Wien-Attentat: Sieben Männer sollen Terrorplan gekannt haben

Wien-Attentat: Sieben Männer sollen Terrorplan gekannt haben
Die Beschuldigten sollen Kujtim F. beim Waffenkauf geholfen bzw. ihn mental unterstützt haben, sie befinden sich in U-Haft. Die Ermittlungen sind fast abgeschlossen.

Sieben Personen waren es, die über die Anschlagspläne des Wien-Attentäters Kujtim F. bescheid gewusst haben sollen. Sieben Personen, die ihn im Vorfeld laut Ermittlern in seinem Plan bestärkt haben und bei der Organisation der Waffen behilflich gewesen sein dürften. Sie alle sitzen in Untersuchungshaft in Wien-Josefstadt, ihnen drohen als mögliche Beitragstäter lange Haftstrafen.
In Kürze jährt sich das Attentat von Wien zum ersten Mal.  Ein Anlass, den der Leiter der Ermittlungsgruppe „2. November“ und die Staatsanwaltschaft Wien zum Anlass nahmen, vor die Öffentlichkeit zu treten – es ist erst der zweite Auftritt vor Journalisten seit dem Anschlag.

Laut Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, wird insgesamt gegen 30 Personen ermittelt. „Drei Anklagen  gegen Beschuldigte liegen bereits vor, zwei davon wurden bereits verurteilt.“ Allerdings stehen diese Anklagen nicht in direktem Zusammenhang mit dem Anschlag – ein Mann hatte etwa Propagandamaterial des IS verbreitet.

Händler in Freiheit

In Sachen Waffenbeschaffung werden vier Personen als Beschuldigte geführt. Drei von ihnen sind in U-Haft – doch ausgerechnet der mutmaßliche Verkäufer, ein Slowene, nicht. „Aus rechtlichen Gründen“, wie Bussek erklärt. „Wir haben keinen Anhaltspunkt, dass er wusste, wofür der Attentäter die Waffen gebraucht hat.“

Wie vom KURIER bereits berichtet, soll der Mann extra zweimal nach Wien angereist sein (erstmals im Juni 2020), um dem späteren Attentäter Kujtim F. ein Sturmgewehr, eine Pistole und Munition zu übergeben. Im Gegenzug bekam er ein Geldkuvert mit 2.000 bis 2.500 Euro.

Mutmaßungen gab es zuletzt erneut darüber, wie Kujtim F. zum Tatort gekommen war – ob er vielleicht doch einen Fahrer hatte. Das schließen die Ermittler aus. „Er war allein und kam zu Fuß“, sagt Michael Lohnegger, Leiter der Ermittlungsgruppe. Beachtlich – die Wohnung des Täters war immerhin sieben Kilometer entfernt. Warum die Ermittler sicher sind? Spürhunde schlugen nur wenige Tage nach dem Anschlag mehrmals auf der Strecke an.

Um 17.45 Uhr hat Kujtim F. seine Wohnung in Wien-Donaustadt verlassen. Um 19.20 Uhr lud er Bilder und Videos von sich in den sozialen Medien hoch. Nur zehn Minuten später geriet er in eine Videoaufzeichnung am Schwedenplatz. Kurz vor 20 Uhr fielen die ersten Schüsse. Neun Minuten nach dem ersten Notruf konnten Beamte der Spezialeinheit WEGA den Terroristen ausschalten.
Insgesamt vier Menschen starben, 38 wurden –  teils durch die Schüsse, teils auf der Flucht – verletzt.  

Der 20-jährige Täter dürfte sich ausführlich damit beschäftigt haben, wo er zuschlagen könnte. Ursprünglich wollte er das am Stephansplatz tun, kurz vorher rief er im Nobelrestaurant „Le Salzgries“ an – doch das hatte geschlossen. Auch versuchte er, in die Ruprechtskirche zu gelangen – diese war allerdings versperrt. „Er wollte den größtmöglichen Schaden anrichten“, sagt Lohnegger.

90 Konten

geöffnet Insgesamt 32 Festnahmen gab es im Zuge der Terrorermittlungen, dazu 46 Hausdurchsuchungen und 340 Zeugenvernehmungen. Weiters wurden 90 Konten geöffnet (Terrorfinanzierung).

Die Ermittlungen rund um den Terroranschlag vom 2. November dürften beinahe abgeschlossen sein, ein Gutachten und  letzte Datenauswertungen sind noch offen. Anfang des kommenden Jahres soll der Abschlussbericht vorliegen.

Vorgeschichte

Einschlägig verurteilt
Schon im April 2019 wurde Kujtim F. gemeinsam mit einem Freund, der auch jetzt unter den Verdächtigen ist, wegen Mitgliedschaft beim IS verurteilt. Die beiden  Männer wollten nach Syrien reisen, wurden aber in der Türkei gestoppt. Beide wurden zu 22 Monaten unbedingter Haft verurteilt, beide aber vorzeitig aus der Haft entlassen.

Dschihadisten-Treffen
Im Juli 2020 treffen sich Dschihadisten aus der Schweiz und Deutschland mit Kujtim F. Auf Ansuchen der deutschen Behörden werden die Treffen observiert. Unmittelbar danach fährt Kujtim F. mit einem Bekannten in die Slowakei, um Munition zu kaufen. Er scheitert.

Waffenübergabe
Schon im Juni hat Kujtim F. Waffen besorgt. Zwei bis vier Wochen vor dem Terrorakt bekommt er die nötige Munition nach Wien geliefert.

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