Alte Bäume für den Neuen Markt in Wien

Alte Bäume für den Neuen Markt in Wien
Das Konzept für den Platz wurde überarbeitet: Im Jahr 2022 werden riesige Bäume über der neuen Tiefgarage gepflanzt.

Seit geraumer Zeit nimmt ein dumpfes Dröhnen den Neuen Markt ein. Die derzeit aufgerissene Fläche unweit des Stephansplatzes ist voll mit Baggern, Kränen und Containern. Das alles ist umgeben von einem plakatierten Bauzaun, der entlang der Hausmauern einen zwei Meter breiten Weg für Fußgänger frei lässt. 

Seit Anfang 2019 sind die Arbeiten für den neuen Neuen Markt im Gange: Bis Herbst 2022 sollen sie abgeschlossen sein. Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) hat gestern, Freitag, gemeinsam mit Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) das neue Konzept für den Platz präsentiert. Unterirdisch wird eine Tiefgarage gebaut, darüber ein grüner und kühler Aufenthaltsort zur „Entschärfung der Hitzeinsel“, sagte Sima. 
 

Alte Bäume für den Neuen Markt in Wien

Nach der Umplanung des Pratersterns hat die neue rote Planungsstadträtin auch die bestehenden Pläne für den Neuen Markt überarbeitet – und grüner gemacht. Als „Visitenkarte der Stadt“ will Sima den Platz „klimafit“ machen: Dem Dröhnen und den Baggern sollen Nebelduschen und XL-Bäume folgen. Aus dem ehemaligen Asphaltmeer soll so ein freundlicher Aufenthaltsort mitten im 1. Bezirk werden.

Der Verkehr wird so weit wie möglich von dem Platz ferngehalten. Für die City-Buslinie 2A und für Autos bleibt von der Tegetthoffstraße bis zur Plankengasse nur ein kurzer Fahrstreifen. 

Alte Bäume für den Neuen Markt in Wien

Parken sollen die Autos  hier zukünftig nur noch unterirdisch,

Der Brunnen kehrt zurück

Zukünftig werden sechs Bäume auf dem Neuen Markt wachsen. Die ausgewählten Platanen wurden in einer Baumschule in Deutschland speziell für ein Leben in der Stadt gezüchtet. Dafür wurden sie 25 Jahre lang jedes zweite Jahr umgepflanzt: Um sich ans „Umziehen zu gewöhnen“, und um den Wurzelballen klein zu halten. 

So sollen die zehn Meter hohen Bäume künftig in Granitzylindern gedeihen – und mit ihrer vier Meter breiten Krone Schatten spenden. Dazu kommen 15 Bäume in großen Töpfen, Beete und Sträucher. Damit sich der Platz nicht mehr so stark aufheizt, wird er mit hellem Granit gepflastert. Nebelduschen, ein Trinkbrunnen und ein Wasserspiel bieten zusätzlich Abkühlung. 

Die Mitte des Platzes ist weiterhin für den altbekannten Providentiabrunnen reserviert. Er ist auch unter dem Namen Donnerbrunnen bekannt und denkmalgeschützt. Vor den Bauarbeiten wurde er abgetragen. Derzeit wird er von der MA 31 (Wiener Wasser) saniert.

6.200
Quadratmetermisst die Fläche um die Kaisergruft und um den Providentiabrunnen 

787
Jahre ist der Neue Markt alt. 1234 wurde der Hohe Markt zur Versorgung der Wiener Bevölkerung zu klein – und der Neue Markt wurde geschaffen

5,6
Millionen Euro kostet die Neugestaltung der Fläche über der Tiefgarage. Diese Kosten übernimmt der Garagenbetreiber. Das ist die übliche Vorgehensweise, wenn Straßen im Rahmen von Bauprojekten aufgerissen werden

Bis der Brunnen auf den Neuen Markt zurückkehrt, brauchen vor allem die ansässigen Geschäftsleute noch Durchhaltevermögen: Sie sind von den aufwendigen Arbeiten besonders betroffen. 

Der Bauzaun knapp vor dem Schaufenster des Juweliers A. E. Köchert ist mit dessen Werbung versehen. Inhaber Christoph Köchert sieht den Umbau trotz Geschäftseinbußen positiv: „Was uns bei der Überbrückung auf jeden Fall hilft, ist die Aussicht auf den schönen neuen Platz.“ Zwar sei die Laufkundschaft weniger geworden. Dank der vielen Stammkunden ist Köchert von dieser aber ohnehin nicht abhängig. 

Kunden bleiben aus

Auch die Optikerin Petra Geiling investierte in Werbung am Bauzaun. Sie hatte während des Umbaus aber trotzdem kein Glück. „Wäre die Corona-Krise nicht gekommen, hätte ich vielleicht bis zum Ende der Baustelle durchgehalten“, sagt sie. 

Als die Arbeiten am Markt starteten, sei die Kundenfrequenz von einer Woche auf die andere stark zurückgegangen. Die Unternehmerin war letztlich gezwungen, die Filiale am Neuen Markt zu schließen und sich von zwei Mitarbeitern zu trennen. 

Geblieben ist ihr zumindest ein Geschäft in der Herrengasse. „Ich finde den Umbau an sich eine schöne Idee. Aber der Weg dorthin dauert, überhaupt für uns Kleinunternehmer, einfach zu lange“, so Geiling. 

Nach Ende des Umbaus kann sich die Optikerin aber vorstellen, ihre Filiale am neuen Neuen Markt wieder zu eröffnen. Denn ohne Dröhnen werden sich dort wohl auch wieder Kunden einfinden. 

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