Nach Todesfällen von Jugendlichen in Wien: Taskforce eingesetzt

Leblos wurde eine 14-Jährige am Dienstag in einer Wohnung in Wien gefunden – der Fall hat Ähnlichkeiten zu anderen. Ein toxikologisches Gutachten soll klären, inwieweit der Konsum von Substanzen zum Tod des Mädchens geführt hat.
Wiens Drogenkoordinator ortet vor allem bei jungen Menschen einen Anstieg von riskantem Konsum.

Warum das 14-jährige Mädchen am Dienstag in Simmering gestorben ist, steht auch zwei Tage nach ihrem Tod noch nicht konkret fest. Ein 26-Jähriger alarmierte Rettung und Polizei, nachdem die Jugendliche in seiner Wohnung nicht mehr aufgewacht war.

Für die 14-Jährige kam jedoch jede Hilfe zu spät. Laut Polizei wurden Rückstände von Substanzen in ihrem Körper gefunden. Welche und in welcher Konzentration das Mädchen diese Substanzen zu sich genommen hatte, soll ein toxikologisches Gutachten klären.

Gutachten steht aus

Auch auf die Frage, ob ihr Tod mit dem Konsum von Substanzen in Zusammenhang steht, erhofft man sich durch das Gutachten Antworten. „In der Regel dauert ein toxikologisches Gutachten mehrere Wochen“, sagte Polizeisprecherin Barbara Gass. 

Blickt man aber auf die Schlagzeilen der vergangenen Monate zurück, wird schnell klar, dass es sich bei der Art und Weise, wie das 14-jährige Mädchen gestorben ist, um keinen Einzelfall handelt. Zwei 16-Jährige wurden kürzlich in Wohnungen von Männern in Hernals sowie Rudolfsheim-Fünfhaus tot aufgefunden.

Eine Taskforce der Stadt Wien, die gerade ihre Arbeit aufgenommen hat, soll nun die genaueren Hintergründe der Todesfälle, in denen Substanzgebrauch eine Rolle spielte, ermitteln. „Zum Glück treten diese Fälle bisher insgesamt noch immer selten auf. Aber jeder einzelne Fall muss genau untersucht werden. Daraus lassen sich dann konkrete Maßnahmen ableiten“, sagte Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien.

"Risikokompetenz fehlt"

Fest steht, dass die psychischen Belastungen besonders bei jungen Frauen stark angestiegen sind. „Die multiplen Krisen der vergangenen Jahre haben zu einer Steigerung bei Ängsten, Erschöpfung und depressiven Erkrankungsbildern geführt“, so der Experte. Besonders bei jungen Menschen sei der riskante Konsum von Suchtmitteln gestiegen, der vor allem bei Mischkonsum zu einer deutlich erhöhten Gefahr führe.

„Die Gründe hierfür sind wohl einerseits in der aktuellen, krisenhaften Situation zu finden, aber auch in der immer früher einsetzenden Pubertät. Es fehlt in diesem Zusammenhang viel zu oft an der Risikokompetenz, um die Gefahren auch tatsächlich einschätzen zu können“, betont Lochner.

Benzos nehmen zu

Bei den Rauschmitteln nimmt der Konsum von Benzodiazepinen, kurz Benzos, zu. Benzos sind Arzneimittel, die gegen Angst- und Schlafstörungen verschrieben werden. „Der Konsum von Benzos spielte sowohl bei den fürchterlichen Todesfällen als auch bei der Aufnahme in Kliniken immer wieder eine Rolle“, so Lochner. Deshalb sei eine Arbeitsgruppe speziell dafür ins Leben gerufen worden. 

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