Naturkatastrophen: Wenn in Wien das Wasser steigt und die Erde bebt
Seit einem Jahr hält die Pandemie die Welt in Atem. Die meisten hätten das davor wohl als unrealistisches Horrorszenario abgetan – ausgedacht von Menschen, die zu viele Katastrophenfilme gesehen haben. Bis man dann mit drei Kilo Nudeln und zehn Packungen Klopapier zu Hause gesessen ist.
Wie realistisch ist aber, dass andere Katastrophen Wien betreffen? Und wie gut ist die Stadt darauf vorbereitet?
Hochwasser
Das jüngste größere Hochwasser, das Wien betroffen hat, war im Juni 2013. Der Pegel erreichte bei der Messstelle in Korneuburg einen Höchststand von 8,09 Metern. Zur Einschätzung: Ab einem Pegel von fünf Metern werden die Einsatzkräfte herangezogen, alle Wehre besetzt und alle Brücken abgesichert. Das passiert übrigens mehrmals im Jahr.
Das Hochwasser 2013 war hingegen etwas, das statistisch gesehen nur alle 100 Jahre vorkommt. Während in ganz Österreich 400.000 Haushalte betroffen waren, traf es in Wien keinen einzigen. Und das war nicht nur Glück. „Wir haben eine der bestgeschützten Städte Europas. Wenn nicht sogar weltweit“, so Gerald Loew, Abteilungsleiter der MA 45 (Wiener Gewässer).
Die meisten Städte seien für Hochwasser gerüstet, die alle 30 Jahre vorkommen. Dieser niedrige Standard sei bei uns nur bei einigen Bächen im Wienerwald-Bereich der Fall. Die Donau hingegen sei so abgesichert, dass die Stadt sogar ein Jahrtausend-Hochwasser überstehen könnte.
Erdbeben
Anders als beim Hochwasser, wo man bei steigendem Pegel reagieren kann, gibt es bei Erdbeben kein Vorwarnsystem. Das würde auch nicht viel nützen, sagt Wolfgang Lenhardt, Geophysik-Abteilungsleiter bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), denn „man kann ganz Wien ohnehin nicht kurzfristig evakuieren“.
Viel wichtiger sei es, sicher zu bauen. Etwas, das in Wien – einige Gründerzeitbauten ausgenommen – der Fall sei.
Das letzte größere Erdbeben im Raum Wien war im Jahr 1972. Die Erde bebte in der Stadt nur fünf Sekunden lang. Trotzdem musste die Feuerwehr Hunderte Male ausrücken. Außerdem stürzte die Balustrade an der Universität Wien hinab. Der Experte empfiehlt bei einem Erdbeben in der Wohnung zu bleiben. Ist man auf der Straße, solle man einen Unterstand suchen oder sich an die Fassade drücken. Denn das Gefährlichste seien herunterfallende Gegenstände.
„Erdbeben halten sich nicht an fixe Wiederkehrperioden“, sagt Lenhardt. Eine Voraussage, wann es wieder so weit sein könnte, wäre also nicht seriös, aber in Österreich sind wir – im weltweiten Vergleich – relativ sicher.“
Brand
Im Jahr 2001 wurden die Sofiensäle bei einem Brand vernichtet. 40 Einsatzfahrzeuge rückten aus, die Löscharbeiten dauerten die ganze Nacht. Trotz der Schwere der Ereignisse entwickelte sich kein Großbrand. „Früher gab es Feuersbrünste, bei denen Straßenzüge zerstört wurden“, sagt Brandkommissär Jürgen Figerl. Aus diesem Grund habe man Brandschutzvorschriften eingeführt und die Feuerwehr der Stadt Wien gegründet. Das mache eine effiziente Brandbekämpfung möglich und trage dazu bei, dass sich Brände nicht unkontrolliert ausbreiten könnten.
Vulkane und Atomkraft
Vor Auswirkungen wie durch Vulkanausbrüche in nahe gelegenen Ländern muss man sich nicht allzu sehr fürchten, erklärt Geophysiker Lenhardt. Wenn es bei der Eifel wieder Aktivität gäbe, vielleicht – das sei aber seit 10.000 Jahren nicht geschehen.
Und was Atomkraftwerke betrifft: Katastrophen wie Fukushima und Tschernobyl stünden nicht an der Tagesordnung. „Wenn es doch passiert, Ruhe bewahren und den Anweisungen des Strahlenschutzes in den Medien folgen“, sagt Lenhardt.
Dank der Corona-Pandemie hätten die meisten jetzt ohnehin Vorräte daheim. Und damit wären wir wieder bei den drei Kilo Nudeln und zehn Packungen Klopapier.
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