Privater Kindergarten in Wien insolvent: 200 Kinder ohne Platz

Privater Kindergarten in Wien insolvent: 200 Kinder ohne Platz
Durch Standort-Übernahmen sei der Betreiber "Elternverein Perlenmeer" in eine "finanzielle Schieflage“ geraten.

Überraschend sei die Insolvenz gekommen, hört man aus dem Büro der MA 10 (Kindergärten). Am Donnerstag wurde bekannt, dass der private Kindergartenbetreiber „Elternverein Perlenmeer“ ein Sanierungsverfahren eingebracht hat. Daraufhin wurde dem Betreiber die Betriebsbewilligung entzogen. Schon am Montag wird deshalb der Betrieb in den derzeit acht „Perlenmeer“-Standorten ausfallen. Rund 200 Kinder und 60 Mitarbeiter seien davon betroffen.

Eine Insolvenz sei ein „absoluter Widerrufsgrund“ für die Betriebsbewilligung, erklärt eine Sprecherin der MA 11 (Wiener Kinder- und Jugendhilfe). Das sehe das Wiener Kindergartengesetz vor. „Wir müssen davon ausgehen, dass es beim Betreiber hohe Schulden gibt und dadurch die Ausgaben nicht mehr gedeckt werden können. Gehälter können dann nicht mehr bezahlt werden, das Personal kommt nicht mehr zur Arbeit und die Kinder sind damit ohne Betreuung“, sagt die Sprecherin.

Die Schuldenhöhe

Laut einem Informationsbericht einer Gläubigerschutzorganisation hat der „Elternverein Perlenmeer“ Schulden in Höhe von rund 407.000 Euro.

In einer Stellungnahme erklärt die Obfrau von „Perlenmeer“, Florance von Gleichen, dass eine Kombination von Faktoren zur Insolvenz geführt habe. Zum einen seien bei der Übernahme mehrer Standorte unerwartete Altlasten mit übernommen worden, die nicht aus den laufenden Fördergeldern gedeckt werden konnten. Zum anderen hätten Personalmangel, längere Krankheitsausfälle und Kommunikationsschwierigkeiten mit früheren Trägern zu weiteren Belastungen geführt. Die Einhaltung von Verpflichtungen sei dadurch erschwert worden, was den Verein „in eine finanzielle Schieflage“ brachte.

„Zu optimistisch“

„Perlenmeer“ ist eine von wenigen elternverwalteten Kindergartenketten in Wien. Florance von Gleichen selbst habe ein Privatdarlehen in Höhe von 80.000 Euro bereitgestellt, weitere Eltern hätten den Verein mit 35.000 Euro unterstützt. Die Kosten, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, seien aber deutlich höher. „Mein positiver Ansatz und meine Hoffnung, dass wir gemeinsam eine Lösung finden, haben sich als nicht ausreichend erwiesen. Ich war zu optimistisch, und das tut mir für alle betroffenen Familien und Kinder unendlich leid.“

Unterstützungsangebote für betroffene Eltern

Für die betroffenen Kinder muss nun ein neuer Kindergartenplatz gefunden werden. Am Samstag, 11. Jänner, werde dafür eine Infoveranstaltung organisiert, berichtet das Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos). Von 9 bis 16 Uhr wird im Gebäude der MA 10 (Kindergärten) beim Thomas-Klestil-Platz 11 eine Art Marktplatz veranstaltet, erklärt eine Sprecherin der MA 10. Eltern der betroffenen Kinder können dort mit großen privaten Kindergartenträgern ins Gespräch kommen, um einen neuen Platz für ihre Kinder zu finden. Auch eine Info-Hotline ( 01/277 5555) wurde eingerichtet.

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