Die Markthalle auf der 12.000 Quadratmeter großen Fläche hinter dem Naschmarkt ist nicht mehr fix. Die Stadt bat um Ideen zur Nutzung, neun von ihnen werden nun ausgestellt.
In schönem Gelb steht die Tafel neben dem Aufgang der U-Bahn-Station. Fast könnte man meinen, es ist das Gelb des Widerstands.
Dort, an den Häusern entlang der Rechten und der Linken Wienzeile, hängen seit Monaten die gelben Transparente von „Freiraum Naschmarkt“. Seit Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) via KURIER verkünde hatte, auf dem Naschmarkt-Parkplatz eine Markthalle zu errichten, macht die Bürgerinitiative dagegen mobil.
Mit Erfolg.
Die Markthalle zwischen den Wienzeilen ist nun nicht mehr in Stein gemeißelt; was auf und mit dem 12.000 Quadratmeter großen Naschmarkt-Parkplatz passiert, wird nun in einem kooperativen Beteiligungsverfahren herausgearbeitet (siehe Info-Box am Ende des Textes).
Auf den gelben Tafeln stellt die Stadt seit gestern, Mittwoch, und noch bis 9. Mai das Ergebnis des Ideenwettbewerbs für die Neugestaltung des Parkplatzes aus. Die gelben Tafeln – sie sind quasi Symbole des Kompromisses.
51 Projekte von 37 Bewerberinnen und Bewerbern (Architekten, Landschaftsplaner, Laien) wurden zum Ideenwettbewerb eingereicht, 9 davon wurden von der Jury (Vorsitz Architekt Albert Wimmer) ausgewählt.
Alle Konzepte mussten vier Kriterien erfüllen: Begrünung, konsumfreie Zonen, Platz für Flohmarkt und regionale Produkte.
Bäume und Brotbacken
Architektur-Studentin Celine Pia Sophie Stemmelen reichte ihre Diplomarbeit ein und schlägt vor, den Naschmarkt-Parkplatz zum „Naschpark“ umzugestalten: Sie sieht ihn als „Grünoase und Naherholungsfläche“ – mit Sitzgelegenheiten (im Stile der Wiental-Terrasse), Wasserspielen, einer Sport-Aktivzone und einem Kinderspielplatz.
Designerin Nina King und Landschaftsplanerin Martina Jauschneg sehen den Naschmarkt als „Bauch Wiens“. Deren Nutzungskonzept konzentriert sich auf das Thema Essen.
Sie stellen sich auf der Fläche Gemeinschaftsküchen – draußen wie drinnen – vor, offene Kühlschränke, Brotbacköfen und einen mobilen Street Food Markt.
Mark Neuner und Marlene Lötsch vom Architekturbüro Mostlikely haben die Vision vom Naschmarkt als „flexiblen, begrünten Freiraum“, der für die Gemeinschaft da ist. Es brauche Raum für Lebensmittelkooperativen, Initiativen und Vereine. Der Naschmarkt-Parkplatz, sagen sie, „soll nicht der nächste Park“ sein, sondern „Bühne für das städtische Leben“.
Heribert Wollmayr und Josef Saller vom Architekturstudio Heri&Salli würden einen Bogen über den Parkplatz spannen – als Aufhänger für Markisen (für mobile Marktstände), Beschattung, Beleuchtung oder Sprühnebelduschen. Eine Markthalle, sagen sie, solle hier „auf keinen Fall“ stehen. Es gehe darum, einen Raum zu schaffen – mit Mehrwert (siehe Titelbild).
Was alle eingereichten Projekte gemein haben? Sie sehen Bäume zur Begrünung vor. Im Gegensatz zur Mitte des Platzes (unter dem ja die U-Bahn verläuft) können diese an den Rändern sehr wohl gepflanzt werden. Und: In allen Konzepte geht es um temporäre Verkaufsflächen und nur kleine Gebäude. Ein Dach gibt es praktisch nirgends.
Automatisch umgesetzt werden diese Projekte nicht – sie sind Ideengeber für den sogenannten Masterplan zum Naschmarkt-Parkplatz. Aus diesem leiten sich dann die Muss-Kriterien für den Realisierungswettbewerb ab, der im Herbst dieses Jahres ausgeschrieben wird.
Das Siegerprojekt soll im ersten Halbjahr 2023 präsentiert werden.
Ideenwettbewerb
Neben der U4-Station Kettenbrückengasse sind noch bis 9. Mai die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs ausgestellt.
Masterplan
Aus den Einreichungen des Ideenwettbewerbs wird der Masterplan entwickelt. Also jene Kriterien, die dann im Realisierungswettbewerb erfüllt werden müssen.
Realisierungswettbewerb
Der Architekturwettbewerb wird ausgeschrieben. Das Siegerprojekt soll bis Juni 2023 präsentiert werden.
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