Wie der Notfallalarm aufs Handy kommt und welche App versagt hat
Die Unwetter der vergangenen Tage haben Hunderttausende Handys im Osten Österreichs wiederholt schrill läuten lassen: Ein Blick auf das Gerät zeigte einen roten Hintergrund mit ortsgenauen Warnungen. AT-Alert heißt dieses System, das künftig als Zusatz zu den 8.300 Zivilschutzsirenen den Schutz der Bevölkerung sichern soll.
Die Unwetterkatastrophe fiel nun ausgerechnet in den Testzeitraum von AT-Alert, der am 9. September startete. Auch das ist ein Grund dafür, dass die KATWARN-App, die bisher vor Katastrophen warnte, diesmal einen Totalausfall hatte.
Aber der Reihe nach. Da die Unwetter in Österreich schon Tage zuvor prognostiziert worden waren, suchte sich so mancher eine Möglichkeit, vor unmittelbaren Gefahren in der Umgebung gewarnt zu werden. Das BMI empfahl dafür bisher die KATWARN-App, die 2016 vom damaligen Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) in Österreich eingeführt wurde. "Das Problem ist aber, dass man sich die APP aktiv herunterladen muss, was bisher nur zirka 100.000 Mal der Fall war", heißt es aus dem BMI auf KURIER-Anfrage.
Weil diese Reichweite im Ernstfall natürlich viel zu klein ist, wird sie nun von AT-Alert ersetzt. Anders als bei der App, bekommen Handybesitzer den Signalton nämlich automatisch auf ihr Handy - ohne sich anmelden zu müssen.
Notfallalarme, so wie sie in den letzten Tagen immer wieder verschickt wurden, können von den Handybesitzern nicht ausgeschaltet werden, andere hingegen schon, wie zum Beispiel extreme Gefahr, erhebliche Gefahr, Gefahreninformationen, abgängige Personen oder Testwarnungen.
Jede Person kann AT-Alert-Meldungen empfangen, wenn das Mobiltelefon
- sich im bewarnten Gebiet befindet
- eingeschaltet ist
- sich nicht im Flugmodus befindet
- ein aktuelles Betriebssystem hat (Android ab Version 11, iOS/iPhone ab Version 17.4)
AT-Alert ist in den Betriebssystemen automatisch eingeschaltet. Dank des Cell Broadcast Systems werden auch Personen, deren Telefon im Ausland gemeldet ist, wie beispielsweise Urlauber:innen, im Anlassfall gewarnt, wenn sie sich im bewarnten Gebiet befinden. Die höchste Warnstufe „Notfallalarm“ ist immer aktiviert und kann nicht ausgeschaltet werden. Selbst wenn Ihr Telefon stumm geschaltet ist, löst der Notfallalarm eine laute Benachrichtigung aus. Die weiteren Warnstufen können optional deaktiviert werden.
Alarm ohne Handynummer
„Cell Broadcast“ ist ein Technologiestandard moderner Mobilfunknetze, der die Aussendung von schriftlichen Meldungen (z.B. sicherheitsrelevante Informationen, Warnungen) direkt auf Mobiltelefone in einem bestimmten, geografisch definierten Gebiet ermöglicht. Es ist dazu nicht notwendig, die Handynummer der jeweiligen Nutzer zu haben.
Dabei werden keine personenbezogenen Daten abgefragt oder genutzt. Die Warntexte werden über den Kontrollkanal der Mobilfunkzellen ausgesendet. Es erfolgt keine Rückmeldung, somit ist der Empfang einer Meldung über Cell Broadcast ähnlich wie bei Rundfunkempfang über Radio.
Quelle: Zivilschutz Österreich
Weil es während der Testphase noch zu unterschiedlichen Problemen kommt, war es in den vergangenen Tagen so, dass in manchen Haushalten die Alarme zu verschiedenen Zeitpunkten ausgeschickt worden waren. Ob und wann man den Alarm bekommen hat, lag am Handymodell, dem Betriebssystem und dem Mobilfunkanbieter.
Gemeinden bevorzugten AT-Alert
Wann für welche Region ein Alarm ausgelöst wird, ist Ländersache und obliegt letztendlich den jeweiligen Bürgermeistern der Gemeinden - ebenso wie bei der KATWARN-App. Weil sich ein Großteil der Verantwortlichen diesmal entschieden hatte AT-Alert zu verwenden, zeigte die KATWARN-App die ganze Zeit über keine Warnungen an.
App wird ersetzt
AT-Alert soll laut BMI die KATWARN-App bald komplett ersetzen. In den kommenden Tagen kann es auch sein, dass man Testalarme erhält, obwohl gar keine Gefahr besteht. Bis AT-Alert aber von allen Handys umgesetzt werden kann, sollten Benutzer die KATWARN-App noch installiert lassen.
Informationen darüber, ob das eigene Handy für AT-Alert geeignet ist und wie man die Einstellungen ändern kann, finden Sie hier.
Kommentare