"Zusätzliche Kassenärzte lösen das Problem nicht"

Ein großes Hoffnungsgebiet ist die jüngere Ärztegeneration.
Experte fordert mehr Gruppenpraxen und Zentren direkt in den Krankenhäusern.

Wie kann man Ärzte dazu bewegen, ihre Praxis auch am Wochenende aufzusperren, um die überfüllten Spitalsambulanzen zu entlasten? Nachdem es vor zwei Wochen wegen extrem langer Wartezeiten an der Kinderambulanz im Donauspital zu Tumulten gekommen war, wird diese Frage leidenschaftlich diskutiert.

Die Ärztekammer wiederholte zuletzt einmal mehr ihre Forderung nach zusätzlichen Kassenstellen für Wien. Gerald Bachinger, Sprecher der Patientenanwälte, ist skeptisch: "More of the same, also einfach mehr Kassen-Planstellen, kann das strukturelle Problem nicht lösen", warnt er. "Dann haben eben nicht nur 86 Kassen-Fachärzte am Wochenende geschlossen, sondern 136."

Als Einzelkämpfer-Ordination könne man die Öffnungszeiten nicht ohne weiteres verlängern, ergänzt der Wiener Arzt Friedrich Weiser. Er ist Gründer der kassenärztlichen Gruppenpraxis Medico Chirurgicum in Liesing, die an sieben Tagen pro Woche geöffnet hat. Dass es nicht mehr solcher Zentren gebe, liege vor allem am Widerstand jener Ärzte und Funktionäre, die nicht bereit seien, jahrzehntelang eingeübte Strukturen zu verlassen. "Ein großes Hoffnungsgebiet ist daher die jüngere Ärztegeneration, die gewohnt ist, multiprofessionell zu arbeiten", sagt der Patientenanwalt.

"Zusätzliche Kassenärzte lösen das Problem nicht"

Zentren in Spitälern

Bachinger kann sich aber auch noch andere Modelle vorstellen. Etwa den Ausbau bestehender Strukturen (z. B. Interdisziplinäre Aufnahmestationen in den öffentlichen Krankenanstalten), um Primärversorgungszentren direkt unter der Organisation der Krankenhäuser anzubieten: "Das würde ein regionales Versorgungsangebot aus einer Hand bedeuten und viele bestehende Hindernisse, wie etwa die Schnittstellenproblematik zwischen Spitälern und niedergelassenem Bereich mit einem Schlag beseitigen", ist der Patientenanwalt überzeugt.

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