Sohn von Otto Schenk nimmt emotional Abschied: "Jetzt hebt keiner mehr ab"

Ein Sarg mit einem Porträt steht in einer Kirche, umgeben von Blumenkränzen und Kerzen.
Schauspiel-Legende Schenk ist Anfang Jänner mit 94 Jahren gestorben. Heute findet die Verabschiedung statt.

Mehr als 75 Jahre stand Otto Schenk als Schauspieler auf der Bühne, beinahe nebenbei hat er sich auch als Theater- und Opernregisseur einen Namen gemacht. Darüber hinaus leitete der Wiener von 1988 bis 1997 das Theater in der Josefstadt. 

Er war ein Publikumsliebling und Alleskönner.

Eine Menschenschlange vor dem Bankhaus Spängler in Wien.

Die Schlange vor dem Stephansdom ist lang, sehr lang

Anfang Jänner ist der Wiener dann im Alter von 94 Jahren am oberösterreichischen Irrsee, wie das Theater in der Josefstadt bekannt gab, verstorben. 

Heute, am 29. Jänner, findet die öffentliche Gedenkfeier statt. Viele sind am frühen Nachmittag zum Stephansdom gekommen, um sich von Schenk zu verabschieden.

Eine Menschenmenge steht vor dem Atelier von Erich Pummer in Wien Schlange.

Viele sind gekommen, um sich von Otto Schenk zu verabschieden

Elisabeth Holzmann (62) zum Beispiel ist mit ihrer Schwester gekommen. „Herzukommen ist eine Herzenssache. Otto Schenk hatte eine enorme Ausstrahlung, wie sonst keiner.“ Schenk erinnert die Schwestern zudem an ihren verstorbenen Vater: „Der Schmäh war derselbe.“

Eine Frau steht vor dem Eingang eines Gebäudes, möglicherweise einer Kirche oder eines Museums.

Elisabeth Holzmann ist gemeinsam mit ihrer Schwester gekommen

Manfred Schnabl (64) ist sogar extra aus dem Waldviertel angereist: „Er war einer der größten Künstler Österreichs und trotzdem so bescheiden. Wenn das Land so eine Persönlichkeit verliert, muss man die Gelegenheit wahrnehmen und sich gebührend verabschieden.“ Schenk habe ein „unglaubliches Gespür für Pointen“ gehabt und die Fähigkeit, sein Publikum mit jeglichen Programm zu fesseln, sagt Schnabl.

Er werde morgen auch zum Zentralfriedhof fahren, wo Otto Schenk ein Ehrengrab bekommen wird.

In einer Kirche liegt ein Kondolenzbuch neben einem Porträt eines Mannes.

Es wird überlegt, was man ins Kondolenzbuch schreiben könnte

Im Inneren des Domes wird derweil überlegt, was man ins Kondolenzbuch schreiben will. Auch dort steht man in der Schlange. Aufgebahrt ist Otto Schenk in einem geschlossenen Sarg. Abschied nehmen darf man nur noch bis 14.20 Uhr.

Ein Porträt steht in einer Kirche, umgeben von Blumenkränzen und Kerzen.

Otto Schenk ist im Stephansdom aufgebahrt

Um kurz vor halb drei hört man eine Dame zu einer anderen sagen: "Ich hab jetzt alles gesehen und mich verabschiedet, wir können gehen.” Dabei beginnt die offizielle Gedenkfeier mit Dompfarrer Toni Faber und vielen prominenten Gästen um 15 Uhr. 

Gekommen ist zum Beispiel auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). "Der Titel Publikumsliebling wird nicht oft vergeben, aber Otto Schenk war definitiv einer. Er hat vielen Menschen eine Freude bereitet- in Österreich und darüber hinaus. Wir wollen ihm heute ein würdiges Gedenken bewahren. Ein Ehrengrab der Stadt Wien ist, wenn man so will, die letzte Geste, die wir ihm bereiten können", sagt Ludwig.

„Die Gedenkstunde im Dom wird keine Heiligsprechung, sondern ein demütiges Abschiednehmen. In großer Dankbarkeit für sein so beeindruckendes Lebenswerk in Österreich und der ganzen Welt. Herzlich willkommen Otti Schenk“, eröffnete Faber die Messe. 

"Jetzt hebt keiner mehr ab"

"Ich möchte mich bedanken, dass ihr alle ihm die letzte Ehre erweist. Ich habe extra gebeten, nicht in Trauer zu kommen. Er hat doch Freude verbreitet", sagt Otto Schenks Sohn Konstantin bei der Trauerrede. Er teilte zum Abschied Anekdoten aus dem Leben seines Vaters: Seine größte Kunst war, uns alle zu verzaubern mit seinen Geschichten."

Täglich habe er seinen Vater angerufen. "Wir hatten ein schwieriges Verhältnis, aber der tägliche Anruf gehörte dazu", sagt Konstantin. Und weiter: "Jetzt hebt keiner mehr ab."

 

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