Promi-Anwalt wurde wegen Terroranschlags obduziert
Er verteidigte das Who’s who der radikalen Dschihadistenszene, angefangen von Hassprediger Mirsad O. alias Ebu Tejma bis hin zum IS-Terroristen Lorenz K., der 17 Jahre alt war, als er 2017 festgenommen wurde. Kaum ein anderer Anwalt war stärker in der Salafistenszene vernetzt und beruflich tätig, als der Wiener Strafverteidiger Wolfgang Blaschitz.
Als der 62-jährige Jurist vergangenen Montagnachmittag auf dem Parkplatz vor dem Landesgericht und Gefangenenhaus in Wiener Neustadt (NÖ) leblos zusammengesackt hinter dem Steuer seines schwarzen Audi gefunden wurde, ging die Staatsanwaltschaft zunächst von keinem Fremdverschulden aus.
Nach vergeblicher Reanimation und Überprüfung der Sachlage durch die Polizei wurde die Leiche zur Bestattung freigegeben. Doch das änderte sich dann schlagartig, als um 20 Uhr am selben Abend in Wien ein bekannter und bereits verurteilter IS-Sympathisant einen beispiellosen Terroranschlag verübte.
IS-Sympathisanten
„Durch diese Entwicklung am Abend wurde von uns noch nachträglich aus Sicherheitsgründen eine Obduktion angeordnet“, erklärt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, Erich Habitzl.
Auch wenn der Attentäter Kujtim F. (20) in seinem Prozess im vergangenen Jahr nicht von Wolfgang Blaschitz, sondern von dem Wiener Rechtsanwalt Nikolaus Rast verteidigt worden war, konnte die Wiener Neustädter Staatsanwaltschaft einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Todesfall und dem Terroranschlag in Wien nicht völlig ausschließen. Schließlich vertrat Blaschitz in den vergangenen Jahren gleich mehrere IS-Sympathisanten aus dem Terrornetzwerk des Attentäters von Wien.
Nach der gerichtsmedizinischen Untersuchung gibt die Staatsanwaltschaft jedoch Entwarnung. Es könne jeder Terrorzusammenhang definitiv ausgeschlossen werden, bestätigt Habitzl im Gespräch mit dem KURIER. „Bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung wurde eindeutig eine natürliche Todesursache festgestellt. Weitere Verfügungen gibt es daher nicht mehr“, sagt Habitzl.
Laut der Kollegin des 62-jährigen Strafverteidigers, Astrid Wagner, sei es Wolfgang Blaschitz bereits am Wochenende vor seinem Tod gesundheitlich nicht gut gegangen. Er habe ihr erzählt, dass er unter massiven Magenproblemen gelitten habe. „Er hat befürchtet, sich eine Lebensmittelvergiftung zugezogen zu haben.“
Bekannt wurde Blaschitz als Strafverteidiger durch zahlreiche aufsehenerregende Prozesse. International hatte vor allem der Fall des Dschihadisten Lorenz K. für etliche Schlagzeilen gesorgt.
Der damals 17-jährige Wiener war 2018 zu neun Jahren Haft verurteilt worden, weil er unter anderem einen zwölfjährigen deutschen Buben zu einem Selbstmordanschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen (Deutschland) bringen wollte. Zuletzt soll Lorenz K. aus dem Gefängnis heraus ähnliche Pläne verfolgt haben.
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