Toni Faber strahlt über beide Ohren. „Beides probiert, kein Vergleich“, sagt er nach der Marienfeier Freitagabend. Erstmals seit Beginn der Corona-Krise konnte der Dompfarrer von St. Stephan wieder vor vollem Haus statt nur im Livestream predigen.
Wobei, volles Haus, das trifft es nicht ganz. Nur 300 Menschen dürfen derzeit an einer Messe im Stephansdom teilnehmen. Zu normalen Zeiten sind es schon mal 1.350, bei der Mitternachtsmette 5.000. Doch jetzt ist jede zweite Bankreihe mit einem blauen Band abgesperrt, Holzstäbe auf der Kirchenbank erinnern an die Abstände (mindestens ein Meter), die Sessel stehen in gebührendem Abstand.
Damit sie ja einen Platz ergattern, stehen schon eine Stunde vor Messbeginn die ersten Besucher vor den Toren, mit warmer Jacke und Mundschutz ausstaffiert. Edith Kukacka ist extra aus dem 17. Bezirk gekommen. Voller Vorfreude wartet sie nun auf die erste Messe nach neun Wochen. „Wir haben sie im Fernsehen gesehen, aber das ist was anderes“, erzählt sie. „Da hat man das Gefühl, man schaut nur zu, anstatt teilzunehmen.“ Die Maske empfinden einige als unangenehm, aber was könne man tun. . .
Per Lichtschranken werden beim Einlass die Besucher gezählt. Eine Anzeige vor dem Eingang gibt Auskunft, wie viele Leute noch in den Dom dürfen. Letztendlich werden es am Freitag 230 Menschen sein. Unter ihnen Kultusministerin Susanne Raab (ÖVP), Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP), denn die Messe ist anlässlich des 65. Jahrestages der Staatsvertragsunterzeichnung eine besondere.
Raab hatte sich im Vorfeld von Toni Faber durch den Dom führen und die Schutzmaßnahmen zeigen lassen. Es sei ein schönes Gefühl, wieder Gottesdienste feiern zu können, sagt sie.
Vor Messbeginn mahnt eine Durchsage, sich an die Sicherheitsvorgaben zu halten. „Wir bitten Sie, nicht zu singen“, heißt es unter anderem. Deshalb fehlt auch das Gotteslob in den Bänken. Die Aufgabe übernehmen vier Musiker. In das Ave Maria stimmen die Gläubigen nur zögerlich ein.
Auf die Kommunion will fast niemand verzichten – auch wenn sie anders abläuft. Vor der Kommunionsspende setzt Faber einen Mundschutz auf, desinfiziert sich die Hände. Auch hier erinnerte eine Durchsage an den Ablauf.
Während der Messe zieht Faber Vergleiche zwischen der Zeit des Wiederaufbaus und der aktuellen Krise. "Österreich ist frei und ich bin mir sicher, Schritt für Schritt werden wir das neu erleben", sagt der Dompfarrer.
Als dann nach der Bundeshymne die Pummerin erklingt, ist es auch für die Gläubigen wieder ein Stück Normalität - die Messe, sie ist ein Anfang. Und nicht nur der Dompfarrer strahlt an ihrem Ende.
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