Fermentierte Snacks erobern die Stadt

Zwei Männer sitzen an einem Tisch vor einem Restaurant und essen.
Kimchirita anstatt der klassischen Margherita, Bosna im Misobrot oder Burger mit fermentierten Fleisch.

Für Österreicher fängt der Italienurlaub oft auf der Autobahn an. Und zwar mit einem Boxenstopp bei „Autogrill“. Auf der Praterstraße, gleich neben dem Nestroydenkmal, hat man neuerdings  auch das Gefühl auf der italienischen Autobahn zu sein.
 „Superstrada 18“ (auf Deutsch: Autobahn 18) ist der Name des In-Lokals  – eine Mischung aus Restaurant und Geheim-Club. Draußen stehen  Betonleitplanken, die zu Sitzgelegenheiten umgebaut wurden. Innen  findet man beleuchtete Betonschutzwände, die Lampen hier sind wohl einer Autostraße entnommen. Orange-farbene Rohre  und Kunstwerke, wie etwa ein Glastisch mit Socken von Künstler Martin Grandits sorgen für ein wenig Los Angeles in Wien. 
 

Einladender Außenbereich eines Cafés mit roten Stühlen und Tischen unter schwarzen Sonnenschirmen.

Nahe Nestroyplatz

Neben dem Nestroydenkmal gibt es ein neues Lokal.

Eine orangefarbene Barriere steht vor einem Café mit Stühlen im Hintergrund.

Superstrada 18

In der Praterstraße 196stehen neuerdings Betonleitblöcke. Sie wurden als Sitzgarnitur umfunktioniert.

Eine Bar mit modernem Design und einer Dekoration in Form eines Krokodils an der Decke.

Hybridbar

Das Lokal soll ein Restaurant, Bar und ein Nachtclub sein. Das Motto von Superstrada18 ist "Autobahn". 

Detailaufnahme einer beleuchteten Bar mit grauer Steinoptik.

Bar

In dem neuen Lokal findet man Betonschutzwände, Leitblöcke und andere Elemente, die an eine Autobahn erinnern.

Innenansicht einer Lounge mit Hinweisschildern nach St. Grandits, Wellness Lounge und Bad Clubbing.

Kunst

Auch Künstler haben sich in den neuen Räumlichkeiten verewigt. 

Mehrere weiße Socken liegen in einer Vitrine auf einem orangefarbenen Teppich.

Grandits-Tisch

Martin Grandits gestaltete etwa einen "Sockentisch".

Zwei Schilder hängen an einer Wand, eines mit einer Schneeflocke und eines mit dem Wort „Ende“.

Details

Das Konzept der Autobahn ist in zahlreichen Details wiederzufinden.

Eine Bar mit einer Reihe von Gläsern, einem orangefarbenen Zapfhahn und einer silbernen Vase mit gelben Blumen.

Eine Taube sitzt auf einer ungewöhnlichen Lampe mit mehreren Leuchtstoffröhren.

Falsche Margherita

In der Küche steht Sebastian Neuschler. Er macht dort Pizza, aber nicht so wie auf der italienischen Autobahn. „Für Italiener ist das sicher eine Sünde“,  sagt er. „Kimchirita“ (8,50 Euro) nennt er  seine falsche Pizza Margherita.  Der Teig ist nicht mit Hefe gemacht, sondern mit Wasserkefir. „Und ein wenig Miso damit es mehr Power hat“, sagt er.  Der Teig ruht im Schnitt drei Tage. Bei der italienischen Variante sind es hingegen drei bis sechs Stunden. Seine Sauerteig-Variante soll sowieso gesünder sein und außerdem besser zu verdauen.

Eine Speisekarte von Superstrada 18 mit verschiedenen Pizzasorten und Zutaten.

Zutaten

Kefir wirkt als Hefeersatz: Die 10-Inch (25cm) Pizza soll dadurch leichter verdaulich sein. Das Miso verleiht dem Teig die nötige "Power“, sagt der Koch.

Ein Pizzabäcker holt eine Pizza mit einem Schieber aus dem Ofen.

Teig-Arbeit

Koch Sebastian Neuschler soll zwei Jahre mit Simon Wölkl an einer Rezeotur für den Teig gearbeitet haben.

Eine Pizza wird in einem Ofen gebacken.

Eine Pizza mit Hähnchen, Koriander und einer kleinen Schale mit Sauce steht auf einem Tisch.

Kimchirita

Die Kimchirita mit Parmesan, Mozzarella, Kimchi, Sesam-Öl und Koriander kostet 8, 50 Euro.

Ein brauner Karton mit einem Aufkleber für „Superstrada“ und einem QR-Code liegt auf einem Tisch.

To Go

Die Pizza wird sogar mit einer Vignette versehen.

Die Zutaten sind fermentiert, wie eben das Kimchi (Zubereitung von Gemüse durch Milchsäuregärung). Bei der Pizza L.A. Meatball (10,90 Euro) mischt er außerdem den italienischen Hartkäse Provola, den süditalienischen Frischkäse Cacio mit dem englischen knallgelben Cheddarkäse und legt Fleischbällchen darauf. 

Eine Hand hält ein Hotdog mit Wurst, Kräutern und Gewürzen vor einer Wand mit Graffiti.

Bosna mit Misobrot

Bosna im Misobrot mit fermentierten Jungzwiebeln, Petersilie, Jaipur Curry und Miso Senf  beitet der Ferment-Experte am Vorgartenmarkt um 5,60 Euro.

Auf einem Teller liegen Wurst, Kimchi und eine Schale mit Soße.

Leberkäse

Einen Mini-Leberkäse mit fermentierter Kimchi-Salzgurke (10,80 Euro) gibt es im "Das Ferment".

Fermentieren ist eine Zubereitungsart, die im Trend ist, aber eigentlich uralt. Gärungsprozesse werden absichtlich in die Wege geleitet. Durch das Zutun von Bakterien, Pilze oder Hefen kommt es zur Transformation.  Die Bakterien verarbeiten Zucker und Stärke in Säure, Gase und Alkohol dienen der Haltbarmachung. Einerseits gibt es das Fermentieren, das zum Geschmack Umami führt (Umami, die fünfte Geschmacksstufe, die unsere Zunge neben süß, sauer, salzig und bitter erkennt).  Und andererseits die Lakto-Fermentierung. Mithilfe dieser bekommt man Sauerkraut, Kimchi, Topfen und Joghurt.  

Zwei lächelnde Männer in Kochkleidung sitzen vor einem Regal voller Gläser.

Lucas Steindorfer und Hubter Peter im Bruder in der Windmühlgasse im 6. Bezirk haben nun auch einen Shop mit ihren fermentierten Spezialitäten.

Die Pizza bei Superstrada wird mit Saucen serviert. „Darin wird der Pizzarand eingetunkt“, erklärt Neuschler. Fazit: Die Pizza schmeckt überraschend ungewöhnlich. Und man geht mit leichtem Magen davon.

Dasselbe verspricht auch Stefan Beyer von „Das Ferment“. Dort gibt es jetzt eine Bosna im Misobrot mit fermentierten Jungzwiebeln, Petersilie, Jaipur Curry und Miso Senf (5,60 Euro) und einen Mini-Leberkäse mit fermentierter Kimchi-Salzgurke (10,80 Euro). Bei Blvb. Blubb gibt es  die Kimchi-Salzgurke auch zum Mitnehmen und bei Bruder im 6. Bezirk  einen neuen Shop –  mit fermentierten Radieschen, Karotten oder Karfiol.

Ein Burger mit Salat, Kartoffelecken und Dip auf einem Teller.

Bei Augora Fermente in der Stumpergasse gibt es einen Burger mit fermentierten Fleisch um 11, 80 Euro.

Fermentiertes kosten wird auch bei Augora Fermente im 6. Bezirk leicht gemacht. Dort gibt es einen Burger (11,80 Euro) mit Garum vom Rind. Hier wird Rindfleisch mit einem Koji-Bakterium fermentiert. Die dabei geerntete Sauce nennt sich Garum vom Rind. „Sie hebt den Geschmack vom Fleisch“, sagt Chefin Alexandra Liberda. 

Exklusiver Club

Das „Superstrada 18“ ist übrigens Disco und Bar in einem. Das ehemalige ATV-Nachrichtenstudio  wurde zum Club umgebaut. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt des ehemaligen Pratersauna-Chefs Hennes Weiss und von den Superfly-Radiomacher Benjamin Loudon und Heinz Tronigger. 
Das wahre Highlight des diskreten Clubs, der dieses Wochenende erstmals richtig öffnet und nur Inhaber der App   „PRST+“ hineinlässt, ist aber ohnehin das  fermentierte Essen und der neue einfache Zugang dazu. 

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