Der Kampf in der Bäderkantine: Avocadobrot gegen Pommes

Zwei Männer essen Langos im Freien.
In den Freibädern bahnt sich mit dem Beginn des Sommers ein kulinarischer Generationenkonflikt an.

Im Freibad gibt es klare gastronomische Traditionen. Zu diesen gehören die Schnitzelsemmel, die Fleischlabersemmel, das Langos und nicht zu vergessen die geliebten, frittierten Pommes. Doch mittlerweile gibt es eine Gegenbewegung: eine neue Gastronomen-Generation, die versucht, die Freibad-Kulinarik auf ein anderes Level zu heben.

Ein Freibad-Imbiss mit Gästen und blauen Tischen und Stühlen im Außenbereich.

Die Kartoffelgrotte

Robert Riemer und seine Familie sind seit 1972 Pächter im Laaerbergbad.

Ein Freibad mit blauem Wasser und vielen Badegästen an einem sonnigen Tag.

Latschi

Das Laaerbergbad wird von den Wienern liebevoll "Latschi" genannt. Es hat ein 10-Meter-Sprungbrett und ein Wellenbad.

Eine Person hält eine Schale Pommes Frites und ein belegtes Brötchen.

Pommes

Die Pommes sind bei Riemer der Klassiker und steter Bestseller. 

Zwei junge Frauen essen Langos und Pommes an einem sonnigen Tag im Freien.

Dritte Generation

Jetzt übernimmt die Tochter von Robert Riemer die berühmte "Kartoffelgrotte" im "Latschti". 

Teil dieser Generation sind Architekt Heinz Holzmann (Chef von „Kaffeefabrik“ im 6. Bezirk) und David Zoglitz (Chef des thailändischen Restaurants „Es gibt Reis“ im 8. Bezirk). Sie haben diese Woche „Die Fischerin" im Strombad Kritzendorf vor den Toren Wiens neu eröffnet. Dort gab es früher Schnitzel, jetzt wird erstmals laotisches Beef Tatar, Lab Sien genannt (12,50 Euro), oder Grilled-Pork-Neck mit Kohlrabi-Salat (7 Euro) aufgetischt. In dem Bad im 30er-Jahre-Stil wurden einige Gebäude von Adolf Loos errichtet. Kein Wunder also, dass Gastronom und Architekt Holzmann (wie auch schon Loos) etwas Mondänes in ein etwas zurückgelassenes Areal bringen will. „Endlich mal was Neues“, sei das Feedback der Gäste.

Das Eingangsgebäude von Kritzendorf mit dem Schriftzug „Kritzendorf“.

Nur 20 Minuten von Wien mit der S-Bahn entfernt: Das Strombad Kritzendorf am rechten Donauufer.

Anders sieht das Robert Riemer, einer der ältesten Pächter in Wiens Schwimmbädern. Seit 1972 führt die Familie des 59-Jährigen Gastrobetriebe im „Latschi“, wie Wiener das Laaerbergbad nennen.

Kein Schwimmbad ohne Pommes

„Ein Schwimmbad kann nicht ohne Pommes bestehen“, sagt er. Aus diesem Grund hat er sich auch die „Kartoffelgruft“ – ein uriges Buffet gleich neben dem Schwimmbecken – behalten. Früher verkaufte seine Familie dort durchs Fenster ausschließlich Pommes (2,50 Euro), Langos (3 Euro) und Kartoffelpuffer (2,50 Euro). Und auch heute seien genau diese Speisen die beliebtesten.

„Ein Asiate hat sich hier ausprobiert, aber er ist gescheitert“, sagt Riemer. Das Geheimnis hinter den Speisen im Bad sei für ihn klar: Schnell, sättigend und gut. Pommes seien die klaren Gewinner.

Ibiza an der Alten Donau

Marcus Krapfenbauer und Toni Zehetbauer gehören zu den jüngeren Gastronomen in der Bäderwelt. Und auch sie sind Vertreter des frischen Winds: Ihr Lokal im Strandbad Alte Donau nennt sich „Donaubrise“. Die beiden führen auch ein gleichnamiges Lokal im traditionsreichen Gänsehäufel und den „Luv Beachclub“ im Schönbrunner Bad.

Krapfenbauer hatte von Anfang an eine eigene Vision von Bäderkantinen: „Mykonos, Ibiza-Feeling und Nikki Beach – das waren die Vorbilder“, sagt er. Strandfeeling und ein Hauch Luxus – und das an der Donau. Palmen, Strohdecken, bauchige Vasen und weiß-blaue Sonnenschirme. Ob das Wiener Publikum dafür bereit ist? „Im Gänsehäufel haben wir eine abgeschwächte Form vom Beachclub-Feeling, aber wir wollen jüngere Gäste ansprechen“, sagt Krapfenbauer.

Zwei Männer sitzen an einem Tisch und essen in einem Restaurant mit tropischer Dekoration.

Gastronomie wie im Nikki-Beachclub

Toni Zehetbauer (30) und Marcus Krapfenbauer (31) wollen Ibiza-, und Mykonos-Feeling ins Wiener Schwimmbad bringen.

Ein Blick auf das Strandbad Alte Donau mit einer Blumenskulptur und einem See im Hintergrund.

Strandbad Alte Donau

Im Strandbad Alte Donau findet man die "Donaubrise".

Innenansicht eines Cafés mit Tischen, Stühlen und tropischen Pflanzen.

Tropisch

„Es gibt auch klassische Pommes, aber wir haben das Angebot erweitert“, sagt Krapfenbauer.  

Ein Restaurant im Freien mit Tischen und Sonnenschirmen am Ufer eines Sees.

Beachfeeling

Blauweiße Schirme: Jung, hell, innovativ und hip. 

Zwei Avocado-Toasts mit Radieschen und Sprossen auf einem Holzbrett.

Avocado-Radieschenbrot

Auf der Speisekarte findet man das Avocado-Radieschen-Brot (6,50 Euro).

Ein dunkle Schüssel gefüllt mit Salat, Avocado, Rettich und Croutons auf einem Holztisch.

Sexy-Salad

Außerdem gibt es den "Sexy Salad“ (8,90 Euro). 

Eine Platte mit frittierten Sardellen, einem Limettenstück und einem Dip wird serviert.

Sardinen-Snack

Meeresgefühl sollen die kleine Sardinen namens Fishermen’s Fritz (9,50 Euro) auf die Alte Donau bringen.

Die Speisekarte spiegelt das wider: „Sexy Salad“ (8,90 Euro), Avocado-Radieschen-Brot (6,50 Euro) und kleine Sardinen namens Fishermen’s Fritz (9,50 Euro) sind dort zu finden. Die Speisen sollen „sexy“ aussehen und auch so schmecken. „Es gibt auch klassische Pommes, aber wir haben das Angebot erweitert“, sagt Krapfenbauer.

Make Langos great again

Altes neu interpretieren – das haben sich die „Bio Langos Boiz“ zu Herzen genommen Das Duo Walter Piller und Alen Sinanovic (beide 27) führen eigentlich das Restaurant Volee. Jetz läuteten sie die Renaissance des Langos ein: Die beiden machen Langos aus Sauerteig. Da gibt es etwa den Klassiker „Big Boi“ (4,50 Euro) mit Knoblauch und Salz.

Ein Mann formt Teig vor dem Schild „Bio Langos Boiz“.

Die Bio Langos Boiz

Seit dieser Woche haben die Bio Langos Boiz ein Holz-Pop-up im Klosterneuburger Bad aufgestellt.

Zwei Männer sitzen auf einer Bank im Freien und essen Pizza.

Die Bio Langos Boiz

Das Klosterneuburger Duo Walter Piller und Alen Sinanovic (beide 27) läutete nämlich die Renaissance des Langos ein. Sie führen auch das Restaurant Volee. 

Eine Tarte mit Frischkäse und Erbsensprossen belegt.

Bestseller

Der "Fresh Boi" ist mit Sauerrahm und Gartenkresse belegt. (4,90 Euro). Der Teig ist von einer Bäckerei aus Kritzendorf.

Ein Schwimmbad mit einer blauen Brücke über dem Becken und einer Rutsche im Hintergrund.

Strandbad Klosterneuburg

Im Strandbad Klosterneuburg verkaufte früher ein gewisser Juri den ganzen Tag lang Langos. Jetzt übernimmt die neue Generation. 

Ein Schwimmbad mit einem blauen Becken und einer kleinen Brücke.

Traditionen neu erfinden

"Langos war ein verloren gegangenes Gericht, wir haben es zurück ins Heute geholt", sagt Sinanovic. 

Beliebt ist auch der „Balkan Boi“ mit Ajvar, Tomaten und Oliven (7,50 Euro) oder der „Fresh Boi“ mit Sauerrahm und Gartenkresse (4,90 Euro). Im Lockdown starteten die beiden mit Pop-up-Ständen, zuerst in Klosterneuburg und dann im Prater. Jetzt bleibt ein Pop-up Stand beim Lokal „Der Garten“ im Prater (2., Spenadlwiese) für das EM-Public-Viewing bestehen. Und ein Stand ist ins Klosterneuburger Strandbad gezogen. „Wir machen Langos, das zu unserer Generation und Zeit passt“, sagt Sinanovic.

Ein Mann mit Badehose steht vor einem Buffetgebäude mit Treppe.

Seit 24 Jahren steht Harald Mayer für die klassische Küche im Bad. Auf seinen 30 Tischen gibt es Berner, Cevapcici, Schafskäse-Salat, Wurstsalat, Knödel mit Ei. Ein Tagesteller kostet 7,60 Euro, das Schnitzel 8,90 Euro. „Wir sind ein Unikum, weil bei uns wird noch bedient“, sagt Mayer.

Im Kongressbad steht hingegen die Zeit still. Seit 24 Jahren verkörpert dort Harald Mayer klassische Freibad-Küche. „Am Mittwoch gibt es Schnitzel, am Freitag Fisch“, sagt er. „Wir sind ein Unikum, weil bei uns noch bedient wird“. Dass aber auch er etwas ändern muss, merkt er an den Wünschen seiner Tochter: „Sie ernährt sich vegetarisch“. Deshalb gibt es nun auch bei Mayer pflanzliche Nuggets.

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