Mordprozess: Eifersüchtiger Mann soll Ehefrau mit Holzlatte getötet haben
"Es ist eine von vielen Beziehungstaten, die sich in Wien in letzter Zeit ereigneten", eröffnete die Staatsanwältin ihr Eröffnungsplädoyer am Freitag im Großen Schwurgerichtssaal des Wiener Landesgericht für Strafsachen. Sie wirft in diesem Fall dem Angeklagten Valdon D. den Mord "aus purer Eifersucht" an seiner Ehefrau im September 2019 in einer Wohnung in Favoriten vor.
Der 33-Jährige soll seine Ehefrau, mit der er drei Kinder hat, mit einer Holzlatte, die er aus dem Lattenrost des Kinderbettes gerissen haben soll, zuerst geschlagen und dann erwürgt haben. Die ganze Beziehung sei schon von Gewalt und Misshandlungen geprägt gewesen. Die Staatsanwältin reicht den Geschworenen Fotos von blau geschlagenen Augen - es sei "ein Autounfall" gewesen, wird der Angeklagte später erklären.
Shote D. und der Angeklagte heirateten 2009 im Kosovo und zogen dann nach Wien. Noch bevor das erste Kind geboren wurde, kam es zu den ersten Streitigkeiten. 2015 wurde ein Betretungsverbot gegen den Mann ausgesprochen. In einem früheren Verfahren wurde der Angeklagte aber im Zweifel freigesprochen.
Frau abgehört
Er soll seine Frau verfolgt und kontrolliert haben. Er will sie mit anderen Männern gesehen und soll auch schon früher gedroht haben, ihr etwas anzutun, sollte sie sich scheiden lassen. Die Eifersucht ging sogar so weit, dass er Vaterschaftstests für alle drei Kinder im Alter von zehn, fünf und drei Jahren forderte. Der Test bestätigte die Verwandtschaft.
Am 20. September 2019 soll Valdon schließlich einen Kugelschreiber mit Abhörfunktion in der Jacke der Frau versteckt haben. Als diese die "Wanze" entdeckte, konfrontierte sie ihren Mann. Er fuhr von einem Haus, das er in Schwechat baute, zu der Wohnung in Favoriten. Es kam zum Streit und als sie sagte: "Ich kann machen, was ich will und schlafen, mit wem ich will", sei der 33-Jährige "ausgeflippt", wie er im Prozess erklärte.
Allerdings unterscheiden sich hier die Schilderungen des Angeklagten von jenen der Staatsanwältin: Er will die Frau kurz am Hals gepackt und später die Holzlatte aus dem Lattenrost gerissen und ihr damit auf den Hinterkopf geschlagen haben. Allerdings ist die Frau erstickt. Laut Anklage soll der Mann sie mit eben dieser Holzlatte erwürgt haben. Daran will sich der 33-Jährige aber nicht mehr erinnern können.
Auch nicht daran, dass er, als er sich am selben Tag bei der Polizei stellte, gesagt haben soll: "Ich habe meine Frau getötet". Er habe sich gestellt, weil er dachte, dass seine Frau, von der er glaubte, sie sei noch am Leben, die Polizei schon wegen der Schläge verständigt habe.
Teilweise geständig
Die Verteidiger des Angeklagten, Wolfgang Blaschitz und Mirsad Musliu, betonten deshalb, dass sich ihr Mandant nur "teilweise schuldig" bekenne. "Die Psyche des Menschen ist unberechenbar", sagte Musliu im Eröffnungsplädoyer. Sein Mandant habe die Frau geschlagen, aber nicht die Absicht gehabt, sie zu töten. Dafür spreche, dass er das Haus für die Familie in Schwechat baute. Er habe seine Frau geliebt und könne sich selbst nicht verzeihen, was passiert ist.
Als Zeugen wurden unter anderem die Eltern des Opfers vor das Geschworenengericht unter Richterin Christina Salzborn geladen. Ein psychiatrisches Gutachten wurde von Sigrun Roßmanith verlesen: Der Angeklagte ist demnach zurechnungsfähig. Der Prozess ist von Freitagabend auf 25. September vertagt worden. Das Schwurgericht will weitere Zeugen - darunter drei frühere Arbeitskollegen des Angeklagten und einen Polizeibeamten - hören.
Die drei Kinder der Getöteten, denen der Vater die Mutter genommen hatte, befinden sich allesamt in psychiatrischer Behandlung. Wie die Rechtsvertreterin der Familie in der Verhandlung darlegte, haben sich auch die Eltern und die beiden Schwestern vom plötzlichen Verlust ihrer Tochter bzw. Schwester nicht erholt.
Wo man Hilfe bekommt
Frauenhelpline: 0800/222 555
Frauennotruf der Stadt Wien: 01/71 71 9
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