Panigl: Eine Lokal-Legende nimmt den Hut

Kurt Heigl sucht einen Nachfolger für das Panigl auf der Josefstädterstraße
Mit dem Panigl auf der Josefstädter Straße verabschiedet sich ein Stück Wiener Gastronomiegeschichte.

Überlebensgroß und vom Küchendunst schwarz-braun patiniert hängt es da hinten an der Wand, das gemalte Abbild der eindrucksvollen Panigl-Urahnin. Die Frage, was die neuen Betreiber damit machen werden, verwirrt Kurt Heigel ein bisserl. Denn die Frau Panigl gehört hierher.

Das wird hoffentlich wohl auch der Neue einsehen. Tut er das nicht, ist er nicht der richtige für diesen Ort. Nach dreißig Jahren und mehreren Bypässen hat Kurt Heigl beschlossen, das Panigl hinter sich zu lassen. Im Mai wird noch einmal ordentlich gefeiert und dann will er sich mit seiner Lebensgefährtin Christina zurückziehen und das Lokal auf der Josefstädter Straße an jemanden übergeben, der es in seinem Sinne weiterführt.

Die Suche nach einem Nachfolger läuft und die Aufregung unter den Stammgästen ist groß. Vielen von ihnen ist das Panigl über die Jahrzehnte zum zweiten Wohnzimmer geworden. Im gastronomisch unterversorgten Wien der 1980er war es eines der ersten Lokale, das italienisches Flair jenseits von Pizza und seichtem Italo-Schlager bot.

Erinnerungen

Zuletzt blieben die Fans der ersten Stunde immer öfter daheim. Sie gehen joggen, anstatt Achterln zu trinken. Die italienischen Achterln, von denen auch Kurt Heigl nicht wenige getrunken hat, waren 1989 keine Selbstverständlichkeit in Wien, es gab kaum Importeure. „Einmal sind wir zum Finsteren Stern spionieren gegangen, um zu schauen, woher die den Prosecco haben.“ Heigl, der sein Leben lang Wirt mit Leib und Seele war, lächelt, die Erinnerungen machen wehmütig.

Kurt Heigl ist einer, der, wie man sagt, im Gastgewerbe „picken geblieben“ ist. Gelernter Buchhändler, jobbte er nebenbei im ersten Panigl in der Schönlaterngasse, erfunden vom Antiquitätenhändler Thomas Gamperl und dem Galeristen Kurt Kalb – der damals für so gut wie alle Lokallegenden verantwortlich war: Oswald & Kalb, Alt Wien, Café Salzgrieß.

Der Name des Lokals, „Enrico Panigl“, war ebenso ausgedacht wie die dazugehörige Geschichte, an die sich Heigl selbst nicht mehr so genau erinnert. Brüder, in alle Himmelsrichtungen verstreut, dazu Liebe, Wein und eine Urahnin, die heute noch in der Küche des Panigl hängt. Kurz: Eine gute Story, mit der man später auswanderte: „Wir haben gefunden, es wird jetzt fad in der Innenstadt, wir gehen in die Bronx.“ Und in der „Bronx“ in der Josefstadt ging es dann tatsächlich viele Jahre recht wild zu.

Kommentare