Milli-Görüs-Verein ortet grobe Mängel in Moschee-Studie

Milli-Görüs-Verein ortet grobe Mängel in Moschee-Studie
Auch die Islamische Föderation wehrt sich gegen die Darstellung, in manchen Moscheen werde die Integration aktiv behindert.

Immer mehr muslimische Institutionen kritisieren die am Montag von ÖVP-Chef Sebastian Kurz präsentierte Studie "Die Rolle der Moscheen im Integrationsprozess", der zufolge in manchen Gebetshäusern die Religion über die Demokratie gestellt werde. Nachdem bereits die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) von einer "schmutzigen Kampagne gegen Muslime" sprach, echauffiert sich nun auch die der Milli-Görüs-Bewegung nahestehende Islamische Föderation Wien (IFW). Die nicht repräsentative Untersuchung von Heiko Heinisch und Imet Mehmedi entbehre jeder Wissenschaftlichkeit und weise "wie die sogenannte Kindergartenstudie" von Ednan Aslan "grobe Mängel" auf, sagt IFW-Vorsitzender Mehmet Arslan.

"Problematische Auswahl"

Es fehle der Studie "nicht nur an Objektivität, sondern auch an einer verlässlichen Datenbasis", wie die Studienautoren aber auch selbst einräumen. Heinisch verweist darauf, "dass die Heterogenität der Moscheelandschaft nicht repräsentativ abgebildet werden kann". Zudem wurden Moschee-Besucher in die Untersuchung nicht einbezogen.

Milli-Görüs-Verein ortet grobe Mängel in Moschee-Studie
Interview mit dem Vorsitzenden der islamischen Föderation Mehmet Arslan. Wien, 01.07.2015.
Arslan findet aber auch die Auswahl der Moscheen problematisch. "Die in die Studie miteinbezogenen Moscheen machen weniger als fünf Prozent der Gesamtmoscheen in Österreich aus." Und obwohl man selbst betone, dass die Erhebung nicht repräsentativ sei, werden die Ergebnisse "auf politischer Bühne vorgestellt - offenbar, um Muslime zu degradieren und sie für politische Zwecke zu instrumentalisieren". Für Kurz sei bereits "die religiös-kulturelle Kollektivität Grund genug, um Integrationsunwilligkeit sowie Ablehnung der Demokratie festzustellen oder gar Unterwanderung der Regierung vorzuwerfen. Das ist inakzeptabel", kritisiert Arslan.

"Fehlentwicklungen werden korrigiert"

Die Islamische Föderation in Wien (IFW) sei ein österreichischer Verein, der sich bereits "seit etwa 40 Jahren in vielfältiger Weise um Angelegenheiten von Musliminnen und Muslimen im religiösen und sozialen Bereich" kümmere. Man habe sich stets für die Teilhabe in der österreichischen Gesellschaft eingesetzt und dies gefördert. "Hierbei wurde sowohl auf Transparenz als auch auf Vertrauen großes Wert gelegt."

Punkto Transparenz gibt es freilich auch andere Wahrnehmungen. So war es etwa die IFW, die in Simmering eine Imam-Schule errichten wollte, ursprünglich aber ein Kulturzentrum zur Bewilligung eingereicht hatte. Und auch hinter der zuletzt in Liesing geschlossenen Imam-Hatip-Schule steht dieser Verein - wenn auch andere handelnde Personen. Bei den Akteuren handle es sich im Gegensatz zum aktuellen Vorstand um Menschen, die nicht in Österreich, sondern noch in der Türkei sozialisiert worden seien, erklärte Ümit Vural, IFW-Mitglied und Vorsitzender des Schurarates der IGGÖ, im KURIER-Interview. Fehlentwicklungen würden "umgehend korrigiert", versichert Arslan nun. In den eigenen Moscheen plädiert der Vorsitzende für Predigten auf Deutsch.

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