„Mord im Glashaus“: Fleischfressende Pflanzen im Schönbrunner Palmenhaus

„Mord im Glashaus“: Fleischfressende Pflanzen im Schönbrunner Palmenhaus
Verschiedene Tötungsmethoden und unwiderstehliche Farben: Ab 17. Juli kann man die verrückte Welt karnivorer Pflanzen erleben

In Schönbrunn stehen Schlangen vor dem Tiergarten und vor dem Wüstenhaus. Beim Eingang zum Palmenhaus steht fast niemand. Das könnte die neue Ausstellung über Pflanzen, die Fleisch essen, auch „Karnivoren“ genannt, ändern. Schon beim Eintreten ins grüne Haus aus Eisen und Glas steht „Audrey“. Sie ist eine Venusfallen-Puppe. Die Pflanze spielte an der Seite von Steve Martin oder Bill Murray im Film von 1986 in „Der kleine Horrorladen“ eine Rolle.

 

„Mord im Glashaus“: Fleischfressende Pflanzen im Schönbrunner Palmenhaus

Der Superstar der Karnivoren ist die Venusfliegenfalle.

„Schon immer waren und sind die Menschen fasziniert von fleischfressenden Pflanzen“, sagt Manfred Edlinger, der die Führung leitet. Sie geben Stoff für Filme, Bücher und Forschung. Dass Pflanzen Tiere fressen, war lange nur Utopie. Naturforscher Charles Darwin deckte die Wahrheit auf – mit einem der wichtigsten Werke über diese Gattung: Insectivorous Plants (Insektenfressende Pflanzen) aus 1875.

„Mord im Glashaus“: Fleischfressende Pflanzen im Schönbrunner Palmenhaus

Kannenpflanzen verdauen sogar Ratten.

15 heimische Arten

Karnivoren entwickelten sich im Laufe der Evolution. Da sie meist auf nährstoffarmen Böden wachsen, suchten sie sich eine andere Nahrungsquelle: Insekten. Weltweit gibt es 15 verschiedene Gattungen und 1.000 Arten. In Österreich sind davon 15 heimisch, wie der Sonnentau oder das Fettkraut. Diese sind streng geschützt. Bei der Führung lernt man, dass manche, wie Schlauchpflanzen, auch als Schnittblumen beliebt sind. Oder dass indigene Völker Karnivoren zur Reisproduktion nützen. Andere sind wieder auf Termiten spezialisiert und tragen eine für die Tiere unwiderstehliche Farbe.

 

„Mord im Glashaus“: Fleischfressende Pflanzen im Schönbrunner Palmenhaus

Schlauchpflanzen werden auch als Schnittblumen verwendet.

Außerdem gibt es unterschiedliche „Tötungsmethoden“: Da gibt es die Grubenfalle, die Reusenfalle, die Saugfalle, die Klappfalle oder die Klebfalle. Die Kannenpflanze (im Bild) hat zum Beispiel eine Grubenfalle. Mit Nektar und Farben werden Insekten oder Nager angelockt. Diese fallen dann in die Grube und werden von Enzymen in verwertbare Grundstoffe zerlegt. Über Drüsen nimmt die Pflanze die Nährstoffe auf.

Anmeldung zu Gruppenführungen unbedingt erforderlich unter:  Tel.: 01/813 59 50/404  oder office@bundesgaerten.at

Führungen kosten 5 Euro für Erwachsene, 2 Euro für Kinder  (zuzüglich zum Eintritt)

 

Termine für Gruppenführungen:

So. 18.07. 11:00

Do. 22.07. 11:00 Spezialführung für Kinder (6-14 Jahre)

Fr. 30.07. 16:00

Mi. 04.08. 11:00 Spezialführung für Kinder (6-14 Jahre)

So. 08.08. 13:00

Die Reusenfalle ist eine Weiterentwicklung der Grubenfalle: Sie ist horizontal mit kleinen Härchen ausgestattet. Eine andere passive Falle ist die Klebefalle. Insekten werden mit klebrigen Flüssigkeiten gefangen, bleiben auf den Tentakeln hängen .

Der Superstar der Karnivoren bleibt aber die Venusfliegenfalle. In der Führung wird gezeigt, wie sie mit 17 cm pro Sekunde ihre Falle schließt. Die zwei mit dornartigen Wimpern besetzten Blätter reagieren noch nicht bei der ersten Berührung. Bei der Zweiten schnappt die Venusfalle zu. Der Grund: Dadurch wird verhindert, dass sich die Falle bei Regentropfen schließt. In ihrem Pflanzenleben kann sie maximal fünfmal zuschnappen.

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