Notfallambulanz im Mittelalter: Bei akutem Zahnschmerz zum Stephansdom

Notfallambulanz im Mittelalter: Bei akutem Zahnschmerz zum Stephansdom
Zwei Autoren haben acht Stadtspaziergänge zusammengestellt, die durch die medizinische Geschichte Wiens führen

Elf Stadtwanderwege gibt es in Wien bereits, doch 14 Monate nach Beginn des ersten Lockdowns kennen viele passionierte Spaziergänger dort schon jeden Stein.

Da trifft es sich gut, dass jetzt ein Führer mit acht neuen Stadtspaziergängen auf den Markt gekommen ist. Gedacht für alle, die sich für die Medizingeschichte der Stadt interessieren. Und diese kann sich auch im internationalen Vergleich sehen lassen: Die Wiener Medizinische Schule im 18. und 19. Jahrhundert, vertreten durch Ärzte wie Gerard van Swieten, Theodor Billroth oder Carl von Rokitansky genoss einst Weltruhm. Ebenso das unter Joseph II. errichtete Allgemeine Krankenhaus, das zur Zeit seiner Errichtung neue Maßstäbe setzte.

Notfallambulanz im Mittelalter: Bei akutem Zahnschmerz zum Stephansdom

Das Allgemeine Krankenhaus (heute Altes AKH)

Die Autoren, Fremdenführerin Bibiane Krapfenbauer-Horsky und Hans-Peter Petutschnig, Pressesprecher der Wiener Ärztekammer, führen aber auch zu weniger bekannten Schauplätzen der Wiener Medizingeschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Als oft Aberglaube den Mangel an wirksamen Arzneien ausgleichen musste. Bekanntestes Beispiel ist wohl der „Zahnwehherrgott“ – eine mittelalterliche Skulptur des leidenden Christus mit Dornenkrone an der Außenwand des Stephansdoms, die früher oft von Menschen mit Zahnschmerzen besucht wurde, um Hilfe von oben zu erbitten.

Ursprünge der MedUni

Wenig bekannt ist, dass die 1365 gestiftete Universität Wien zunächst provisorisch in der Bürgerschule zu St. Stephan (Teil des heutigen Churhauses) untergebracht war. Die Medizinische Fakultät war schon damals recht fortschrittlich: 1404 fand in Wien die erste Leichensektion im deutschsprachigen Raum zur anatomischen Demonstration statt.

Notfallambulanz im Mittelalter: Bei akutem Zahnschmerz zum Stephansdom

Wachspräparat im Josephinum

Ohne die typische Wiener Morbidität kommt auch dieser Führer nicht aus. Der letzte Spaziergang führt zum Zentralfriedhof, zu den Gräbern der berühmtesten Mediziner der Stadt.

 

Bibiane Krapfenbauer-Horsky, Hans-Peter Petutschnig

Auf den Spuren der alten Heilkunst in Wien,

Verlagshaus der Ärzte, 168 Seiten, 17,90 Euro.

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