Michael Ludwig: Der Kapitän auf rauer See

Michael Ludwig: Der Kapitän auf rauer See
Wiens Bürgermeister achtet mit viel Bedacht auf seine Außenwirkung. Das Wahlergebnis gibt ihm recht.

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig setzt in der Außenwirkung auf Besonnenheit.  Während der Coronapandemie traf er Entscheidungen nur mit Expertinnen und Experten. Im Gegensatz zu seinem – nie um einen Aufreger-Sager verlegenen – Vorgänger Michael Häupl, gefällt sich Ludwig seither in der Rolle des ruhigen Kapitäns auf stürmischer See.

Als Bandenschlägereien die Schlagzeilen über Wien beherrschten, ließ er sich zu keinen emotionalen Statements hinreißen. Für Angriffe aus dem Bund hat er oft nur Schweigen übrig.

Während der Wien-Energie-Krise wartete er so lange mit einer Wortmeldung, dass viele sein langes Abtauchen kritisierten. 

Und während der SPÖ-Selbstzerfleischungen der vergangenen Monate pochte Ludwig auf die Geschlossenheit der Wiener Roten und stellte sich hinter den Bundesparteivorsitzenden. Zumindest offiziell, im Hintergrund soll Ludwig nicht ganz so leise agieren.

Ist er ruhig oder zu ruhig? Die Wahlergebnisse lassen auf Ersteres schließen. Die SPÖ liegt in Wien immerhin mehr als acht Prozent über dem Bundestrend

Wenn Ludwig und seine Getreuen es nicht schaffen, endlich den streitbaren Rest der Bundes-SPÖ hinter sich zu vereinen, wird es trotzdem eng. Wien allein wird die kränkelnde Sozialdemokratie nicht retten können. Und die Polit-See wird immer rauer.

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