaft gezogen werden, dafür was sie meiner Frau angetan haben. Aber mir ist bewusst, dass hinter den drei Männern, vermutlich eine Mafia steht. Es ist nicht auszuschließen, dass sie wieder kommen. Aber die Sicherheitsvorkehrungen beruhigen uns.

Sie haben schon einen Tag nach dem Überfall einen Patienten operiert. Hätten Sie diesen Termin nicht lieber abgesagt?

Ich bin Arzt und muss für meine Patienten da sein. Wenn der Termin steht, dann muss ich alles daran setzen, ihn wahrzunehmen. Außerdem habe ich die Sache gut überstanden. Es stand außer Frage, dass ich operieren werde, wenn ich körperlich und geistig dazu in der Lage bin. Und das war ich auch.

Haben Sie abschließend einen Tipp, für das richtige Verhalten in so einer Situation?

Wie erwähnt: Immer Geld zu Hause haben, versuchen ruhig auf die Täter einzugehen. Und wenn etwas passiert, über die Erfahrungen sprechen.

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