Verfassungsschutz deckt Pläne für Terror-Anschlag in Wien auf
Von offizieller Seite hält man sich bedeckt. Zu heikel scheinen die Details, wenn der Name Muharrem S. fällt.
Jenes 21-Jährigen, dessen Geschichte sich – wenn man sie schnell erzählt – so liest: Verdacht der Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation, Verdacht der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, sowie Verdacht der Terrorismusfinanzierung. Wegen dieser Punkte musste sich Muharrem S. vor wenigen Tagen vor dem Landesgericht Wien verantworten. Das nicht rechtskräftige Urteil: zwei Jahre, davon acht Monate unbedingt.
Die andere Geschichte des Muharrem S. – die langsam erzählte – braucht Zeit. Auch, weil sie versucht aufzuzeigen, wie es Ermittlern gelang, herauszufinden, dass Muharrem S. offenbar ein Terror-Attentat in Wien-Floridsdorf geplant hatte.
Alles begann im Jahr 2021, als die Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) und das Landesamt für Verfassungsschutz (LVT) Wien erstmals auf den Österreicher aufmerksam wurden. Immer wieder tauchten im Kurznachrichtendienst Twitter Botschaften mit „bedenklichen, islamistischen Inhalten“ auf, wie es Insider formulieren.
Wenig später stand fest: Als Absender kam Muharrem S. in Frage. Dieser beließ es jedoch offenbar nicht nur bei besagten Nachrichten in sozialen Medien, sondern vernetzte sich zusehends in der realen Welt mit der radikal-islamistischen Wiener Szene.
Treffen in Moscheen
Immer wieder soll es zu Treffen in Moscheen gekommen sein. Immer wieder sollen polizeibekannte Personen beteiligt gewesen sein. Immer wieder beobachtet der Verfassungsschutz die Umtriebe.
Bis zu jenem Tag, als Muharrem S. festgenommen wurde und es zu einer Hausdurchsuchung in seiner Wohnung in Wien und der Sicherstellung etlicher elektronischer Datenträger kam.
Die Auswertung eben dieser Daten lieferte weitere Details über die mögliche Radikalisierung von S. Bereits seit März 2020 soll Muharrem S. demnach Mitglied der terroristischen Vereinigung „Islamischer Staat“ (IS) gewesen sein. Ein Hinweis dafür: Gleich auf mehreren Twitter-Accounts soll er die Taten und Ziele des IS – insbesondere den bewaffneten Dschihad – verherrlicht haben.
Spendensammler für IS-Witwen
Auch in Telegram-Nachrichten bot sich der DSN und dem LVT ein ähnliches Bild. Mit weiteren Beschuldigten soll S. beim Kommentieren von Videos immer wieder Partei für das Vorgehen der Terrormiliz ergriffen haben. Ebenso Thema in den Chats: Der Aufruf zum Sammeln von Spenden für Witwen gefallener IS-Kämpfer.
Anschlagsort Floridsdorf
Bis die Ermittler schließlich beim Durchforsten der Nachrichten auf Telegram-Chats von April 2021 stießen. Deren vermeintlicher Inhalt: die Planung eines Anschlags in Wien-Floridsdorf. Wie genau die Tat vonstatten hätte gehen sollen, dazu schweigt man. Die Pläne seien aber „konkret“ und ernstzunehmen gewesen.
Treffen in Privatwohnungen
Ob der Angeklagte diese auch mit anderen IS-Sympathisanten besprochen hat, bleibt offen. Fest soll stehen, dass Muharrem S. immer wieder Treffen mit IS-Anhängern in Wohnungen besucht und organisiert haben soll.
Der 21-Jährige zeigte sich zu den Vorwürfen vor dem Landesgericht Wien teilgeständig und nahm das Urteil an. Wie die Geschichte des Muharrem S. weitergeht, wird sich vielleicht vor allem in den drei Jahren Bewährung zeigen, zu denen er verurteilt wurde.
Ein verpflichtender Bestandteil dabei: ein Deradikalisierungsprogramm.
Kommentare