Radweg in Hörlgasse lässt Verkehrsexperten rotsehen

Den Pop-up-Radweg in der Hörlgasse nützen nur wenige Radfahrer.
In der Hörlgasse am Alsergrund kommt es im Frühverkehr zu Staus. Radfahrer sieht man dagegen kaum.

Massive Kritik an dem seit Dienstagnacht in der Hörl-gasse eingerichteten Pop-up-Radweg kommt vom ÖAMTC. Der damit verbundene Verlust eines Fahrstreifens führte am Morgen am Alsergrund zu Verkehrsproblemen.

Das belegten Lokalaugenscheine des Mobilitätsklubs Mittwoch- und Donnerstagfrüh: Trotz – wegen Corona – reduziertem Verkehrsaufkommen gab es im Frühverkehrs in der Hörlgasse und im angrenzenden Straßennetz zu Staus, die zeitweise mehrere hundert Meter auf die Roßauer Lände zurückreichten. Erst im Laufe des Tages lösten sich die Staus wieder auf.

Geringe Auslastung

Die Einrichtung des dritten Wiener Pop-up-Radweges (nach jenen in der Praterstraße sowie in der Wagramer Straße) sei „nicht nachvollziehbar“, meint ÖAMTC-Verkehrsexperte Matthias Nagler. „Zumal in den Parallelstraßen ohnehin drei Hauptradrouten verlaufen – in der Berggasse, der Maria-Theresien-Straße und am Ring. Dementsprechend niedrig ist die Auslastung des neuen Radfahrstreifens.“ Am ersten Tag nach der Einführung seien nur sieben Radfahrer innerhalb von einer halben Stunde gezählt worden.

Und auch beim KURIER-Lokalaugenschein am Donnerstagnachmittag bot sich ein ähnliches Bild. Während der motorisierte Verkehr auf den beiden verbliebenen Fahrstreifen flüssig stadteinwärts floss, nützten kaum Radfahrer den in kräftigem Orange gekennzeichneten Pop-up-Radweg. Innerhalb einer Viertelstunde waren es gerade einmal vier.

Radweg in Hörlgasse lässt Verkehrsexperten rotsehen

In der Praterstraße eröffneten Hebein und die Leopoldstädter Bezirkschefin Lichtenegger (li.) den ersten Pop-up-Radweg Wiens.

Davon abgesehen sieht man beim ÖAMTC aber noch weitere Defizite. Laut Nagler könnten etwa unübersichtliche Querungsstellen in Kreuzungsbereichen zu Unfällen mit Rechtsabbiegern führen.

Verengung bleibt

Von Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne) und Bezirkschefin Saya Ahmad (SPÖ) wurde bereits angekündigt, dass es im Zuge einer Umgestaltung dauerhaft bei zwei Fahrspuren bleiben könnte.

Der orangefarbene Radweg soll zwar nur bis Ende der Sommerferien bestehen, heißt es in Hebeins Büro. Stadt und Bezirk haben sich aber auf eine Reihe von Maßnahmen geeinigt, die die aktuelle Verkehrssituation prolongieren dürften. Hebein und Ahmad schweben etwa Baumpflanzungen, breitere Gehsteige und mehr Sitzmöglichkeiten vor. So wollen sie die Aufenthaltsqualität in der Hörlgasse verbessern.

Evaluierung gefordert

Beim ÖAMTC ist man insofern skeptisch – mache der Pop-up-Radweg doch deutlich, „dass in der Hörlgasse alle drei Fahrstreifen benötigt werden“, so Nagler.

Wie bei anderen temporären Radfahrstreifen plädiert der Mobilitätsklub auch hier für eine Evaluierung. Stelle man dabei fest, dass die Belastung für den motorisieren Verkehr „in keinem akzeptablen Verhältnis zum Nutzen für den Radverkehr“ stehe, sei die Behörde gefordert, die Anlage wieder aufzulassen.

Im Büro Hebein heißt es dazu: Man werde die Verkehrsentwicklung natürlich im Auge behalten und sie transparent kommunizieren.

Nicht zufriedenstellend ist der derzeitige Zustand für ÖVP und FPÖ. Die Blauen warnen außerdem vor einem weiteren Pop-up-Radweg in der Adalbert-Stifter-Straße in der Brigittenau.

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