Muslim-Demo verlief friedlich, Kritik wird trotzdem laut
Am Samstag demonstrierten Muslime in der Wiener Innenstadt gegen Burka- und Kopftuchverbot. Wie berichtet, folgten laut Polizei 2000, laut Veranstalterinnen 3600 Teilnehmer der Einladung der „Dokustelle für Muslime“, des Jugendrats der Islamischen Glaubensgemeinschaft sowie des „Netzwerks Muslimischer Zivilgesellschaft“. Die ebenfalls ursprünglich mit-federführende Muslimische Jugend hatte ihre Beteiligung dagegen kurzfristig abgesagt. Ausschreitungen gab es nicht, die Kundgebung verlief friedlich.
Angriffsflächen bietet die Demo unter dem Motto „MuslimBanAustria – Mein Körper, mein Recht auf Selbstbestimmung“ Kritikern trotzdem. Zum einen, weil auch Kinder mit Kopftuch zu sehen waren. Und zum anderen, weil auch Vertreter von Atib (verlängerter Arm der türkischen Religionsbehörde), Milli Görüs oder Müsiad (konservativer türkischer Unternehmerverband) mitdemonstrierten.
"Auf Wiedersehen!"
Für den Oberösterreicher türkischer Abstammung ist Vollverschleierung indiskutabel. Diese habe nichts mit Religion zu tun, sondern entstamme „archaischen Stammeskulturen, die Frauen unsichtbar machen und degradieren wollen“. Wenn „die Grundregeln des Zusammenlebens in Österreich nicht akzeptiert werden“, müsse man eben sagen: „Auf Wiedersehen!“
Burka, Nikab und Co. seien „eine Kampfansage für die offene Gesellschaft“, meint Dönmez. „Reaktionäre Gruppierungen nutzen unsere Demokratie, um die Uhren zurückzudrehen.“
„Fortschrittsgedanke erkennbar“
Auf Veranstalter-Seite will man Dönmez’ Kritik so freilich nicht stehen lassen. Für Elif Öztürk von der Dokustelle bedeutet eine säkulare Gesetzgebung (die zwischen Staat und Religion trennt) nicht, „dass Menschen deshalb in der Öffentlichkeit einen Teil ihrer Identität verstecken müssen“. Viel mehr seien „Selbstbestimmung und Menschenrechte im Sinne unserer Gesellschaft“. Dönmez, meint sie, bevormunde „Tausende Frauen, die am Samstag auf die Straße gegangen sind“.
Kinder, die zum Tragen eines Hijabs gezwungen werden sehen die Demo-Veranstalterinnen ebenso ungern wie die Islamische Glaubensgemeinschaft (der KURIER berichtete). Allerdings hätten sich „unter 3600 Demonstranten nur einzelne Kinder mit Kopftuch befunden“, sagt Öztürk. „Und gerade die werden jetzt immer wieder gezeigt, um die Veranstaltung in ein schiefes Licht zu rücken.“
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