Maskenverweigerer verprügelte Schaffner: 14 Monate bedingte Haft

Maskenverweigerer verprügelte Schaffner: 14 Monate bedingte Haft
Prozess: 36-jähriger Wiener zuckte aus, weil er im falschen Zug saß. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der 36-Jährige hatte "sieben bis zehn" große Bier intus, dazu ein paar Jägermeister und Cola-Whiskey, als er sich am 8. Juli in Deutsch Wagram in den Zug nach Wien setzte. Als ihn der Zugschaffner darauf aufmerksam machte, dass er einen Mund-Nasen-Schutz aufsetzen soll, eskalierte die Situation. "Ist das jetzt dein Ernst?", fragte er erst. "Wenn du nicht gleich weitergehst, schlag ich dich total zusammen!"

Auf die Worte folgten Taten.

Im Landesgericht für Strafsachen in Wien trägt der Angeklagte eine Maske. "Mir tut das irrsinnig leid. Aber ich erinnere mich nicht mehr", erklärt er.

Falscher Zug

Die Staatsanwältin kann da nachhelfen. Der Wiener hatte den Nachmittag bei Freunden und sehr viel Alkohol verbracht. Als er heimwärts fahren wollte, stieg er in den falschen Zug nach Wiener Neustadt. Als er das bemerkte, rastete er aus. Mehrmals schlug er den Schaffner ins Gesicht. Als der Mann zu Boden ging, trat er auf ihn ein.

"Ich trinke normal nicht wirklich", versucht er vor Gericht zu erklären. "Aber damals ist alles zusammen gekommen. Stress mit dem Gericht wegen der Alimente für mein Kind, die Arbeitssuche ist in der Coronazeit eine Katastrophe und ich weiß nicht, wie ich meine Wohnung zahlen soll."

Er erinnere sich noch, dass er den Schaffner anschrie, weil der Zug nicht in seiner Station stehen blieb. Auch ein, zwei Watschen gesteht er ein. "Aber dann weiß ich nur noch, dass ich Handschellen oben hab' und mich die Polizei abführt."

"Sonst wirst du dran glauben!"

Das Opfer, der Schaffner, kann sich noch sehr genau erinnern. "Als ich ihn auf die fehlende Maske angesprochen habe, ist er wütend geworden." Nach den ersten Drohungen verständigte der Mann den Zugführer. "Es könnte sein, dass wir die Polizei brauchen." Seine Befürchtung wurde wahr. Nämlich in dem Moment, als der Angeklagte bemerkte, dass er im falschen Zug saß. "Er hat mich angeschrien, dass ich dafür sorgen soll, dass der Zug dort stehen bleibt - sonst werde ich dran glauben müssen."

Wenig später landete die Hand des 36-Jährigen schon im Gesicht des Schaffners. Er erlitt bei dem Übergriff Prellungen am Kopf und am Brustkorb, zwei Zähne splitterten ab.  "Erst als ein älterer Fahrgast mit einem Mädchen kam und gesagt hat, er soll aufhören mich zu schlagen, war es vorbei."

Polizei wartete am Bahnhof

Als der Zug im Bahnhof Stadlau anhielt, wartete schon die Polizei am Bahnsteig und nahm den Schläger fest.

Nicht nur für den Angeklagten hatte der Vorfall ein Nachspiel. Das Opfer war mehrere Monate im Krankenstand, ist in psychologischer Betreuung und fährt keine Spätschichten mehr.

"Es tut mir wirklich leid", wiederholt der Angeklagte im Gerichtssaal und übergibt dem Opfer 200 Euro. "Mehr habe ich im Moment nicht."

Urteil: 14 Monate bedingte Haft; nicht rechtskräftig. Dem Opfer muss er noch 1.800 Euro Schmerzengeld zahlen, den ÖBB wurden 4843,62 Euro zugesprochen.

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