Wenige Stunden später ruderte die Wiener Polizei dann auch zurück und hob die Sperre des Karlsplatzes wieder auf. Grund dafür sei laut einem Polizeisprecher aber keine politische Intervention, sondern eine neuerliche Gefahrenanalyse gewesen. Demnach sei am Sonntagabend nicht mit einem ähnlich hohen Andrang zu rechnen gewesen – welcher dann auch ausblieb. Prinzipiell seien derartige Platzverbote aber eine sicherheitsbehördliche Entscheidung und es sei nicht auszuschließen, dass diese Maßnahme in den kommenden Wochen erneut notwendig werde.
Sofern möglich, wolle man derart drastische Maßnahmen aber vorher natürlich mit der Stadt absprechen. „Wir gehen mit Augenmaß vor und suchen in erster Linie das Gespräch. Am Donaukanal hat das zuletzt gut funktioniert, im Resselpark haben aber einige Personen die Eskalation gesucht“, hieß es von der Polizei.
Der Wiener Sozial- und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) forderte am Montag daher „andere Deeskalationsmechanismen“. Diese müsse man nun mit der Polizei gemeinsam erarbeiten, denn das Problem werde den Sommer über bestehen bleiben. „Ich habe jedes Verständnis für Jugendliche, dass sie jetzt wieder raus müssen, sich treffen müssen, und diesen Raum, diesen Platz müssen wir ihnen geben“, meinte Hacker, für den die Bilder des gesperrten Karlsplatzes einen schalen Beigeschmack hinterlassen haben.
Im Büro von Vizebürgermeister und Jugendstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) wurde am Montag eilig ein runder Tisch zu dem Thema organisiert. Heute, Dienstag, um 11 Uhr werden die beteiligten Akteure wie Polizei, Jugendvertreter, Clubkultur und Jugendarbeit zusammenkommen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Absehbarerweise wird die Nachfrage nach Orten zum Feiern nicht abreißen, solange die Nachtgastronomie geschlossen hat. Eine Möglichkeit wäre daher das Schaffen von Räumen, an denen die Jugendlichen zusammenkommen können, ohne Anrainer zu belästigen. Erste Ergebnisse des runden Tisches sollen noch am Dienstag präsentiert werden.
Die Lärmbelästigung war abgesehen von der Gewaltbereitschaft einiger Jugendlicher zuletzt auch das Hauptproblem. „Die Bluetooth-Lautsprecher sind mittlerweile so klein, dass sie in Rucksäcke passen. Wenn hunderte Leute nebeneinander tanzen, ist es schwierig, den Lärmverursacher zu finden“, erzählt ein Polizist, der am Donaukanal im Einsatz war. In der Regel sei die Sache mit einer Ermahnung erledigt. Unbelehrbare würden aber auch angezeigt und deren Musikboxen konfisziert. 134 Anzeigen gab es allein am verlängerten Wochenende. Die jungen „Hobby-DJs“ erhalten ihre Lautsprecher laut Polizei in der Regel wieder zurück.
Tumultartige Szenen wie am Karlsplatz sollen am Donaukanal jedenfalls vermieden werden. Schon allein wegen der Nähe zum Wasser und der Gefahr für Betrunkene, die „abstürzen“.
Gefeiert wird laut Innenministerium nicht nur in Wien, sondern auch in den anderen Bundesländern, vor allem in den Landeshauptstädten. Die Polizei zeige deswegen dort ebenfalls starke Präsenz. Platzverbote waren bisher allerdings nicht notwendig.
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