Das legt auch eine Folgeuntersuchung der Gruppe Sofortmaßnahmen nahe, die in dem Studio und einem damit in Verbindung stehenden Gastrobetrieb in der Brigittenau zahlreiche weitere Missstände ans Tageslicht brachte.
Hinweise auf Prostitution
Wie der KURIER erfahren hat, soll es um Geheimprostitution sowie Verstöße gegen Hygiene- und Gewerbetechnikvorschriften gehen. Laut eines Sprechers der Gruppe Sofortmaßnahmen kam es zu Verhaftungen. Wegen Missachtung fremdenrechtlicher Bestimmungen stünden nun Abschiebungen im Raum. Auch die Finanzpolizei sei involviert.
Vor Ort waren bei der Razzia am Donnerstag aber auch Polizei und Veterinäramt. An dieser Stelle wird der Fund sogar noch etwas kurioser. Wie die Krone berichtet, ist die Gesetzeslage im Fall des "Ekelfunds" nämlich schwammig, weshalb am Ende nur die vergammelten Tiefkühlwaren entsorgt worden sein sollen, deren Transport bei über 13 Grad Celsius gegen die Vorschriften verstoßen habe.
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Das Marktamt verweist ebenfalls auf Fotos, die zeigen, dass in dem Transporter 13 Grad gemessen wurden. Diese seien dementsprechend gewiss nicht mehr zum Verzehr geeignet gewesen. Die noch lebendigen Tiere seien allerdings an Kunden, vermutlich Restaurants, geliefert worden. In den Lokalen müssten nun die Köche entscheiden, ob sie die Lieferung noch verwerten.
Laut Veterinäramt wäre das nicht unbedingt problematisch. Demnach habe der Veterinäramtsarzt bei seiner Kontrolle nämlich sieben Grad gemessen, was unbedenklich sei. Warum das Marktamt beinahe die doppelte Temperatur gemessen habe, könne man nicht beurteilen. Eventuell seien Türen oder Gefäße mehrfach geöffnet worden. Seitens des Marktamts hält man dem entgegen, dass die Messung stattgefunden habe, noch bevor der Veterinäramtsarzt eintraf.
Ruth Jily, Leiterin Veterinärdienste und Tierschutz (MA 60), betont jedenfalls, dass man bei den lebenden Tieren, bei denen es möglich gewesen sei, die schnelle Verwertung empfohlen habe. "Alternativ hätte man sie töten und vernichten müssen."
Das liege auch daran, dass es sich bei vielen der Tiere um blaue Krebse handle. Die eigentlich im Atlantik beheimatete Krebsart gilt im Mittelmeer als invasiv. Sie werde deshalb der Natur entnommen und getötet. Da die Krebsart genießbar ist, wird sie mittlerweile aber auch als Lebensmittel verkauft. Aufgrund der Invasivität sei auch eine Unterbringung in einem Tierheim nicht möglich.
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Dazu kommt, dass Krebse und Muscheln keine Wirbeltiere sind und daher nicht der europäischen Tiertransportvorgabe unterliegen. Deshalb will Jily auch nicht von einem "Ekelfund" sprechen: "Das lebend transportiere Meerestiere tot ankommen und nicht alle verwertet werden können, ist nicht außergewöhnlich."
"Nicht außergewöhnlich, dass Meerestiere beim Transport sterben"
Schon bei der Entnahme würden diese nicht mit Samthandschuhen angefasst. Beim Transport auf engem Raum sei es dann nicht überraschend, dass einige Tiere sterben. Betriebsinhaber und Köche würden diese in der Regel aussortieren.
Im aktuellen Fall dürften aber ohnehin nur lebendige Tiere in die Restaurants gelangt sein. "Wenn man schon Meeresfrüchte als Lebensmittel transportiert, sollten diese auch gegessen und nicht vernichtet werden", erklärt Jily noch einmal die Entscheidung zur Verwertung.
Doch abgeschlossen dürften die Erhebungen in diesem Fall damit nicht sein. Laut Gruppe Sofortmaßnahmen werde man in dem Fall weitere Nachforschungen anstellen.
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