Neue 13A-Route: Gleich zum Start eine Demo

Die Premiere der neuen 13A-Streckenführung begann mit einer Demo.
Um die Fuzo zu umfahren, wird die Strecke in Fahrtrichtung Norden geändert. Anrainer legten den Bus kurzfristig lahm.

Am Montag treten die Ende Oktober angekündigten Änderungen rund um das viel diskutierte Wiener Verkehrsberuhigungsprojekt Mariahilfer Straße in Kraft. Der Bus 13A fährt ab dann seine neue Route durch den 6. Bezirk und nicht mehr - wie bisher - durch die Fußgängerzone. Die Premiere für die Neo-Route verlief allerdings nicht ganz problemlos. Denn Anrainerproteste sorgten dafür, dass der Bus kurz nach 8.00 Uhr rund eine Dreiviertelstunde zweigeteilt werden musste. Die kurze Linie 2B - erst im Sommer eingeführt - wird eingestellt. Außerdem kann die "Mahü" wieder per Auto wieder gequert werden.

Im Bereich Windmühlgasse/Capistrangasse hatten sich in der Früh rund zwei Dutzend Anrainer versammelt, um aufgrund befürchteter Lärm- und Abgasbelästigungen gegen die neue Streckenführung zu protestieren. Sie verzögerten die Weiterfahrt des jeweils kommenden Busses, indem sie in Kleingruppen einige Male hintereinander gemächlich über den dortigen Gehsteig schlenderten. Da die Verzögerungen immer länger geworden seien, habe man sich für eine kurzfristige Zweiteilung - ähnlich wie an den Einkaufssamstagen im Advent - entschieden, so ein Wiener-Linien-Sprecher. Seit etwa 9 Uhr fährt der Bus nun wieder planmäßig auf der neuen Strecke.

Über die neue Streckenführung haben SPÖ und Grüne gut zwei Monate gerungen. Das Ergebnis: Der Bus in Richtung Alser Straße/Skodagasse fährt ab Wochenbeginn nun über die Gumpendorfer Straße, Windmühlgasse - hier wurde eine neue Haltestelle eingerichtet - und Capistrangasse ein Stück die "Mahü" stadtauswärts. Die Shoppingmeile ist in diesem Abschnitt Begegnungszone. Dann biegt der Bus wie bisher in die Kirchengasse ein. Retour bleibt alles wie gehabt.

Die neuen Stationen ab der Gumpendorfer Straße Richtung Skodagasse: Esterhazygasse - Barnabitengasse - Mariahilfer Straße/Stiftgasse - Kirchengasse (U).

Proteste

Zuletzt hatten sich einige Anrainer mit Verweis auf Lärm-und Abgasebefürchtungen gegen diese Neuerung zu wehren versucht. Die Bürgerinitiative hat am Montag, 8.00 Uhr, via Flashmob noch einmal auf ihren Unmut aufmerksam gemacht. Wegen der Demo musste der 13A Montagfrüh zweigeteilt werden.

Neue 13A-Route: Gleich zum Start eine Demo

Die Neo-Route in Richtung Norden hat mitunter sowieso ein nicht allzu fernes Ablaufdatum. Denn voraussichtlich im Frühjahr soll noch einmal nachjustiert werden, wenn auch nur marginal. Dann geht es durch die Gumpendorfer Straße, Amerlingstraße, Bundesländerplatz, Schadekgasse, Windmühlgasse, Capistrangasse, Mariahilfer Straße in die Kirchengasse.

Die Änderung bedeutet gleichzeitig das Aus für die Buslinie 2B. Sie wurde erst im Sommer eingeführt und pendelt zwischen den Museen am Ring und Kirchengasse. Die Linie werde aber wenig frequentiert und durch die 13A-Umleitung endgültig obsolet, so das Argument.

Neue Querungen

Mit Montag ist es außerdem wieder möglich, mit dem Auto die Mariahilfer Straße zu queren. Von der Stumpergasse kann man dann wieder über die "Mahü" in die Kaiserstraße fahren. Die Querung am Rande der äußeren Begegnungszone ist ein rot-grüner Kompromiss. Denn die SPÖ wollte eigentlich zwei bis drei Bezirksverbindungen, die Grünen gar keine.

Weitere Neuerungen werden wohl bis zur angekündigten Anrainerbefragung nicht mehr kommen. Die Bewohner des 6. und 7. Bezirks sollen in den ersten Wochen des kommenden Jahres über die Zukunft der "Mahü" entscheiden. Die konkreten Fragen stehen noch nicht fest. Es wurde aber bereits in Aussicht gestellt, dass auch das gesamte Projekt abgelehnt werden könne.

Thema auf dem Stimmzettel könnten eventuell die Radler sein. Denn Rot-Grün ist sich nach wie vor uneinig, ob die Biker künftig von der Fuzo verbannt werden sollen. Die Roten inklusive Bürgermeister Michael Häupl sind dafür, die Grünen dagegen. "Es laufen Gespräche", hieß es am Freitag dazu im Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne).

An einem kühlen Montagmorgen steht Andreas Rokietowski mitten auf der Windmühlgasse in Wien-Mariahilf und hält ein Plakat in den Händen, auf dem das Wort „13A“ durchgestrichen ist. „Das war eine ruhige Wohngegend. Doch mit der Ruhe ist es hier ab Montag vorbei“, sagt er.

Ginge die neue Route des 13A durch eine andere Gasse, stünde wohl dort ein verärgerter Anrainer auf der Straße, doch die Stadtregierung hat nun einmal so entschieden. Ab 18. November soll der 13A Richtung Skodagasse durch die Windmühlgasse fahren (siehe Grafik). In den Stoßzeiten alle drei Minuten, am Wochenende auch in der Nacht.

Neue 13A-Route: Gleich zum Start eine Demo
Anrainer Windmühlgasse gegen 13A

Die Anrainer fühlen sich überrumpelt. „Es gab vorab keine Information“, sagt Leila Elgharbi, Mutter von vier Kindern. „Stattdessen wurde schon mit den Straßenarbeiten begonnen.“ Neben dem Ärger über den Lärm bangt sie um ihre Kinder, wenn der Bus künftig täglich durch die enge Gasse fährt. „Wir lassen uns das sicher nicht bieten“, sagt Eva Rotter, die sich ebenfalls gegen den Bus engagiert. „Die Capistrangasse wurde gerade erst zu einer Sackgasse erklärt. Jetzt soll der Bus durchfahren. Diese Entscheidung muss zurückgenommen werden.“

Ablehnung

Eine Frau zeigt einen Brief, den sie Anfang Oktober von Mariahilfs Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann (SP) bekommen hat. Darin schließt Kaufmann eine Route durch die Windmühlgasse aus, da die Wiener Linien diese „rigoros ablehnen“ würden. Wenige Tage später war alles anders.

„Die Windmühlgasse war nicht unsere erste Wahl“, sagt Leopold Wurm, Betriebsrat der Wiener Linien. Er wäre lieber durch die Neubaugasse gefahren. Man fahre jetzt die Route Windmühlgasse, werde sich die Situation aber genau ansehen.

„Ich finde die Entscheidung furchtbar“, sagt Kaufmann (SP). „Im Moment bekomme ich mehr Beschwerde-Mails als zur gesamten Fußgängerzone.“ Sie hätte ebenfalls eine Route durch die Neubaugasse bevorzugt. „Aber da gab es den Sturm der Entrüstung der Wirtschaft.“ An der Entscheidung könne sie nichts ändern, das sei Wille der Stadtregierung.

Die Anrainer wollen nicht so schnell klein beigeben. Sie haben Gruppen auf Facebook gegründet, in den umliegenden Geschäftslokalen werden Unterschriftenlisten gegen den 13A aufgelegt. „Wenn die glauben, das hier ist eine ,gmahde Wiesn‘, dann haben sie sich schön getäuscht“, sagt Rotter.

Als 2011 die ersten Pläne für die Fußgängerzone im Verkehrstadtratsbüro gewälzt wurden, wusste man schon um das Problem: „Der 13A muss zwischen Neubaugasse und Kirchengasse auf der Mariahilfer Straße fahren“, sagte der Franz Kainnacher, Koordinator des Umbaus, im Mai 2011 zum KURIER. Seitdem wurden Bürger befragt, Verkehrslösungen für die Bezirke ausgetüftelt und Begegnungszonen für die Randbereiche geplant. Doch für den 13A fühlte sich die Politik lange Zeit nicht zuständig.

Im Mai 2012 warnten die Wiener Linien, dass der 13A durch die Fußgängerzone fahren müsse und es dabei zu Problemen kommen könnte. Nicht zuletzt wegen der Erfahrungen mit dem 1A, der bis 2009 durch die Fußgängerzone am Graben fuhr und dessen Streckenführung nach mehreren Vorkommnissen geändert werden musste.
Im Juli 2012 versuchten die Wiener Linien dann eine andere Streckenführungen ins Gespräch zu bringen. Ohne Erfolg. Die Linienführung blieb bestehen, bauliche und farblichen Maßnahmen wurden allerdings versprochen.

Noch im Mai 2013 wusste man nicht, wie diese aussehen würden. Im Juni sickerte dann durch, dass die Busspur rot eingefärbt wird. Parallel dazu wurden in Verhandlungen mit den Wiener Linien weitere Absicherungen vereinbart.

Im Juli platzte dann Leopold Wurm, Betriebsrat der Wiener Linien der Kragen. Er prangerte im KURIER die fehlenden Sicherheitsmaßnahmen an, sammelte 400 Unterschriften von besorgten Buslenkern. „Muss es erst Verletzte geben, bevor man uns ernst nimmt?“, fragte Wurm damals. Die Stadt reagierte nicht. Erst als im August, kurz vor dem Start des Probebetriebs erstmals mit der Einstellung des Busverkehrs gedroht wurde, lenkte die Stadt ein. Über Nacht wurden kurz vor dem Start der Fußgängerzone zusätzliche Sitzbänke aufgestellt, die verhindern sollten, dass Fußgänger auf die Busspur gelangen. Der Erfolg der Aktion blieb bescheiden, Ende Oktober wurde schließlich eine neue Route fixiert.

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