Neue E-Scooter-Regeln in Wien: Welche Anbieter künftig noch fahren dürfen
Es ist soweit: Während in Paris Roller in wenigen Monaten aus der Stadt verbannt werden, geht Wien einen anderen Weg.
In der kleinen Weltstadt wird es ab 1. Mai neue und strengere Regeln für E-Scooter geben. Außerdem werden nur noch vier Anbieter, die per Ausschreibung durch die Stadt ausgesucht wurden, die Lizenz zum Fahren bekommen.
Während der amerikanische Anbieter Tier offenbar keine Lizenz mehr von der Stadt erhält, dürfen die Anbieter Voi, Link (Superpedestrian), Lime und Bird in Wien den E-Scooter-Verleih ab 1. Mai für drei Jahre betreiben.
Das bestätigt die Österreich-Chefin von Voi, Katharina Schlittler. Offizielle Bestätigung der Stadt gibt es noch keine.
Voi ist neu dabei. Der Anbieter kommt ursprünglich aus Schweden, während die anderen Anbieter aus Amerika sind.
Bei einer ersten Fahrt durch die Stadt zeigt die Österreich-Chefin Katharina Schlittler dem KURIER, wie es funktioniert. Voi hat bereits in mehr als 100 Städten in Europa erfolgreiche Lösungen umgesetzt und Erfahrung mit der Eindämmung von Wildwuchs.
So soll es demnach bereits in den Städten wie Brüssel, Stockholm und Oslo gelungen sein, die Mikromobilität in das Verkehrssystem zu integrieren.
Voi will Helme verschenken
Bei einem Testversuch in der Innenstadt vor dem Parlament zeigt Schlittler, wie der E-Scooter funktioniert. Dabei setzt sie gleich mal den Helm auf. „Der Helm ist uns besonders wichtig, daher werden wir allen, die sich auf der Plattform anmelden und zu unserem Fahrsicherheitstraining kommen, einen Helm schenken“, sagt sie.
Österreich Chefin Voi
Katharina Schlittler freut sich einer der neuen Anbieter in der Stadt zu sein.
Spielend Lernen
Ein Sicherheits-Quiz soll für mehr Sicherheit auf den Rollern sorgen.
Fußgängerzone
In bestimmten Zonen werden die E-Scooter automatisch langsamer. Der E-Scooter erkennt, dass die Zone eigentlich nicht befahrbar ist und bremst den E-Scooter-Fahrer so aus.
Helme werden verschenkt
Außerdem möchte der neue E-Scooter-Verleih-Anbieter Helme bei Fahrsicherheitstraining und Veranstaltungen verschenken.
Sicher in der Stadt unterwegs
Durch ein Sicherheitsquiz am Handy vor der Abfahrt soll für mehr Aufmerksamkeit im Verkehr gesorgt werden.
Außerdem gibt es in der App die Möglichkeit, ein Helm-Selfie von sich zu machen. Wenn der Helm erkannt wird, bekommt der E-Scooter-Fahrer Punkte gutgeschrieben. „Einen Euro pro Helm-Foto“, sagt sie.
Die Miete soll 30 bis 35 Cent pro Minute betragen. Es wird aber auch einen 24-Stunden-Preis und einen Monats-Preis geben, sagt sie. Während sich der Tagespass für Touristen eignet, soll der Monatspass vor allem für die hier lebenden Menschen sein.
Kamera erkennt Straße
Eine Kamera am E-Scooter soll die Straße oder den Gehsteig erkennen und so das Parken in der falschen Zone nicht möglich machen.
Abstellen soll so nicht mehr möglich sein
Am Fahrradabstellplatz und auf den Abstell-Zonen der Stadt, die in der App ersichtlich sein werden, soll Abstellen möglich sein. An anderen Stellen soll die Miete nicht beendet werden können.
E-Learning
Mit unterschiedlichen Quiz-Formen werden die Fahrer zu einem besseren Fahrverhalten "erzogen".
Vier Anbieter der Stadt
Ab 1. Mai werden dann Wien-Weit nur noch vier Anbieter in der Stadt zu sehen sein.
Registrierung mit Ausweis
Bevor man starten kann, muss man bei der Registrierung den eigenen Ausweis und sich selbst fotografieren. „Das ist besonders wichtig, damit wissen wir, wer den Roller fährt.
So können wir bei Fehlverhalten von Menschen ein Entgelt von bis zu 25 Euro einfordern, wenn sie zum Beispiel falsch parken und wir die Scooter umparken müssen“, sagt sie. Bei öfterem Fehlverhalten können Menschen auch gesperrt werden, sagt sie.
Voi Reaction Test
Regeln spielend lernen
Noch bevor es los geht, muss man auf der App ein Quiz machen: Darf man zu zweit auf einem Roller fahren? Darf man Alkohol trinken? „Spielend lernt man also die Regeln“, erklärt sie weiter. Es ist eine Art E-Learning am Handy. Und wenn man zusätzlich die Online-Fahrschule in der App nutzt, kann man auch hier Bonuspunkte ergattern. „Hier gibt es etwa Kurse zur Rücksichtnahme oder Fahrregeln“.
Und dann geht es schon los: Trotz des Regens zeigt Schlittler, wie man sicher fährt. Der Roller hat handliche Bremsen, ein Kennzeichen und Blinker - vorne und hinten. „Alles für die Sicherheit und den Fahrkomfort“, sagt sie.
Kamera erkennt die Straße
Sie fährt am Fahrradweg und auf der Straße. Auf dem Roller kann sie das Handy befestigen. Eine Besonderheit ist eine integrierte Kamera auf dem E-Roller. „Der E-Scooter kann dank künstlicher Intelligenz automatisch die Straßen erkennen, ob es etwa ein Gehweg oder eine Straße oder ein geeigneter Parkplatz ist.“
Die Roller dürfen nur noch auf den dafür geeigneten Parkplätze abgestellt werden, etwa auf den eigenen E-Scooter-Plätzen, die die Stadt bis 2024 weiter aufstocken will.
Wenn ein Fahrer mit dem Roller etwa in eine von der Stadt definierte Fahrverbotszone fährt - etwa eine Fußgängerzone, Marktgebiete oder rund um das AKH, dann wird der Roller automatisch langsamer. „Er fährt dann nur noch 1 Kilometer pro Stunde“, sagt Schlittler weiter und zeigt das anhand der Fußgängerzone bei der Hofburg in der Stadt. "Noch sind die Zonen nicht freigeschalten, aber ab 1. Mai wird das einwandfrei funktionieren“, sagt sie.
Am Heldenplatz lehnt etwa ein abgestellter Scooter: „Das ist eindeutig ein Fehlverhalten, denn hier dürfte nicht geparkt werden, mit der ID-Kontrolle wird so ein Abstellen nicht mehr möglich sein“, erklärt sie weiter.
Gibt es auch eine Möglichkeit die falsch parkenden Scooter zu melden? „Über die Sags-Wien-App, über report.voi.com und natürlich die eigene App“, sagt sie.
Für ein gutes Miteinander wurde auch mit dem etwa Blindenverband gesprochen. „Wir sind im regen Austausch und wollen einerseits Menschen mit Beeinträchtigungen bei uns anstellen, etwa als Scootersheriffs, die umgefallene Scooter aufstellen oder umparken und haben gemeinsam mit den Vertretern auch Zonen definiert, wo E-Scooter nicht fahren dürfen, etwa rund um den Sitz des Blindenverbandes“, sagt sie weiter. Andere No-Go-Zonen sind nahe am Gewässer oder Friedhöfe.
Alkohol-Reaktionstests ab 23 Uhr
Von Donnerstag bis Sonntag zwischen 23 Uhr und 5 Uhr gibt es in der App auch einen Alkoholtest: Dabei wird mittels eines Spiels die Reaktionsfähigkeit getestet. „Dieses Spiel muss gelingen, ansonsten wird der Scooter nicht entsperrt“, sagt sie weiter.
Für Schlittler, die sich sehr auf die neue Herausforderung in Wien freut, ist es ein Anliegen, dass auch mehr Frauen zum E-Scooter greifen. „Durch die jetzt eingeführten Bremsen und Blinker wird mehr Sicherheit gewährleistet, das soll es auch für Frauen attraktiver machen“, meint sie.
Early Adopter, also Menschen die neue Fahrgeräte austesten, seien laut Voi-Analysen meist Männer, Gutverdiener und um die 30 Jahren alt. „Das möchte ich ändern“, sagt sie. Auf globaler Ebene seien nur ein Drittel der Fahrer des Anbieters weiblich und zwei Drittel männlich. In Deutschland und der Schweiz gebe es laut Datenanalysen des E-Scooter-Anbieter im Schnitt gerade ein Viertel weibliche Nutzer. In Finnland seien es hingegen bereits 41 Prozent weibliche Nutzer.
Übrigens sei man für den Aufbau der neuen Flotte in Wien noch auf Suche nach Personal. Auch die Firma Voi selbst wisse erst seit Kurzem, dass sie einer der vier ausgewählten Anbieter in Wien sein werde.
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