Nur noch wenige Wochen, dann ist die Umgestaltung des Neuen Marktes in der Innenstadt abgeschlossen. Schon jetzt kann man sich ein Bild machen, wie der verkehrsberuhigte historische Platz künftig aussehen wird.
Dabei fällt dem neugierigen Passanten allerdings ein Detail ins Auge, das irritiert: Ein Baum am oberen Ende des Platzes, der mitten im Sommer ganz ohne Blätter dasteht. Es handelt sich dabei um einen jener sogenannten XL-Bäume, auf die Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) so gerne verweist.
Damit der Platz von Anfang an ordentlich beschattet wird, wurden anstelle der üblichen Jungbäume sechs 25 Jahre alte und zehn Meter hohe Platanen gepflanzt. Einen XL-Schatten vermag der kahle Baum allerdings nicht zu spenden.
Vielmehr stellt sich die bange Frage, ob er knapp ein Jahr nach seiner Verpflanzung gar gefällt und zu Brennholz verarbeitet werden muss.
Bei den Wiener Stadtgärten gibt man Entwarnung: „Die Bäume wurden heute kontrolliert, es ist keiner abgestorben“, sagt eine Sprecherin am Mittwoch. Man habe auch nicht vergessen, sie ausreichend zu gießen: „Die im letzten Herbst gepflanzten Platanen werden mittels automatischer Bewässerung und bei Bedarf zusätzlich händisch bewässert.“ Der Blattfall der Platanen sei „eine natürliche Reaktion auf starke Hitze. Die Bäume haben noch kein ausreichendes Wurzelsystem ausgebildet, damit sie sich in dieser extremen Situation mit genügend Wasser versorgen können, obwohl ausreichend Wasser vorhanden ist“, sagt die Sprecherin. „Ab dem zweiten Standjahr sollte es keinen Blattabwurf mehr geben.“ Ein XL-Baum kostet übrigens rund 8.000 Euro (ohne Einbauarbeiten), herkömmliche Jungbäume stehen mit 2.100 Euro zu Buche.
Ein alter Baum
Auch auf der Dachterrasse des Ikea am Westbahnhof hat es mancher XL-Baum schwer. Vor einem Jahr wurden 160 Bäume gepflanzt, mittlerweile stehen fünf der riesigen Töpfe leer. Die Lerchen haben nicht überlebt.
Zwar wurden sie ein Jahr auf die Übersiedelung im Sommer vorbereitet, aber etwas Schwund könne man kaum verhindern, sagt der Pflanzensachverständige für die Ikea-Dachterrasse, Frank Timmermann. Schon gar nicht, wenn die Bäume an so exponierter Stelle stehen (Wind, Hitze). Und, sagt Timmermann, der alte Spruch habe durchaus seine Berechtigung: „Einen alten Baum versetzt man nicht.“
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