Neues Stadtviertel geplant: Querelen um das Leopoldquartier

Neues Stadtviertel geplant: Querelen um das Leopoldquartier
Am Wiener Donaukanal soll ein ganzes Grätzel neu bebaut werden. Wie? Das ist umstritten.

Dass an der Oberen Donaustraße im 2. Bezirk etwas im Busch ist, darauf deutet seit Monaten ein riesiges Plakat hin: „Wir entwickeln das Leopoldquartier“ ist an der Fassade der Nummer 23 zu lesen. Wie dieses neue Quartier zwischen Donaukanal und Augarten genau aussehen soll, darüber wurde am Montag bei einer Bürgerversammlung debattiert. Oder besser gesagt: bei mehreren.

Wegen Corona wurden vier Termine mit je 25 Teilnehmern abgehalten. Die Opposition im Bezirk hatte dies im Vorfeld – mit teils eigentümlicher Argumentation – beanstandet. Die grüne Bezirkschefin Uschi Lichtenegger wolle sich nicht „einer großen Menge aufgebrachter Bürger stellen“, daher die Limitierung, hieß es etwa vonseiten der SPÖ.

Doch das ist nicht die einzige Kritik rund um das Projekt.

Neues Stadtviertel geplant: Querelen um das Leopoldquartier

Auf der Fassade wird der neue Stadtteil beworben.

Die Pläne des Immobilienentwicklers UBM Development für das rund 23.000 Quadratmeter große Areal sind schon recht konkret. Laut der Projektwebsite sind Wohnungen und Gewerbeflächen vorgesehen.

Ein Architekturwettbewerb wurde bereits abgehalten, gewonnen hat das Architekturbüro Gangoly und Kristiner aus Graz.

Autofreies Zentrum

Der Entwurf sieht vor, dass die Hochgarage und die alten Bürohäuser auf dem Gelände abgerissen werden. Stattdessen geplant: vier neue Gebäude, die so angeordnet sind, dass eine Art Hof entsteht. Dieses Zentrum des Leopoldquartiers soll autofrei und begrünt werden.

Neues Stadtviertel geplant: Querelen um das Leopoldquartier

Der Siegerentwurf.

Mit all dem ist die Bürgerinitiative „Lebenswertes Leopoldgrätzel“ (BILG) halbwegs einverstanden. Nicht akzeptieren will sie aber, wie die Baumasse verteilt werden soll: Entlang der Oberen Donaustraße könnten die Gebäude bis zu 35 Meter hoch werden.

„Das ist sehr wuchtig“, sagt Marion Pössl im Gespräch mit dem KURIER. Sie ist Architektin und Sprecherin der BILG. Die oberen Stockwerke sollen zurückgestaffelt werden, fordert sie.

Weiterer Kritikpunkt: Das Projekt sei insgesamt „sehr voluminös“, die Fläche werde viel dichter bebaut als bei vergleichbaren Projekten.

Neue Widmung nötig

Noch hat die BILG eine Chance, dass ihre Bedenken gehört werden. Als nächster Schritt wird nämlich eine neue Flächenwidmung ausgearbeitet. Und erst was diese vorgibt, ist rechtlich verbindlich. UBM schätzt, dass die Widmung in einem Jahr beschlossen wird.

Das Projekt

An der Adresse Obere Donaustraße 23–27 und 29 plant UBM ein neues Viertel mit Wohnungen, Gewerbeflächen und einem Park. Nächsten Herbst könnte der Gemeinderat die dafür erforderliche neue Flächenwidmung beschließen. Von Ende 2021 bis 2024 will UBM bauen.

Die Vorgeschichte

Diesen Herbst startet der Abriss der bestehenden Gebäude auf dem Gelände. Das erste davon wurde im Jahr 1990 von  Sie-mens Nixdorf gebaut, weitere folgten in den 1990ern. Der letzte Mieter war bis 2019 A1.

Ein Wörtchen dabei mitzureden hat der Bezirk. Dieser habe sich bereits im Vorfeld des Wettbewerbs dafür eingesetzt, dass das Leopoldquartier anstatt der jetzt zulässigen 85.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche künftig maximal 75.000 haben werde, sagt der grüne Vize-Bezirkschef Bernhard Seitz.

„Das Projekt ist gut. Es braucht aber noch Feinschliff.“ Dazu gehöre auch ein neuer Radweg zwischen Rembrandtstraße und Scholzgasse – damit Radler nicht mehr an den Kanal ausweichen müssen.

Gesprächsbedarf gibt es bis zum geplanten Baubeginn Ende 2021 also noch genug.

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