Mehr Kassenstellen für Wien

Gespräche zwischen Kammer, Stadt und WGKK sollen bis Sommer abgeschlossen sein

Die Gespräche zwischen der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) und der Wiener Ärztekammer haben am Dienstagnachmittag eine Einigung gebracht – zumindest darüber, wie man weiter vorgehen will. Konkret wurde vereinbart, dass es Verhandlungen in Sachen Kassenstellen geben wird. Ob und in welchem Ausmaß das Angebot ausgeweitet wird, ist aber offen.

Die Kammer ist jedenfalls zufrieden, dass die gewünschten zusätzlichen Planstellen zumindest Thema waren. „Wir freuen uns, dass wir unsere Forderungen auf den Tisch legen konnten“, sagt eine Sprecherin – auch wenn es vorerst keinen Sanktus der Kasse zu den begehrten 300 neuen Stellen gab.
„Es gab keine Zusage, aber zumindest ein Gesprächsangebot“, freut man sich bei der Ärztekammer. Die Verhandlungen zwischen Kammer, Kasse und auch der Stadt Wien sollen bereits demnächst aufgenommen und bis zum Sommer abgeschlossen werden.

Auch WGKK-Direktor Andreas Obermaier bestätigt, dass man sich in der – wie er betonte – „Routinesitzung“ über die Aufnahme weiterer Gespräche verständigt habe. Die Verhandlungen wolle man jedenfalls ergebnisoffen führen, hieß es. Die Kasse ist laut eigenen Angaben zunächst daran interessiert, dass bestehende Plätze besetzt werden. Obermaier betonte, dass man die Ärztekammer ersucht habe, zumindest 30 der genehmigten, aber noch offenen Stellen für Gruppenpraxen auszuschreiben.

Laut Ärztekammer hält die Zahl der Kassen-Ordinationen mit dem enormen Bevölkerungswachstum Wiens nicht mehr Schritt. Im niedergelassenen Bereich herrsche seit langem Handlungsbedarf: "Derzeit kommen auf einen niedergelassenen Allgemeinmediziner bereits 2447 Wiener – so viel wie nie zuvor", veranschaulichte Steinhart. Auch die Grippewelle habe die seit Jahren bekannten Versorgungsdefizite im Wiener Gesundheitssystem wieder an die Oberfläche gespült, hieß es.

Das Paradoxe: Insgesamt sinkt die Zahl der Ärzte in Wien nicht. Immer weniger Ärzte entscheiden sich allerdings für einen Kassenvertrag – immer mehr eröffnen lieber ein Wahlarzt-Praxis, wo die Verdienstmöglichkeiten deutlich attraktiver sind.

Mehr Kassenstellen für Wien
Im Vorfeld der Gespräche hatte sich die WGKK noch skeptisch gegenüber den Forderungen der Kammer gezeigt: Im Österreich-Vergleich gebe es in Wien sehr viele Fachärzte, bei den Allgemeinmedizinern sei man im Schnitt. 300 zusätzliche Kassenstellen würden jährliche Mehrkosten von bis zu 75 Millionen Euro bedeuten. Dies sei nicht finanzierbar. Immerhin: Im 11., 22. und 23. Bezirk soll es bald drei neue Kinderarzt-Kassenstellen geben.

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