Muslime veröffentlichen Inhalte von Drohbriefen

IGGÖ-Präsident Ümit Vural weihte die Wand der Solidarität vor dem Museumsquartier ein.
Eine zehn Meter lange "Wand der Solidarität" wurde am Mittwoch vor dem Museumsquartier eingeweiht.

"Vergiss nicht Moslem, du bist hier nur geduldet", "Eure zwangsverheirateten, hässlichen, kleinen, fetten Kopftuchweiber arbeiten nichts!", "Ich hoffe auf ein Massengrab für Asylwerber" oder "Hitler wüsste, was zu tun ist". Diese und noch derbere Beleidigungen erreichen Muslime in Österreich jeden Tag. In eMails, Drohbriefen, über Soziale Medien oder von Angesicht zu Angesicht.

Bei der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) startete man am Montag deshalb eine Aktionswoche gegen antimuslimischen Rassismus und Hass im Netz - in deren Rahmen IGGÖ-Präsident Ümit Vural am Mittwochvormittag eine zehn Meter lange "Wand der Solidarität" vor dem Museumsquartier einweihte. Darauf sind mehr als 200 hasserfüllte Botschaften an Muslime abgedruckt. Der Betrachter ist eingeladen, die Sätze mit würdevollen Botschaften zu überkleben.

"Gefahr für die Demokratie"

Man sei nicht gewillt, sich länger stillschweigend über Drohungen und Beleidigungen zu ärgern, erklärt IGGÖ-Sprecherin Valerie Mussa. Zumal insbesondere in Wahlkampfzeiten deren Anzahl steige und das Niveau sinke. Mittlerweile seien Hassnachrichten eine Alltagserfahrung für Minderheiten.

Muslime veröffentlichen Inhalte von Drohbriefen

Betrachter sind eingeladen, die Beleidigungen mit positiven Botschaften zu überkleben.

Mit der Wand wolle man sensibilisieren, sagt IGGÖ-Präsident Ümit Vural. "Denn der allgegenwärtige Rassismus gefährdet die Demokratie. Er nimmt jungen Muslimen die Hoffnung auf ein gleichberechtigtes Miteinander und muslimischen Frauen die Hoffnung auf Partizipation in der Gesellschaft." Insbesondere Musliminnen würden sich heute schon nicht mehr trauen, öffentliche Verkehrsmittel zu benützen - aus Angst, beschimpft zu werden.

Die Aktion sei daher "mehr als eine Anklage der Umstände", sie sei "ein Aufruf zur Solidarität und zur Abwehr dieser Demokratie-zersetzenden Entwicklung", sagt Vural - der in dem Zusammenhang auch die "unwürdigen" Wahlplakate "gewisser Parteien" kritisierte. Mutmaßlich ist die FPÖ gemeint, deren Plakatsujet einen Zusammenhang zwischen verschleierten Frauen und Islamismus herstellt.

Prominente lesen Hassnachrichten vor

Im Rahmen der Aktionswoche wurde auch ein gemeinsames Videoprojekt von Muslimen und Nicht-Muslimen präsentiert. Zu sehen ist, wie Prominente aus Kultur, Politik und Sport sowie Vertreter diverser NGOs Hassnachrichten vorlesen.

Darunter die ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofes, Irmgard Griss, Ex-Fußball-Nationalspieler Veli Kavlak, die Obfrau des jüdischen Vereins „Shalom Aleikum“, Sonia Feiger, der ehemalige Raiffeisen-Generalanwalt und Flüchtlingskoordinator Christian Konrad, der evangelische Superintendent von Wien, Matthias Geist, sowie die ehemalige Präsidentin der römisch-katholischen Frauenorden, Beatrix Mayrhofer. Zu sehen ist das Video auf der Facebook-Seite der IGGÖ.

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